Laboulaye
(spr. -buläh), Edouard René Lefebvre de, ausgezeichneter franz. Jurist, auch namhafter Publizist und Journalist, geb. zu Paris, studierte die Rechte, war erst Besitzer einer Schriftgießerei, ward 1843 Advokat am Appellhof zu Paris und 1849 Professor der vergleichenden Rechtswissenschaft am Collège de France. Seine Arbeiten über römisches Recht, wie: »Flores juris antejustinianei« (Par. 1839) und »Juris civilis promptuarium« (1844),
sind verfehlt, bedeutender dagegen die über französisches Recht: »Glossaire de l'ancien droit français« (mit Dupin, 1846);
»Le coutumier de Charles VI« (1846);
neue Ausgaben von Ant. Loysels »Institutes coutumières« (1846, 2 Bde.) und Fleurys »Institution au droit français« (1858, 2 Bde.);
»Études sur la propriété littéraire en France et en Angleterre« (1858).
Besonderes Verdienst erwarb er sich durch Herausgabe der »Revue historique de droit français et étranger« (1855-69, 15 Bde.),
worin er die von Savigny angebahnte historische Richtung der Jurisprudenz in Frankreich vertrat, und an welche sich als Fortsetzungen anschlossen die »Revue de législation ancienne et moderne« (1870 bis 1876, 6 Bde.) sowie die noch forterscheinende »Nouvelle Revue historique de droit français et étranger« (1877 ff.). Sein Hauptwerk ist die »Histoire politique des États-Unis 1620-1789« (1855-66, 3 Bde.; 6. Aufl. 1876; deutsch, Heidelb. 1870, 3 Bde.). Auch auf belletristischem Gebiet ist Laboulaye aufgetreten, beispielsweise mit dem sehr bedeutenden humoristisch-satirischen Roman »Paris en Amérique« (1863, 27. Aufl. 1872; deutsch, Berl. 1867) sowie mit den »Contes bleus« (1863, 3. Aufl. 1869),
»Nouveaux contes bleus« (1867, 2. Aufl. 1874),
»Le prince Caniche« (1868; deutsch, Heidelb. 1869),
»Derniers contes bleus« (1883) und außerdem vielfach als Essayist in Zeitschriften. Einen Teil dieser Aufsätze geschichtlichen und religiösen Inhalts hat Laboulaye gesammelt in den »Études contemporaines sur l'Allemagne et les pays slaves« (1856, 4. Aufl. 1876) sowie in der »La liberté religieuse« (1858) betitelten Schrift.
mehr
Außerdem veröffentlichte er noch »Questions constitutionnelles« (1873). Als Politiker ist Laboulaye mit weniger Glück thätig gewesen denn als Schriftsteller. Nachdem er dreimal als Kandidat der Opposition bei den Wahlen zur Zeit des Kaiserreichs durchgefallen, erklärte er sich 1870 für das Plebiszit und für das Ministerium Ollivier. Im Juli 1871 ward er in die Nationalversammlung gewählt, in der er sich den gemäßigten Republikanern des linken Zentrums anschloß. 1875 bot er allen Einfluß auf, um das von den Jesuiten veranlaßte Gesetz über den freien Unterricht durchzubringen, und 1876 als lebenslängliches Mitglied in den Senat gewählt, bewirkte er hier die Ablehnung des Waddingtonschen Versuchs, die Nachteile jenes Gesetzes zu verhüten. Er starb in Paris.