L
(el), l, lat. L, l, ein tönender Gleite- oder Zitterlaut (Liquida), ist als solcher so nahe mit den Vokalen verwandt, daß es sogar wie ein Vokal silbenbildend auftreten kann, z. B. in dem deutschen Wort Handel (spr. handl); doch gibt es auch ein tonloses l, z. B. im Deutschen nach s und t. Außerdem kann man, je nach der Stellung der Zunge, unterscheiden ein cerebrales l, das wie das cerebrale r (s. »R«) durch Zurückbiegen der Zungenspitze nach oben gebildet und im altem Sanskrit durch einen besondern Buchstaben, im Welsch, der Sprache [* 2] von Wales, durch ll bezeichnet wird; ein dentales oder alveolares l, im Deutschen und den meisten Sprachen die gewöhnlichste Art des l, wie das entsprechende r einfach durch Anlegung der Zungenspitze an das hintere Zahnfleisch der Oberzähne (Alveolen) gebildet, und ein dorsales oder mouilliertes l, französisch (z. B. in Versailles) [* 3] und spanisch ll, italienisch gl, portugiesisch lh, im Slawischen lj, ein durch Annäherung des Zungenrückens an den harten Gaumen mit gleichzeitiger Herabbiegung der Zungenspitze gebildetes l, bei dem ein j leise nachtönt.
Allen Arten von l ist gemeinsam, daß, wie bei der Bildung von d und t, die Zungenspitze den Mund nach vorn zu in der Mitte absperrt, dagegen die Luft seitwärts an den beiden Backen entlang vorbeistreicht. Geschichtlich betrachtet, ist das l sehr häufig aus r entstanden, das in den indogermanischen Sprachen ursprünglich allein vorhanden war. Im Sanskrit gibt es ein besonderes Zeichen für das vokalische l, wie auch im Böhmischen l als Vokal vorkommt. Unser Buchstabe l geht durch Vermittelung des lateinischen l auf das griechische Lambda (Λ, λ) zurück, das seinerseits von dem semitischen (phönikischen) Lamed (»Ochsenknittel«) abstammt.
Abkürzungen.
Als römisches Zahlzeichen ist L = 50 (daher zwei übereinander gesetzte L [später abgerundet C] = 100);
als Abkürzung bedeutet L in römischen Inschriften, Handschriften etc. Lucius, Lälius, Lector, Liber, Libertus etc., im neuern Latein Linea (Zeile), Licentiatus etc.;
auf französischen Kurszetteln steht L für Lettre, Brief (s. d., S. 420);
auf französischen Münzen [* 4] bedeutet es die Münzstadt Bayonne.