Kümmelöl
das ätherische Öl der Kümmelfrüchte, im gewöhnlichen Leben Kümmelsamen genannt;
dasselbe bildet einen Hauptartikel der Fabriken ätherischer Öle;
es ist frisch bereitet eine farblose, wasserhelle, ölige Flüssigkeit von intensiven Kümmelgeruch und ebensolchen Geschmack, der jedoch je nach der Kümmelsorte und nach der Gegend, aus welcher dieser stammt, kleine Verschiedenheiten zeigt.
Das spezifische Gewicht des K.s schwankt zwischen 0,88-0,97; gegen das polarisierte Licht Verhält sich das K. rechts drehend. Seiner chemischen Zusammensetzung nach ist das K. ein Gemenge eines Kohlenwasserstoffs, Carven, mit einem sauerstoffhaltigem Öl, Carvol genannt; beide lassen sich schon durch fraktionierte Destillation trennen, wobei das Carven zuerst, das Carvol als schwererflüchtig später übergeht. Dieses letztere bildet jetzt einen besonderen Handelsartikel und wird unter dem Namen leichtlösliches K. zu höheren Preisen als das gewöhnliche K. verkauft.
Die Bezeichnung „leichtlöslich“ bezieht sich darauf, daß dieses Carvol sich in einer Mischung von gleichen Teilen 95prozentigem Alkohol und destilliertem Wasser klar und ohne Trübung auflöst. Es hat dieses Verhalten den Vorteil, daß die mit solchem Carvol bereiteten Liköre nicht filtriert zu werden brauchen, während Likör, der mit gewöhnlichen K. bereitet wurde, trübe wird und filtriert werden muß. Für Kümmellikör ist es ratsam, stets nur die feinsten Qualitäten K. zu verwenden.
Außer zu diesem Zwecke benutzt man das K. auch noch medizinisch in Apotheken, sowie mit andren
Ölen
gemengt zum Parfümieren von
Seifen. In einigen Gegenden, namentlich in Thüringen, wird auch aus dem wild wachsenden
Kümmel
Öl destilliert und unter dem Namen Wiesenkümmelöl
verkauft; dasselbe ist billiger, als das aus kultiviertem
Kümmel, riecht
aber weniger fein und wird oft zur Verfälschung der besseren Sorten verwendet. Aus dem bei der Ernte
des
Kümmels entstehenden Abfall wird noch eine sehr geringwertige Sorte, das Kümmelspreuöl, destilliert; es riecht und
schmeckt zwar auch nach
Kümmel, aber viel weniger fein und rangiert noch unter dem Wiesenkümmelöl.
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Die Ausbeute an K. ist je nach der Kümmelsorte, sowie auch nach der größeren oder geringeren Vollkommenheit der Destillationsapparate schwankend und kann zwischen 3,5-5,5% des trocknen Samens betragen, steigt zuweilen aber auch auf 7%. Das K. ist sehr häufig Verfälschungen unterworfen; außer der Beimengung der schon genannten geringwertigen Öle finden auch Verfälschungen mit Alkohol, Tannenzapfenöl, Fichtennadelöl und rektifiziertem Terpentinöl statt; letztre Verfälschung läßt sich mittels Nitroprussidkupfer sicher nachweisen. Reines K. muß sich in seinem gleichen Gewichte Alkohol von 85% Trall. klar lösen, zwischen 175 und 230° C. überdestillieren (ohne Wasser) und eine Rechtsdrehung von 75-80° zeigen. Man muß das K. in sehr gut verschlossenen, möglichst voll gefüllten Flaschen aufbewahren, da es sehr leicht verharzt, gelb wird und dann am Geruch und Wert verliert. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.