Küstrin
,
[* 1] Stadt und Festung [* 2] ersten Ranges im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, [* 3] Kreis [* 4] Königsberg [* 5] i. N., an der Mündung der Warthe in die Oder, Knotenpunkt der Linien Berlin-Schneidemühl, Frankfurt a. O.-Küstrin und Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn Stargard-Küstrin, 13 m ü. M., mit gemauerten Wällen und Kasematten versehen, besteht aus der eigentlichen Stadt zwischen Oder und Warthe und innerhalb der Festungswerke, der Langen Vorstadt auf dem linken Oderufer und der Kurzen Vorstadt auf dem rechten Wartheufer.
Die Hauptstärke der
Festung, deren Werke nach der Schleifung von
Stettin
[* 6] durch
Forts verstärkt worden sind, beruht auf ihrer
Lage zwischen Oder und
Warthe und tiefen Wiesengründen. Durch diese führt von
Sonnenburg (im SO.) her ein 16 km langer Chausseedamm
mit zahlreichen
Brücken,
[* 7] von
Göritz (im S.) her ein
Damm für die Eisenbahnlinie
Breslau-Stettin. An öffentlichen
Bauwerken hat Küstrin
2 evangelische
Kirchen (darunter die Marienkirche mit den
Gräbern des
Markgrafen.
Johann
und seiner Gemahlin
Katharina) und eine kath.
Kirche, ein ansehnliches
Rathaus, ein Militärlazarett, 3
Kasernen, 2
Magazine, neuerbaute
Brücken über
die Oder und
Warthe etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885)
mit der
Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 48 und ein
Garde-Fußartilleriebataillon) 15,105
Seelen, meist
Evangelische; sie
betreiben
Kartoffelmehl-,
Maschinen-,
Kupfer- und Messingwaren-,
Zigarren-,
Öfen-,
Bürsten- und Pinselfabrikation etc. Außerdem
hat Küstrin
2 Dampfschneidemühlen, eine Maschinenwerkstätte, eine Holzimprägnieranstalt, 5 Bierbrauereien, eine
Ziegelei,
Schiffahrt etc. Für den Handelsverkehr befindet sich dort eine Reichsbanknebenstelle.
Es ist Sitz eines Amtsgerichts und hat ein
Gymnasium. - Küstrin
, ursprünglich ein Fischerdorf, das schon 1232 erwähnt wird, fiel 1262 an
Brandenburg
[* 8] und war unter
Markgraf
Johann (1535-71)
Residenz eines
Zweigs der brandenburgischen
Hohenzollern.
[* 9] 1535-43 wurde die
Festung nach dem
Plan des
Ingenieurs
Maurer angelegt. 1730-32 hielt sich hier der spätere König
Friedrich
d. Gr., zunächst als Gefangener, auf; hier ward sein
Freund
Katte hingerichtet. Am wurde Küstrin
von den
Russen
bombardiert. Am übergab der Oberst v. Ingersleben die reichlich verproviantierte
Festung ohne
Aufforderung einem
französischen Reiterhaufen. Die
Franzosen behielten Küstrin
auch nach dem
Frieden und räumten es erst nach
längerer Belagerung.