Kultivator
(neulat., engl.), jedes durch Spann- oder
Dampfkraft betriebene Bodenbearbeitungsgerät, speziell ein mehrschariges Gerät, welches den
Boden lockert,
die
Unkräuter vertilgt oder bestimmte
Arbeiten der Bodenkultur, wie z. B. das
Behacken der
Pflanzen, ausführt.
Letzterer Aufgabe
entsprechen freilich in vollkommnerer
Weise die
Pferdehacken (s.
Pferdehacke), da dieselben gleichzeitig mehrere Zwischenräume
von Reihenpflanzen, wie gedrilltes
Getreide,
[* 2]
Rüben oder
Zichorien, bearbeiten; trotzdem finden die Kultivatoren
mannigfache Anwendung für diesen
Zweck.
Der bekannteste Kultivator
, namentlich zur Tiefkultur und zur Zerstörung tief wurzelnder
Unkräuter, ist der von dem englischen Fabrikanten
Coleman konstruierte
[* 1]
(Fig. 1), welcher infolge seiner zweckmäßigen
Anordnung die ausgedehnteste Anwendung findet. Er besitzt
ein eisernes
Gestell, welches durch drei in vertikaler
Richtung stellbare
Räder getragen wird. In demselben
sind in zwei
Reihen 5 oder 7, zuweilen auch 9
Scharen angeordnet, welche durch einen gemeinschaftlichen
Hebel
[* 3] aus dem
Boden gehoben
und durch Verstellung dieses
Hebels in einem Kreissegment zu beliebigem Tiefgang eingestellt werden können. Die zugehörigen
Bodenbearbeitungsinstrumente
[* 1]
(Fig. 2) werden in mannigfaltigster Form verwendet, und man
bezieht in der
Regel mit dem Kultivator
eine größere Anzahl dieser
Scharen, welche auf den Stielen aufgeschoben und mittels hölzerner
Stifte befestigt werden.
Diese
Anordnung gewährt gegenüber den mit den Stielen aus einem
Stück gefertigten
Scharen den Vorteil, daß, wenn das Gerät
auf ein Hindernis, z. B. einen größern
Stein, stößt, ein
Abbrechen des schwer zu erneuernden Scharstiels
unmöglich gemacht wird, da der hölzerne Bruchstift eine geringere Widerstandsfähigkeit als dieser besitzt und demnach
abgeschnitten wird. Die in
[* 1]
Fig. 2 dargestellten spitzen
Scharen dienen vornehmlich für
Boden, welcher durch die
Arbeit des
Kultivators
von
Unkräutern gereinigt werden soll, während die breiten
Scharen hauptsächlich zur tiefen
Lockerung des
Untergrundes benutzt werden.
Der in
[* 1]
Fig. 3 dargestellte Kultivator
dient zum Bearbeiten der Zwischenräume von
Hackfrüchten. Die Gesamtdisposition ist die eines
gewöhnlichen
Pflugs mit Stelzrad; zur
Bodenbearbeitung dient zunächst eine Grubberschar mit aufsteigenden Seitenflächen,
welche eine ähnliche
Wirkung ausüben wie ein Häufelpflug.
Unmittelbar dahinter folgen zwei flache, an
vertikalen Stielen stellbare
Messer
[* 4] zum Abschälen der obersten harten
Erdkruste; dieselben können in dem
Gestell nach der
Seite hin verschoben werden, um je nach dem
Abstand der beiden Pflanzenreihen die Arbeitsbreite zu regulieren. Den
Schluß
bildet eine kleine
Egge,
[* 5] welche die durch den Häufler und die Schälmesser aufgeworfene
Erde gleichmäßig
ausbreitet. Die äußere
Anordnung dieses wertvollen Geräts ist nicht immer die nämliche, wie sie in
[* 1]
Fig. 3 dargestellt
ist; häufig werden für andre
Zwecke in dem nämlichen
Gestell die mannigfaltigsten Kulturwerkzeuge einge-
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Kultivator
von Coleman.
Fig. 2. Bodenbearbeitungsinstrumente
des Colemanschen Kultivators.]
¶
mehr
schaltet. In dieser Weise ist z. B. der Sacksche Universalpflug konstruiert, welcher ebensowohl zum Pflügen wie zum Kultivieren benutzt werden kann.
Die Versuche, den Bodenbearbeitungsgeräten anstatt des geradlinig fortschreitenden Ganges eine rotierende Bewegung zu erteilen,
sind bis jetzt durchweg gescheitert. Namentlich wurden diese Versuche bei den Kultivatoren
angewendet, und es schien
auch eine Zeitlang, als sollten einige derselben, z. B. der früher vielgenannte Comstocksche
rotierende Kultivator
, praktischen Erfolg erringen. Die Arbeit desselben war eine in jeder Hinsicht vollkommene; der Boden wurde derartig
gekrümelt und gleichmäßig durchgearbeitet, wie dies durch kein andres Gerät erzielt werden konnte. Trotzdem konnte derselbe
keine Verbreitung finden, da er zu kostspielig war und die Abnutzung der bewegenden Teile zu erheblich
ausfiel.
[* 6]
^[Abb.: Fig. 3. Kultivator
für Hackfrüchte.]