Lackmus
(Lacca musica), blauer Farbstoff, welcher aus verschiedenen Flechten [* 2] (Roccella-, Variolaria- und Lecanora-Arten), besonders aus Roccella tinctoria und Lecanora parella, namentlich in Holland dargestellt wird. Man überläßt die gemahlenen Flechten unter Zusatz von Kalk und Pottasche mit wässerigem Ammoniak oder faulem Urin etwa vier Wochen der Gärung, verdickt dann die Masse, in welcher sich der blaue Farbstoff entwickelt hat, mit Kreide [* 3] und Gips, [* 4] bringt sie in die Form kleiner Würfel und trocknet sie. Das ist dunkelbau ^[richtig: dunkelblau], matt, erdig und ¶
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gibt mit Wasser eine blaue Flüssigkeit, welche sich durch Säure zwiebelrot färbt, während die gerötete Lösung durch Alkalien
ebenso leicht wieder blau wird. An der Luft ist es leicht vergänglich. Man benutzt das Lackmus
zum Bläuen von Wäsche, hauptsächlich
aber als Reagens und bestimmt damit die saure, neutrale oder alkalische Reaktion eines Körpers. Dies geschieht
besonders bei der Maßanalyse durch Lackmus
tinktur, sonst aber durch Lackmuspapier. Zur Bereitung des letztern erhitzt man
gepulvertes und zur Entfernung eines störenden Körpers mit Alkohol extrahiertes Lackmus
mit der sechs- bis achtfachen Menge Wasser,
filtriert, setzt 1 Teil Weingeist zu und vermischt 1 Teil dieser Lackmus
tinktur unter Umrühren vorsichtig
mit so viel verdünnter Schwefelsäure,
[* 6] bis sie eben rot zu werden beginnt. Dann setzt man noch 1 Teil Lackmus
tinktur hinzu
und tränkt mit dieser Flüssigkeit feines Filtrierpapier, welches nach dem Trocknen in Streifen geschnitten aufbewahrt wird.
Rotes Lackmus
papier erhält man auf dieselbe Weise aus Lackmus
tinktur, welche durch vorsichtigen Zusatz
von Schwefelsäure gerötet worden ist.