Lakhnau
(Lucknow), Hauptstadt der
Provinz
Audh des britisch-ind. Kaiserreichs und seit der 1877 erfolgten
Vereinigung dieser
Provinz mit den
Nordwestprovinzen zweite
Residenz des
Lieutenant-Governors beider
Provinzen, liegt an der
Gumti,
über welche vier
Brücken
[* 3] führen, und ist
Knotenpunkt für die
Bahnen nach
Agra,
Dehli und
Benares, mit einer mittlern
Temperatur
von 26° C. und (1881) 261,303 Einw. (inkl.
der 3 km außerhalb der Stadt einquartierten
Garnison), überwiegend
Hindu. Lakhnau
gewährt aus der
Ferne einen überraschenden
Anblick, nahe gesehen erscheinen Pracht und
Glanz aber zumeist als elendes Stückwerk und Tünche.
Die Stadt, welche sich 8 km am Fluß hinstreckt, enthält als ansehnlichste Gebäude zwei schöne Moscheen, das aus mehreren Gebäuden in zwei Höfen bestehende Mausoleum (Imambara) Azuf ud Daulas, vier andre prächtige Grabdenkmäler, zwei weitläufige Paläste und eine große Anzahl andrer Prachtbauten in häufig sehr unschönem Stil. Seit dem großen Aufstand 1857, in welchem hier 2000 Engländer getötet wurden, sind breite Straßen durch die Stadt gezogen worden, von denen drei zu dem starken Fort führen; die Residenz liegt auf einem schönen malerischen Hügel.
Bemerkenswert sind die Erziehungsanstalt Martinière (gegründet von dem
Franzosen
Martin, Oberbefehlshaber der
Truppen Azuf
ud Daulas und Erbauer mehrerer
Paläste Lakhnaus
), ein
College und eine Anzahl Missionsschulen. Lakhnau
gilt noch immer als
Hauptsitz hindostanischer
Musik und
Dichtkunst, auch stehen die hiesigen
Theater
[* 4] bei den Eingebornen hoch. Die gelehrte
Welt
hat einen Vereinigungspunkt in der Dschalsah-Tahzib-Gesellschaft. Die
Industrie zeichnet sich durch
Gold- und Silberbrokat,
Glas- und
Thonwaren,
[* 5] feine
Gewebe
[* 6] etc. aus; der
Handel vertreibt vornehmlich
Weizen,
Baumwolle,
[* 7]
Zucker,
[* 8] Ölsamen,
Tabak.
[* 9] Lakhnau
spielte
bei dem
Aufstand von 1857
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eine Hauptrolle; die Generale Outram und Havelock, der hier starb, wurden von den Insurgenten eingeschlossen, durch Sir Colin Campbell aber befreit.