Lais
(spr. lä; vom kelt. laidh; irisch loid, Lied), bretonische
Lieder, die in ihrem metrischen
Bau dem Wechsel des musikalischen Rhythmus folgen und, ähnlich den kirchlichen
Sequenzen, aus ungleichen, meist zweiteiligen
Absätzen bestehen, mit der Einschränkung, daß der erste und der letzte
Absatz
von gleichem Strophenbau und von gleicher Melodie ist. Durch bretonische
Spielleute in Nord- und Südfrankreich verbreitet,
fanden die Lais
solchen Beifall, daß auch franz.
Trouvères seit dem 12. Jahrh. in der Form und nach der
Melodie der bretonischen
Muster dichteten.
Diese lyrischen Lais
hielten sich hier noch längere Zeit;
Guill. de Machau, Eustache Deschamps,
Alain
Chartier haben im 14. und 15. Jahrh.
Lais
gedichtet, doch löste damals diese Kunstform ihre enge
Verbindung mit der
Musik, und da der
Inhalt meist
belehrend-erbaulich wurde, wurden sie nur fürs Recitieren verfaßt. Im 16. Jahrh. ließ man
das Lais
als altmodisch fallen. Außerdem gab es seit dem 12. Jahrh. in
Frankreich epische (s. Marie de
France), Versnovellen
in gepaarten Achtsilbern, zum Hersagen gedichtet, die ursprünglich nichts anderes waren als die franz.
Erklärung des bretonischen
Textes der lyrischen Lais
, die zur
Harfe, Rotte, Vielle oder Flöte von bretonischen
Spielleuten vorgetragen
wurden. Da hier der
Inhalt der Lieder unter
Aufgabe der lyrischen Form reproduziert wurde, glaubte man sich berechtigt, den
Namen Lais
beizubehalten. Mit dem 13. Jahrh. schwindet dieser
Name als Bezeichnung eines erzählenden Gedichts
aus der franz. Litteratur. In England blieb das Wort in der Bedeutung von Lied (song, lyric
poem) erhalten (z. B. Macaulay, Lays of ancient
Rome, 1848). -
Vgl.
Birch-Hirschfeld,
Artikel Lais
in Ersch und Grubers
«Encyklopädie»
(2. Sekt., Bd. 41);
F.
Wolf, über die Lais
, Sequenzen und
Leiche u. s. w. (Heidelb. 1841).