Kryptocalv
inisten
(vom grch. kryptós verborgen, versteckt) nannten die orthodoxen Lutheraner die Anhänger der Schule Melanchthons, die nach Luthers Tode in der Abendmahlslehre mit Calvin sich verständigt hatten und einige Lehrstücke, wie das von der Allgegenwart des Leibes Christi, zurückwiesen. Sie bildeten anfangs in Kursachsen, besonders an den Universitäten Leipzig [* 2] und Wittenberg, [* 3] die herrschende Partei, bis Kurfürst August von Sachsen [* 4] 1571 von seinen Theologen ein unzweideutiges Bekenntnis zur luth.
Abendmahlslehre forderte. Da dasselbe nach dem Urteil der strengen Lutheraner ungenügend ausfiel, ließ der Kurfürst mehrere Artikel auf einem Konvent zu Torgau [* 5] 1574 den Wittenberger Theologen und ihren Anhängern zur Unterschrift vorlegen und strafte die sich Weigernden, insbesondere Schütz, Stössel, Cracow und Peucer, mit Gefängnis und Entsetzung. Er ließ 1580 nochmals in der Konkordienformel (s. d.) eine Lehrnorm aufsetzen, zu der sich alle Prediger durch Unterschrift bekennen mußten.
Nach seinem
Tode (1586) kamen die
Anhänger
Melanchthons unter dem Kanzler des Kurfürsten
Christian I.,
Nikolaus Crell, noch
einmal empor und strebten offen eine
Vereinigung mit den Calvinisten an.
Da aber
Christian I. schon 1591 starb und
während seines
Sohnes,
Christians II., Minderjährigkeit der strengluth.
Herzog
Friedrich Wilhelm von
Sachsen-Weimar die Regierung
führte, so wurden gegen die Kryptocalv
inisten die härtesten Maßregeln ergriffen, ihre angesehensten Führer gefänglich
eingezogen, alle Prediger, die nicht widerriefen, ihrer
Ämter entsetzt, festgenommen oder des
Landes verwiesen und 1592 die
Visitationsartikel eingeführt. -
Vgl. Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Lpz. 1866).