Laboratorium
[* 1] (lat.), das zur Ausführung chemischer
Arbeiten bestimmte und mit den nötigen Vorrichtungen versehene
Lokal. In der alchimistischen Zeit, in welcher der
Adept seine
Arbeiten mit tiefstem
Geheimnis zu umhüllen suchte, war das ein
abgeschlossener
Raum mit kolossaler Feuerstätte, vollgepfropft mit wunderlich gestalteten
Gläsern und
Apparaten, von denen man sich besondere Leistungen versprach. Mit der Begründung der wissenschaftlichen
Chemie wurde das Laboratorium
nüchterner
und geeigneter zur
Aufnahme physikalischer
Instrumente, wie
Wagen,
Barometer,
[* 2]
Thermometer,
[* 3]
Luftpumpen
[* 4] etc., zur Ausführung exakterer
Arbeiten, die zu ihrem Gelingen größte Akkuratesse und Sauberkeit voraussetzten. Durch Einführung
des
Leuchtgases an
Stelle der
Holzkohlen und des
Spiritus,
[* 5] durch die Vorrichtungen zur leichten
Ableitung von
Gasen und
Dämpfen
und durch vielseitige Benutzung einer
Wasserleitung
[* 6] gewann das Laboratorium
den
Charakter, welchen es gegenwärtig besitzt (s. Abbildung).
Neben den Privatlaboratorien
, in welchen die Chemiker ihre wissenschaftlichen
Laborde - Laboulaye

* 7
Seite 10.377.[* 1] ^[Abb.: Chemisches Laboratorium (Arbeitstisch)] ¶
mehr
Arbeiten ausführen, benutzt man gegenwärtig Unterrichtslaboratorien
, gewöhnlich verbunden mit Hörsälen für Experimentalchemie,
welche hinreichende Gelegenheit zur bequemen und sichern Anstellung von Experimenten ohne Belästigung der Zuhörer durch Gase
[* 8] und Dämpfe bieten müssen. In den Unterrichtslaboratorien
hat man Säle für qualitative und quantitative Analyse sowie für
synthetische Arbeiten, besondere Räume für Arbeiten mit Schwefelwasserstoff, Glühoperationen, Destillationen,
Elementaranalysen, spektroskopische und photometrische Untersuchungen, nach Norden
[* 9] gelegene Zimmer für Gasanalysen, Zimmer für
die Wage,
[* 10] für Aufbewahrung physikalischer Instrumente, Bibliothek- und Lesezimmer etc. Jeder Praktikant besitzt einen eignen
Tisch, ausgestattet mit Gas- und Wasserleitung, Wasserluftpumpe und Reagenzien.
Arbeiten, bei denen sich übelriechende oder schädliche Gase entwickeln, werden in gut ventilierten, durch
Glasscheiben abgeschlossenen Wandschränken vorgenommen. Die Räume zur Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen sind
mit allen denkbaren Hilfsmitteln versehen, um die Arbeit zu erleichtern und alle mechanischen zeitraubenden Operationen auf
ein Minimum zu reduzieren. Besondere Einrichtungen fordern die agrikulturchemischen, pharmazeutischen, chemisch-technischen
und die Laboratorien
, welche der Kontrolle des Handels mit Lebensmitteln gewidmet sind, ferner die Laboratorien
der Gerichtschemiker, die Handelslaboratorien, in welchen Untersuchungen für Handel und Gewerbe ausgeführt werden, die Laboratorien
der landwirtschaftlichen Versuchsstationen, der physiologischen Chemiker, der Fabriken und Hüttenwerke.
Dampfkessel I

* 11
Dampfkessel.
Der Raum, welcher in den Apotheken Laboratorium
genannt wird, ist weniger der chemischen Untersuchung als der praktischen
Arbeit, der Darstellung pharmazeutischer Präparate, gewidmet und enthält gewöhnlich einen Dampfkessel
[* 11] zum Erhitzen von Abdampfgefäßen
mit Dampf,
[* 12] zum Betrieb eines Destillationsapparats, zum Heizen eines Trockenschrankes etc.,
ferner Windöfen, Wagen etc. Beschreibungen moderner Laboratorien s. Lang, Das chemische Laboratorium
der Universität Heidelberg
[* 13] (Karlsr.
1858);
Müller, Das chemische Laboratorium
der Universität Greifswald
[* 14] (Berl. 1864);
Cremer, Das neue chemische Laboratorium
in
Berlin
[* 15] (das. 1868);
Kolbe, Das chemische Laboratorium
in Leipzig
[* 16] (Leipz. 1872);
Ferstel, Der Bau des chemischen Instituts in Wien [* 17] (Wien 1874);
Baeyer und Geul, Das neue chemische Laboratorium
in München
[* 18] (Münch. 1880). - Beim Militär versteht man unter Laboratorium
die Anstalten,
in welchen für alle Waffen
[* 19] die Munition und Munitionsgegenstände aller Art, wie Zündungen
[* 20] etc., angefertigt werden. Außer
den kleinern Laboratorien zum Fertigmachen der Munition bestehen in manchen Staaten Zentrallaboratorien mit ausgedehntem Maschinenbetrieb
zur Anfertigung von Patronen (Deutschland)
[* 21] oder für die Herstellung der schwierigern Gegenstände. Kriegslaboratorien sind
in Kasematten der Festungswerke zur Benutzung bei Verteidigung der belagerten Festung,
[* 22] Speziallaboratorien
werden in detachierten Forts oder selbständigen Außenwerken angelegt. Die Laboratorien gehören zu den Artilleriedepots und
stehen unter Verwaltung von Feuerwerksoffizieren.