Kumānen
(Komanen), ein asiatisches Steppenvolk türkischen
Stammes, bei den
Byzantinern
Uzen, bei
den
Ungarn
[* 2] Kuni, bei den slawischen Völkern
Polowci (»Bewohner der
Flächen«) genannt, brach im 11. Jahrh. aus der Kumanischen
Steppe am
Kuma (s. d.) in
Europa
[* 3] ein; es waren häßliche, kahl geschorne Reiterscharen, mit
Pfeil und
Bogen
[* 4] bewehrt und leichte
Kähne zum Überschreiten der
Ströme mit sich führend. Sie beunruhigten die
Grenzen
[* 5] des griechischen Kaiserreichs,
in dessen
Dienst einzelne
Scharen traten, und drangen 1070 zum erstenmal in
Ungarn ein, wurden jedoch von König
Salomon zurückgeschlagen.
Bei einem zweiten
Einfall 1089 brachte ihnen
Wladislaw an der
Temes eine große
Niederlage bei und siedelte den Teil der Gefangenen,
der sich für
Annahme des
Christentums entschied, im jetzigen
Jazygien an. Ein zweiter
Sieg
Wladislaws über
die in ihren
Wohnsitzen an der untern
Donau zurückgebliebenen Kumanen
sicherte
Ungarn längere Zeit vor ihren
Angriffen. In der ersten
Hälfte des 13. Jahrh. erlag ihre Hauptmacht den
Mongolen, gegen welche sie auch in der
Schlacht bei Kalka
(1224), mit den
Russen verbündet, vergebens ankämpften.
Ein
Haufe von 10,000 Kumanen
rettete sich auf das byzantinische Gebiet. Ein Teil derselben nahm 1227 das
Christentum an. Ihr Oberkönig,
Chan
Kuthan, schlug die
Mongolen zweimal zurück, wurde aber von Batuchan 1235 besiegt und mußte mit 40,000 kumanischen
Familien
nach
Ungarn fliehen, wo König
Bela ihnen das Land zwischen
Theiß und
Donau anwies. Aber sie blieben ihren
rohen
Gebräuchen und der nomadischen Lebensweise sowie dem
Götzendienst getreu und widersetzten sich den
Versuchen
Belas, sie
zum
Christentum zu bekehren und an feste
Wohnsitze zu gewöhnen. König
Wladislaw IV., der den Beinamen
»der Kumane« erhielt, begünstigte sogar ihr zuchtloses
Treiben, lebte unter ihnen, gestattete die heidnischen
Opfer und stellte
die Kumanen
den
Magyaren gleich.
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Da schritt Papst Nikolaus IV. ein, ließ 1287 das Kreuz
[* 7] gegen die Kumanen
predigen und zwang den König, sich von ihnen loszusagen
und sie bekämpfen zu helfen. Die Kumanen
wehrten sich lange und rächten sich durch verheerende Raubzüge; Wladislaw wurde 1290 von
ihnen ermordet. Erst in der Mitte des 14. Jahrh. wurden sie mit Gewalt zum Christentum und zur Annahme ungarischer
Sitten gebracht. Ihre Nachkommen bewohnen das sogen. Groß- und Kleinkumanien, waren bis 1638 mit großen
Vorrechten ausgestattet, sind aber jetzt ganz magyarisiert.
Vgl. Blau, Über die Nationalität und Sprache
[* 8] der Kumanen
(»Zeitschrift
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft« 1876, Bd. 23).