Kumanen
oder Komanen, wahrscheinlich nicht verschieden von den Uzen bei byzant. und den Ghuzen (Ghuzz) bei arab. Schriftstellern, heißt ein Volk, das von den Russen Polowzer genannt wird, woraus die deutschen Chronisten Falwen (Falawen; mittellat. Valvi, Falones) bildeten. Von dem Lande östlich der untern Wolga und dem Jaik her, wo sie sich schon um 750 finden, brachen die um die Mitte des 11. Jahrh. in Europa [* 2] ein, breiteten sich an den nördl. Ufern des Schwarzen Meers bis zur untern Donau und den östl. Karpaten aus, wo dann die heutige Moldau den Namen Kumanien erhielt.
Ihre Hauptmacht erlag den Mongolen in der
Schlacht an der Kalka 1223; 40000 Familien brachte ihr Fürst
Kuthen 1239 nach
Ungarn,
[* 3] wo sie
Béla IV. aufnahm. Das heutige Groß- und Kleinkumanien (Kunság), als eigene Distrikte innerhalb
der
Komitate von
Szolnok und
Pest, bewahren das Andenken jener letzten kuman. Einwanderung. Die heutigen Kumanen
sprechen nur ungarisch.
Ein anderer
Teil der Kumanen
flüchtete nach
Bulgarien
[* 4] und in das
Byzantinische Reich. Als Nachkommen der Kumanen
gelten
die türkisch sprechenden
Christen (Bazarjane, Gagauzi,
Surguči) in der Krim,
[* 5]
Bessarabien, Dobrudscha,
Bulgarien und Rumelien.
Alles weist darauf hin, daß die Kumanen
ein türk.
Stamm waren, dessen
Sprache
[* 6] sich eng an das Osttürkische (Dschagataische) anschließt.
Dies zeigt das sogenannte «kuman.
Vaterunser» und das kuman. Wörterbuch (von 1303),
das Petrarca der Bibliothek von Venedig [* 7] geschenkt hat («Codex Cumanicus», hg. von Geza Kuun, 2 Bde., Budapest [* 8] 1880–83). –
Vgl.
Blau,
Über die
Nationalität und
Sprache der Kumanen
(Bd. 23 der «Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Lpz. 1876);
Radloff, Das türk. Sprachmaterial des Codex Cumanicus (Petersb. 1887);
Kumanen
Jireček, Überreste der
Petschenegen und in
Bulgarien (in den «Sitzungsberichten» der königl.
Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1889).