Kuppel
,
Parabase - Parabel

* 4
Parabel. die über meist runden Gebäuden oder runden Gebäudeteilen errichtete, nach der Form einer Rotationsfläche
gebildete Deckenkonstruktion aus
Stein,
Holz
[* 2] oder
Eisen,
[* 3] in deren
Scheitel sich gewöhnlich eine runde Lichtöffnung
befindet, die entweder durch ein Glasfenster
(Oberlicht) geschlossen, oder mit einem kleinen runden, an den Seiten mit
Fenstern
versehenen Türmchen
(Laterne) überbaut wird. Als Erzeugungslinie der Rotationsfläche dient meist die Kreislinie (Kreissegment
oder
Halbkreis) zu steinernen und hölzernen, die gemeine oder kubische
Parabel
[* 4] zu eisernen
Kuppeln (parabolische Kuppel
). Wird
eine Kuppel
mit kreisförmigem Horizontalschnitt über einem quadratischen
Raum angebracht, so entsteht die Hängekuppel.
Über diese sowie über das Kuppel
gewölbe s.
Gewölbe.
[* 5] Die ersten kuppel
artigen
Decken finden wir bei den Griechen, wo dieselben
aus allmählich enger werdenden, ringförmigen horizontalen Steinlagen bestanden. Die ersten wirklich gewölbten
Kuppeln scheinen
der Diadochenzeit anzugehören, von denen uns zwar kein Überrest geblieben ist, die aber, wie die Rundbauten
von
Alexandria u. a., überwölbte, mit
Marmor bekleidete Backsteinbauten gewesen zu sein scheinen.
Baukunst V

* 8
Baukunst V.
Bei den
Römern bildete sich der
Bau gewölbter
Kuppeln weiter aus, unter welchen die über dem
Panthéon in
Rom
[* 6] (s. Tafel
»Baukunst
[* 7] V«,
[* 8] Fig. 14-16) eine der ältesten ist. Dieser ursprünglich zu den
Thermen des
Agrippa gehörende, zugleich
dem
Jupiter Ultor geweihte
Bau wurde unter
Augustus von
Valerius von
Ostia aufgeführt und bildet einen Kuppelbau
von 132
Fuß
innerm
Durchmesser und ebensoviel lichter
Höhe. Die Umfangswand enthält im Innern acht abwechselnd rund und rechteckig
ausgetiefte
Nischen, wovon eine für den Eingang durchbrochen ist, während die übrigen sieben auf
Postamenten stehende Götterbildnisse
aufnahmen.
Baukunst VII

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Baukunst VII.
Die über die
Nischen sich hinziehende, mit Pilasterstellung kombinierte
Attika ist nach
Adler
[* 9] wahrscheinlich unter
Septimius Severus
eingefügt, während die
Nischen
oben früher durch Halbkreisbogen abgeschlossen waren und je zwei korinthische
Säulen
[* 10] mit durchlaufendem Gebälk enthielten, worauf die von
Plinius erwähnten zwei zur Unterstützung jener Halbkreisbogen dienenden
Karyatiden
[* 11] standen. Die durch reiche
Kassetten gegliederte Kuppel
enthält
oben eine Öffnung von 27
Fuß
Durchmesser, während
sich vor dem Eingang ein dreischiffiger, mit
Tonnengewölben überspannter, mit
Giebeldach überdeckter und in der
Fronte auf
acht korinthischen
Säulen ruhender
Portikus befindet. Eine höhere
Ausbildung erfuhren die
Kuppeln in der
altchristlichen
Baukunst. Das berühmteste Denkmal dieser Zeit ist die Flachkuppel
der
Sophienkirche (s. Tafel
»Baukunst VII«,
[* 12] Fig. 9) in
Konstantinopel,
[* 13] welche zur Anwendung des Kuppel
baues auch in einzelnen Gegenden
Italiens,
[* 14] besonders in
Ravenna und
Venedig,
[* 15] sowie in
Deutschland,
[* 16] besonders bei Überwölbung der
Vierung romanischer
Kirchen, Veranlassung
gab.
Kuppelei - Kuppelungen

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Seite 10.335.
Dieser unter Justinian von Anthemios von
Tralles ausgeführte
Bau bildet ein
Rechteck von 228
Fuß
Breite
[* 17] und 252
Fuß
Länge, dessen 110
Fuß
breites Mittelschiff von einer ganzen in der Mitte und zwei halben
Kuppeln zu beiden Seiten bedeckt wird,
an welch letztere sich wieder je drei mit Halbkuppeln
überwölbte
Nischen anschließen. Die nach
Osten und
Westen gelegene
Nische unter den letztern enthält bez. den
Altar
[* 18] und den nach der Vorhalle führenden Eingang. Die über dem quadratischen
Mittelraum errichtete Hauptkuppel
bildet eine auf vier mächtigen Bogenzwickeln ruhende sogen.
Hängekuppel, welche im
Scheitel geschlossen und durch eine umlaufende Fensterreihe seitlich erleuchtet
wird.
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Baukunst XI

* 21
Baukunst XI.mehr
Die Seitenwände sind unterhalb der Bogenzwickel durch zwei Säulenstellungen oben nach den für die Frauen bestimmten Emporen, unten nach den Nebenschiffen geöffnet. Der gotische Stil verdrängte den Kuppelturm in Deutschland, während er denselben in andern Ländern, freilich als widerstrebendes Element, in sich aufnahm. Die höchste technische und architektonische Ausbildung erhielt die in der modern-italienischen Baukunst. Brunellescos auf dem Dom zu Florenz [* 20] fand Nachahmung in dem berühmtern Kuppelbau der Peterskirche (s. Tafel »Baukunst XI«, [* 21] Fig. 2 u. 3) in Rom, dem gepriesenen Muster der katholischen Kirchenbaukunst, dem auch die Paulskirche in London [* 22] nachgebildet ist.
Die zuerst von Bramante geplante und nach verschiedenen Wandlungen von Michelangelo und Domenico Fontana ausgeführte Peterskirche besitzt die größte Kuppel der Welt, da sie sich bei einem Durchmesser von 140 Fuß 405 Fuß über den Fußboden erhebt und oben einen außen durch Säulenstellung, innen durch Pilasterstellung geschmückten Tambour mit Fenstern trägt. Vier kleinere Kuppeln in den vier Ecken und drei Halbkuppeln an den Enden der kürzern Kreuzarme in Verbindung mit zahlreichen Tonnengewölben bedecken die übrigen Räume.
Berlin

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Berlin.Eine der schönsten modernen Kuppeln hat der Dom der Invaliden in Paris. [* 23] Die moderne italienische Kirchenkuppel seit Michelangelo ruht meist auf einem sogen. Cylinder oder Tambour, einem runden oder eckigen Unterbau, der mit einer Reihe Fenster und von außen mit einer Kolonnade versehen ist. Das Innere der Kuppel ist in Felder oder Kassetten geteilt oder mit Fresken geschmückt. Gewöhnlich ist die innere Schale der Kuppel bedeutend niedriger als die äußere. Eine der schönsten neuern Kuppeln in einem Profanbau ist die Kuppel am Museum zu Berlin, [* 24] die jedoch an Kolossalität der Verhältnisse von der Kuppel der Befreiungshalle bei Kelheim übertroffen wird. Im 16. Jahrh. konstruierte Philibert de l'Orme mittels einzelner Tragrippen aus Bohlen die ersten hölzernen Kuppeln, welche jedoch wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit und Feuersicherheit nur vereinzelte Nachahmung fanden. Dagegen haben die eisernen Kuppeln zuerst bei Überdachung eines Vierungsturms am Dom zu Mainz [* 25] durch Moller um 1830 und später, insbesondere bei Überdachung von Gasometern, in Berlin durch Schwedler in den 70er Jahren Anwendung gefunden und seitdem eine hohe technische Ausbildung, namentlich bei Ausstellungsgebäuden, erfahren, welche zu den kühnsten Konstruktionen geführt hat.