Lainé
(spr. länē), Joseph Henri Joachim, franz. Staatsmann, geb. zu Bordeaux, [* 2] ward Rechtsanwalt, 1793 Distriktsadministrator von Réole und 1808 Deputierter für das Departement der Gironde im Gesetzgebenden Körper, wo er einen damals seltenen Freimut bekundete, ein bedeutendes Rednertalent entwickelte und sich, als er in einem Bericht vom von Frieden und Freiheit redete, den heftigsten Zorn Napoleons zuzog. Als englischer Agent verleumdet, zog er sich nach Bordeaux zurück, wurde jedoch nach der ersten Restauration durch Ludwig XVIII. zum Präsidenten der Deputiertenkammer berufen. So aufrichtig er der bourbonischen Dynastie ergeben war, ebenso heftig bekämpfte er jetzt die gegen die Verfassung gerichteten Pläne der Ultraroyalisten. Am zum Minister des Innern ernannt, setzte er die Auflösung der sogen. Chambre introuvable durch.
Zugleich legte er der neuen Kammer ein neues Wahlgesetz vor, das angenommen wurde. Nach einer erfolgreichen Wirksamkeit für die innern Interessen des Landes trat er im Dezember 1818 mit Richelieu zurück, da er wie dieser den fremden Mächten zuliebe das Wahlgesetz umzuändern bereit war. Er trat nun als Abgeordneter des Departements der Gironde in die Kammer, in der er als feuriger, glänzender Redner gegen die beiden Extreme zugleich ankämpfte. Unter dem Ministerium Richelieu wurde er zum Präsidenten im Konseil für den öffentlichen Unterricht und zum Staatssekretär ohne Portefeuille erhoben, gab jedoch aus Gesundheitsrücksichten beide Ämter bald wieder auf. Gegen Ende 1823 erhielt er die Pairswürde und den Titel eines Vikomte. Er starb