Kuckuck
Kuckucksbienen - Kudow

* 5
Seite 10.276.
(Cuculus L.),
Gattung aus der
Ordnung der
Klettervögel
[* 2] und der
Familie der Kuckucke
(Cuculidae),
schlank gebaute
Vögel
[* 3] mit kleinem, schwachem, sanft gebogenem, an der
Basis breitem
Schnabel, langen, spitzen
Flügeln, in welchen
die fünfte
Schwinge am längsten ist, langem, abgerundetem
Schwanz und kurzen, paarzehigen, teilweise befiederten
Füßen.
Man findet Kuckucke
in der
Alten Welt und in
Australien;
[* 4] alle sind
Wald- oder doch Baumvögel, die nordischen
wandern, die südlichern streifen umher; sie sind unruhig, flüchtig, scheu, leben einsam, nähren sich fast ausschließlich
von
Kerbtieren, besonders von deren
Larven, vor allem von haarigen
¶
mehr
Raupen, verschmähen aber auch kleine Wirbeltiere nicht und rauben Eier
[* 6] aus den Nestern. Sie brüten nicht selbst, sondern legen
ihre Eier meist einzeln in die Nester andrer Vögel, aus welchen sie dabei ein Ei
[* 7] entfernen, welches öfters verschlungen wird.
Die Erziehung eines Kuckucks
hat regelmäßig bei denjenigen Arten, welche ihre Eier in die Nester kleinerer
Vögel legen, immer die Vernichtung der rechtmäßigen Brut zur Folge. Unser Kuckuck
(Gauch, C. canorus L., s. Tafel »Klettervögel«)
ist 36 cm lang, 63 cm breit, oben aschgrau, auf der Unterseite grauweiß, Brust und Bauch
[* 8] mit schwärzlichen Querstreifen, auf
dem Schwanz weiß gefleckt; das Auge
[* 9] ist hochgelb, der Schnabel schwarz, die Schnabelwurzel und der Fuß
gelb. Er bewohnt den Norden
[* 10] der Alten Welt, besonders höhere Breiten, steigt auch im Gebirge bis zur Schneegrenze und wandert
südlich bis zu den Sundainseln und Südwestafrika.
Bei uns weilt er von Mitte April bis Anfang September. Obwohl Baumvogel, findet er sich doch auch auf kahlen Strecken, welche reich an kleinen Vögeln sind, daher am häufigsten in Mischwaldungen und wasserreichen Niederungen. Er behauptet ein großes Revier, ist stets in Bewegung, fliegt zierlich, schnell, falkenähnlich, bewegt sich aber auf dem Boden ungeschickt, schreit viel und ist ungemein gefräßig. Das Weibchen durchfliegt die Reviere mehrerer Männchen, gibt sich jedem hin und lebt nie mit einem einzelnen in längerer Gemeinschaft; doch wird ihm das Revier, in welchem es sein erstes Ei untergebracht hat, zur engern Heimat, in die es jährlich wie das Männchen zurückkehrt.
Gegen andre Vögel verträglich, verfolgt der Kuckuck
seinesgleichen mit blinder Wut, weil er in jedem einen
Nebenbuhler sieht. Er selbst wird von den kleinen Vögeln, denen er seine Eier aufbürdet, beständig angefeindet. Man kennt
ca. 70 Vogelarten, welche gelegentlich Kuckuck
seier ausbrüten; am häufigsten aber werden die Nester der Schilfsänger, Stelzen,
Grasmücken und Pieper vom Kuckuck
heimgesucht. Die Kuckuckseier sind verhältnismäßig klein, kaum größer
als die des Haussperlings, und immer der Färbung der Eier, mit welchen sie zusammen ausgebrütet werden sollen, sehr ähnlich
(s. Tafel »Eier I«).
[* 6]
Wahrscheinlich legt jedes Weibchen nur in die Nester einer und derselben Art, wahrscheinlich derjenigen, in deren Nest es aufgewachsen
war, und nur im Notfall in die Nester andrer Vögel (wo dann das Kuckucksei
durch abweichende Färbung
auffällt), in jedes Nest nur ein Ei, und wenn sich bereits Eier des Pflegers in dem Nest befinden. Wenn möglich, setzt sich
das legende Kuckuck
sweibchen auf das Nest, sonst aber auch auf die Erde und trägt in diesem Fall das Ei
mit dem Schnabel in das Nest. Es kehrt auch wiederholt zu dem Nest zurück und soll Eier und selbst Junge, niemals aber ihre eignen
hinauswerfen.
Italien

* 11
Italien.
Nach andern Beobachtern wirft es nur gelegentlich beim Legen ein Ei heraus. Man nimmt an, daß das Weibchen nach je 6-8
Tagen ein Ei lege. Der junge Kuckuck
wächst schnell, bedarf vieler Nahrung, entzieht diese der rechtmäßigen Brut, welche er schließlich
aus dem Nest herauswirft, wird aber trotzdem von den Pflegeeltern mit der größten Aufopferung ernährt. Über die Ursache
des Nichtbrütens ist nichts bekannt. In der Gefangenschaft wird der Kuckuck
leicht zahm. In Italien
[* 11] und Griechenland
[* 12] erlegt man den Kuckuck
auch für die Küche.
In der Mythologie ist der Kuckuck
der Vogel des Frühlings, der Verkünder der heißen Jahreszeit, der ersten Gewitter, oft auch ein
phallisches Symbol; er sitzt auf dem Zepter der Hera,
[* 13] und sein Ruf galt als gutes Vorzeichen für Heiratslustige.
Er
ist auch der treulose Ehemann, der Spötter, anderseits der Ehemann einer treulosen Frau (cocu). Da niemand sieht, wie der
Kuckuck
verschwindet, so ist er unsterblich, hat alles gesehen und weiß alles, daher prophezeit er die Lebensdauer.