Laibach
[* 1] (slowen. Ljubljana), Hauptstadt des österreich. Kronlandes
Krain
[* 2] sowie ehedem des ganzen
Königreichs
Illyrien,
liegt in einem flachen, von zwei Bergvorsprüngen gebildeten
Thal,
[* 3] 303 m ü. M., halbmondförmig um den steilen Schloßberg,
an beiden
Ufern des
Flusses Laibach
, der als Poik nach einem 22 km langen
Lauf die
Adelsberger
Grotte durchfließt,
dort mehrere unterirdische
Bäche aufnimmt, bei
Planina als
Unz wieder zu
Tage tritt, dann abermals auf eine
Strecke verschwindet,
endlich bei Ober-Laibach
als schiffbare Laibach wieder hervorbricht u. 11 km unterhalb der
Stadt in die
Save mündet. ist
Knotenpunkt der Südbahnlinie
Wien-Triest und der Staatsbahnlinie
Laibach-Tarvis
und besteht aus der eigentlichen Stadt und acht ehemaligen Vorstädten, wird aber gegenwärtig in fünf
Bezirke eingeteilt.
Es hat ein freundliches Ansehen und besitzt mehrere größere
Plätze, darunter den Kongreßplatz mit der schönen Sternallee
und dem Denkmal
Radetzkys von
Fernkorn, dann den Hauptplatz mit Marmorbrunnen.
Die
Straßen sind in der innern Stadt eng und meist unregelmäßig, in den Vorstadtbezirken dagegen, namentlich
in dem neuen Stadtteil nächst dem
Bahnhof, gibt es schöne, breite
Gassen. Von den öffentlichen Gebäuden, welche meist dem 17. und 18. Jahrh.
angehören, sind besonders die
Domkirche zu St.
Nikolaus, mit hoher
Kuppel, Stuckornamenten und Fresken,
und unter den elf andern
Kirchen die
Jakobs- und Ursulinerinnenkirche, die 1852 eingeweihte evangelische
Kirche im byzantinischen
Stil und die 1883 beendete
Herz-Jesukirche anzuführen; ferner das
Rathaus im Renaissancestil, der Bischofshof, das
Theater,
[* 4] der Auerspergsche Fürstenhof, die alte
Burg, das Landhaus, das Redoutengebäude mit dem Sitzungssaal des
Landtags,
das Deutsche
[* 5]
Haus, das Kasinogebäude etc. Eine römische
Wasserleitung
[* 6] versorgt auch jetzt noch einen Teil der Stadt mit Trinkwasser.
Laibach
zählt (1880) 26,284 Einw. (40 Proz.
Deutsche, 60 Proz.
Slowenen) und hat, abgesehen von den städtischen
Gewerben, mehrere größere industrielle Etablissements,
teils in der Stadt selbst, teils in der nächsten Umgebung, so eine Baumwollspinnerei und
-Weberei, Glockengießerei,
Eisengießerei
[* 7] und Maschinenwerkstätte,
Fabriken für
Tuch und Wollwaren, Zündwaren,
Gas,
Papier,
Kaffeesurrogate,
Bier und
Branntwein,
Drahtstifte und
Nägel,
[* 8]
Leim, Dampfmühlen und eine k. k. Tabaksfabrik.
Von Wichtigkeit ist auch der Handel, welcher in den erwähnten Eisenbahnlinien, dann in Bezug auf Kredit in der Krainischen Eskomptegesellschaft seine Förderung findet. Von Bildungsanstalten sind anzuführen: ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrer- u. Lehrerinnenbildungsanstalt, eine theologische Lehranstalt und ein bischöfliches Seminar eine Lehr- und Erziehungsanstalt der Ursulinerinnen, eine Handelslehranstalt, gewerbliche Fortbildungsschule, eine Studienbibliothek etc. Außerdem sind zu nennen: eine Landwirtschaftsgesellschaft, welche eine Tierarzneischule und
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 9] von Laibach.]
¶
mehr
ein Tierspital erhält, eine Philharmonische Gesellschaft (mit Musikschule), ein Landesmuseum mit wertvollen kulturhistorischen
und naturgeschichtlichen Sammlungen, namentlich Funden aus dem Laibacher
Moor (s. unten), ein Historischer Verein, der Verein
Matica slovenska zur Hebung
[* 11] der slowenischen Litteratur, eine Sparkasse, ein Leihhaus, Krankenhaus
[* 12] mit Irren- und Gebäranstalt
und ein Zwangsarbeitshaus. ist der Sitz der Landesregierung von Krain, eines Landesgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft
für die Umgebung von Laibach
(die Stadt selbst hat autonome Verwaltung), eines Bischofs, des Militärdivisionskommandos, eines
Revierbergamtes, einer Finanzdirektion, eines Hauptzollamtes, einer Handels- und Gewerbekammer.
Der Schloßberg, welcher sich 76 m über der Stadt erhebt, trägt ein weitläufiges, 1813 von den Franzosen
teilweise zerstörtes Kastell (jetzt Gefängnis), den einzigen Rest der 1416-1520 aufgeführten, seit Anfang dieses Jahrhunderts
jedoch beseitigten Befestigungen von Laibach
, ferner einen Uhrturm und schöne Anlagen, welche eine herrliche Aussicht über Stadt
und Land gewähren. Die Umgebungen von Laibach
bieten schöne Spaziergänge dar, so nach dem städtischen (ehemals
Radetzky gehörigen) Gute Tivoli mit ausgedehnten Anlagen und einem Denkmal des Feldmarschalls; sie enthalten zahlreiche Landsitze
und Schlösser (Grabenbrunn, Thurn, Rosenbüchel, Kaltenbrunn etc.). Die 23,000 Hektar des nahen Laibacher
Moors sind durch Herstellung
des Gruberschen Kanals (1780) sowie durch spätere, auch jetzt noch andauernde Entsumpfungs- und Meliorationsarbeiten schon
zur Hälfte kulturfähig geworden und bieten in dem noch nicht entsumpften Teil Fasertorf als gutes Brennmaterial.
Die Südbahn durchschneidet das Moor mit einem 2300 m langen Bahndamm. Neuerdings wurden hier interessante Entdeckungen von
Pfahlbauten
[* 13] gemacht. - Laibach
befindet sich nach gewöhnlicher Ansicht an der Stelle des keltorömischen Ämona oder Hämona, welches
nach andrer Ansicht bei dem heutigen Igg zu suchen ist.
Jedenfalls ist es auf römischer Grundlage erbaut und nach deren Verfall in den Stürmen der Völkerwanderung in der avaroslawischen
Epoche von den Slowenen neu besiedelt und benannt worden. Seit dem 12. Jahrh. blühte mit deutscher Ansiedelung
der günstig gelegene Ort, besonders unter den Kärntner Herzögen aus dem Hause Sponheim-Lavantthal. Die
Namen der Vorstädte Tyrnau und Krakau
[* 14] spiegeln den slawischen Charakter der Pfahlbürgerschaft ab. 1270 wurde Laibach
als Erbschaft
des letzten Sponheimers von Ottokar von Böhmen
[* 15] eingenommen und 1416 zur Stadt erhoben.
Die Errichtung des Bistums erfolgte 1461. Laibach
spielte auch in der Reformationszeit eine wichtige Rolle als
erster Wirkungskreis des bekannten Primus Truber. 1797 zogen die Franzosen hier ein, die 1805 und 1806 wieder erschienen. Nachdem
das verschanzte Lager der Österreicher zu Laibach
an die Franzosen unter Mortier kapituliert hatte, wurde die Stadt vom
Oktober d. J. bis 1813 der Sitz des französischen Generalgouverneurs der illyrischen Provinzen. Die Stadt
ist auch historisch bekannt geworden durch den Laibacher
Kongreß, welcher im Januar 1821 hier eröffnet wurde, bis zum Mai
dauerte und bezweckte, durch gemeinschaftliche Beratungen die Ruhe Italiens
[* 16] zu sichern und die alte Ordnung der Dinge in Neapel
[* 17] und Sizilien
[* 18] wiederherzustellen. Es versammelten sich hier die Kaiser von Österreich
[* 19] und von Rußland,
der König beider Sizilien und der Herzog von Modena. Die Folge der Laibacher
Beschlüsse war der Umsturz der liberalen Verfassung
in
Neapel durch österreichische Truppen.
Vgl. A. Müllner, Emona (Laib. 1879);
Vrhovec, Die fürstliche Landeshauptstadt Laibach
(das.
1887);
Richter, Geschichte der Stadt Laibach
bis 1461 (in Kluns »Archiv für Geschichte Krains«, Heft 2 u. 3).