Kuhn
603 Wörter, 4'392 Zeichen
Kuhn,
Kuhn,
1) Johannes von, namhafter kathol. Theolog, geb. zu Wäschenbeuren, ward Professor der Theologie erst in Gießen, [* 4] seit 1837 bis zu seinem am erfolgten Tod in Tübingen. [* 5] Von 1848 bis 1851 war er Mitglied der württembergischen Kammer, und 1857 wurde er in den Staatsgerichtshof gewählt. 1862 beteiligte er sich an der Versammlung der Großdeutschen in Frankfurt [* 6] und der Gründung des Deutschen Reformvereins. Er schrieb: »Katholische Dogmatik« (Tübing. 1846-59, 2 Bde.; 2. Aufl. des 1. Bandes 1857 bis 1862) und »Die christliche Lehre [* 7] von der göttlichen Gnade« (das. 1868). Seit 1838 war er Mitherausgeber der »Theologischen Quartalschrift«.
2)
Franz
Felix
Adalbert,
Sprach- und Mythenforscher, geb. zu
Königsberg
[* 8] in der
Neumark, studierte auf der
Universität
zu
Berlin, ward 1841
Lehrer, dann
Professor und 1870
Direktor am Köllnischen
Gymnasium daselbst; starb bald
nach seiner Pensionierung Kuhn
hat sich durch seine Forschungen auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft,
namentlich aber durch die von ihm erst ins
Leben gerufene
Wissenschaft der vergleichenden
Mythologie der indogermanischen
Völker
namhafte
Verdienste erworben. Er redigierte seit 1851 (anfangs in
Gemeinschaft mit
Aufrecht) die
»Zeitschrift
für vergleichende Sprachforschung«, woran sich 1862 »Beiträge zur vergleichenden
Sprachforschung auf dem Gebiet der arischen, keltischen und slawischen
Sprachen« (zuerst mit
Schleicher, dann von Kuhn
allein
herausgegeben) anschlossen; beide sind seit 1875 zu der
»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiet der
indogermanischen
Sprachen« verschmolzen.
Seine größern Arbeiten sind: »Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker« (Berl. 1845; in erweiterter und berichtigter Form wieder abgedruckt in Webers »Indischen Studien«, 1. Bd., das. 1850),
worin er mit Hilfe etymologischer Untersuchungen die Umrisse zu einem Bilde der Kulturzustände des indogermanischen Urvolkes entwarf; die für die vergleichende Mythologie bahnbrechende Schrift »Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks« (das. 1859, 2. Ausg. 1886) und »Entwickelungsstufen der Mythenbildung« (das. 1874). Zur deutschen Mythen- und Sagenforschung veröffentlichte er: »Märkische Sagen und Märchen« (Berl. 1842);
»Norddeutsche Sagen« (mit Schwartz, Leipz. 1848) und »Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen« [* 9] (das. 1859, 2 Bde.).
Eine Sammlung seiner »Mythologischen Studien« gab neuerdings sein Sohn heraus (Gütersl. 1886, Bd. 1). - Sein Sohn Ernst W. Adalbert, geb. zu Berlin, seit 1875 Professor des Sanskrits und der vergleichenden Sprachwissenschaft in Heidelberg, [* 10] seit 1877 in München, [* 11] hat »Beiträge zur Pâligrammatik« (Berl. 1875),
einige andre auf die Grammatik des Pâli und Singhalesischen sowie der hinterindischen Sprachen bezügliche Arbeiten und im Verein mit A. Socin und andern Fachgenossen »Wissenschaftliche Jahresberichte über die morgenländischen Studien« (Leipz. 1879 ff.) veröffentlicht und ist der Herausgeber des »Litteraturblattes für orientalische Philologie« (das. 1883 ff., bis jetzt 3 Bde.). ¶
3) Franz Kuhn
, Freiherr von Kuhn
enfeld, österreich. Feldzeugmeister, geb. zu Proßnitz in Mähren,
[* 13] trat 1837 als Unterleutnant
in die österreichische Armee, wohnte den Kämpfen von 1848 und 1849 in Italien
[* 14] und Ungarn
[* 15] als Generalstabsoffizier bei, zeichnete
sich namentlich bei Santa Lucia, vor Custozza
[* 16] und in Mailand
[* 17] aus, fungierte dann als Generalstabschef beim 11. Armeekorps
in Ungarn, wurde 1852 in den Freiherrenstand erhoben, 1856 Lehrer der Strategik an der Kriegsschule zu Wien,
[* 18] war im italienischen
Krieg 1859 Generalstabschef Gyulays und 1866 Kommandant in Tirol,
[* 19] wo er Garibaldis Streitkräfte mit Erfolg bekämpfte.
Nach dem Friedensschluß zum Feldmarschallleutnant befördert, ward er zum Reichskriegsminister
berufen und später zum Feldzeugmeister ernannt. Kuhn
erwarb sich um die Reorganisation der Armee, namentlich die Ausbildung des
Landwehrinstituts, große Verdienste. Im Juni 1874 als Minister durch Koller ersetzt, erhielt er das Landeskommando in Graz.
[* 20] Auch als Gelehrter und Schriftsteller hat sich Kuhn
durch astronomische, geographische und militärwissenschaftliche
Schriften (»Der Gebirgskrieg«, 2. Aufl., Wien 1878) bekannt gemacht.