Kuppelung.
[* 2] Gebrüder Mannesmann in
Remscheid
[* 3] haben eine neue Art von Kuppelung
erfunden, welche sowohl eine axiale
Verschiebung
der zu kuppelnden Wellenstücke als auch eine Verstellung des
Winkels, unter dem die Wellenstücke aneinander stoßen, gestatten.
Die ursprüngliche Bestimmung dieser Kuppelung
war, bei den zur Ausführung des
Mannesmannschen Schrägwalzverfahrens
dienenden
Walzwerken (s. Bd. 17, S. 708 f.) die
Walzen und ihre Zuleitungswellen in angemessener
Weise mit den festgelagerten
Triebwellen zu kuppeln. Es bedurfte bei dem einfachsten dieser
Walzwerke vier
Kuppelungen,
[* 4] zwei für jede
Walze, welche eine
weitgehende Verstellung sowohl im
Winkel
[* 5] als auch der
Länge nach gestatten mußten. Zugleich aber mußte
die
Übertragung ganz gleichförmig vor sich gehen, derart, daß das mittels der Kuppelung
angetriebene Wellenstück
ebenso gleichmäßig rotierte wie das antreibende. Eine gute Kuppelung
für diese Anforderungen
gab es nicht; das bekannte
Universalgelenk
[* 6] (s. Bd. 10, S. 336) überträgt die
Bewegung zu ungleichmäßig und nimmt auch zu viel
Raum ein.
Die von Mannesmann erfundene Kuppelung
arbeitet ohne Bewegungsfehler und nimmt nicht mehr
Raum ein als eine gewöhnliche Klauenkuppelung.
Die
[* 1]
Figur zeigt eine schematische
Darstellung der Kuppelung
nach
Reuleaux. Denkt man sich die
Wellen
[* 7] a und b von zwei
Punkten aus, die
gleichweit vom Achsenschnittpunkt S abliegen, mit sehr dünnen, in der
[* 1]
Figur sich
als
Linien darstellenden
Armen versehen, welche
mit den
Achsen b
S und a S gleiche
Winkel einschließen, so bleiben die berührenden
Paare dieser
Arme bei gleichförmiger Drehung beider
Achsen stets in Berührung.
Aus der Lage s1 gelangt z. B. der Berührungspunkt nach einer Achsendrehung von 180° in die Lage s2. Der Berührungspunkt wird dabei den Umriß eines schrägen Schnittes durch zwei gerade Kreiskegel, welche von den Armen von a und b beschrieben werden, umfahren, hier also eine Ellipse. [* 8] Um die Berührung der Linien zu verwirklichen, könnte man sie als scharfe Kante von Stahl ausführen, würde indessen damit ein der Zerstörung rasch anheimfallendes Getriebe [* 9] erzielen.
Mannesmann wandte statt der scharfen Kanten halbe Cylinder an, welche sich mit den ebenen Halbierungsflächen berühren und zwar so, daß die Achsen der Cylinder mit den Linien s2 a, s2, b, s1 a und s1 b zusammenfallen. Mit den gekrümmten Rückenflächen sind diese Cylinder in entsprechenden Höhlungen massiver Arme, die von a und b ausgehen, gelagert. Zwei solche zusammenwirkende Cylinder bilden ein Gelenk, welches nach Reuleaux' Vorschlag den Namen Schnittgelenk erhalten hat, so daß danach die als Schnittgelenkkuppelung zu bezeichnen ist.
Diese Kuppelung
, aus Stahlguß in den Hauptkörpern, aus harter
Bronze
[* 10] in den
Schnittgelenken, die übrigens auch
als Kugelstücke gebildet sein können, hat sich in jeder Beziehung vortrefflich bewährt und leistet bei den praktischen
Betrieben der Mannesmann-Walzwerke die vorzüglichsten
Dienste.
[* 11] Natürlich wird sie in der Maschinentechnik auch sonst zweckmäßig
Verwendung finden, wo ähnliche
Bedingungen bezüglich der Beweglichkeit der zu kuppelnden Wellenstücke
gestellt sind.