Kryolith
(Grönlandspat), Mineral aus der Ordnung der Doppelchloride, kristallisiert triklin, findet sich selten in kleinen Kristallen, meist in derben, individualisierten oder dickschalig und großkörnig zusammengesetzten Massen, ist weiß bis gelblich oder rötlich, glasglänzend, durchscheinend, Härte 2,5-3, spez. Gew. 2,95-2,97, besteht aus Natriumaluminiumfluorid Na6Al2Fl12 und wird besonders bei Evigtock in Südgrönland in mehreren 1,5-1,9 m mächtigen Lagern, oft gemengt mit Quarz, Bleiglanz, Spateisenstein, Kupfer- und Schwefelkies, auch bei Mijask am Ural gefunden.
Man verarbeitet auf
Alaun,
[* 2]
Soda,
Thonerdenatron und Kryolith
glas. Man zersetzt ihn zu diesem
Zweck durch
Erhitzen mit kohlensaurem
Kalk, wobei
Thonerdenatron, Fluorcalcium und
Kohlensäure entstehen. Laugt man die
Masse mit
Wasser
aus, so entsteht eine
Lösung von
Thonerdenatron, welche bei Behandlung mit
Kohlensäure
Soda und
Thonerde gibt.
Letztere scheidet
sich unlöslich aus und wird, von der
Lösung getrennt, durch
Schwefelsäure
[* 3] in schwefelsaure
Thonerde verwandelt,
welche man als solche in den
Handel bringt oder mit Alkalisalzen in
Alaun überführt.
Die so gewonnene schwefelsaure
Thonerde hat großen Wert, weil sie nur 0,01 Proz.
Eisen
[* 4] enthält. Durch Zusatz von
Flußspat
[* 5] bei der Verarbeitung des Kryoliths
ist es gelungen, 18 Proz.
Thonerde und 68-70 Proz.
Soda zu gewinnen.
Feines Kryolith
pulver kann man auch durch
Kochen mit
Kalkmilch zersetzen. Dabei entstehen Fluorcalcium und eine Thonerdenatronlösung,
welche bei Behandlung mit überschüssigem Kryolith
pulver Fluornatrium und
Thonerde liefert.
Letztere kann
man in
Schwefelsäure
lösen, das Fluornatrium aber durch
Ätzkalk zersetzen.
Das abfallende Fluorcalcium findet in der Glasfabrikation
[* 6] Verwendung. Durch Zusammenschmelzen von Kryolith
mit
Kieselsäure und
Zinkoxyd erhält man (unter Entweichen von
Fluorsilicium) ein milchweißes, festes, zähes, französischem
Porzellan ähnliches
Glas
[* 7] (Kryolithglas
,
Heißgußporzellan), welches zu Lampenfüßen etc. verarbeitet wird. Kryolith
wurde 1795 bekannt;
Heinrich
Rose empfahl ihn für die Aluminiumfabrikation, doch gelang es damals nicht, alle Schwierigkeiten zu
überwinden.
Seit 1849 bemühte sich
Thomsen um anderweitige Verwertung des Kryoliths
, und 1857 eröffnete er eine
Fabrik in
Kopenhagen.
[* 8] 1861 faßte
die Kryolith
industrie auch in
Harburg
[* 9]
Fuß, und bald wurden neue
Fabriken in
Prag,
[* 10]
Mannheim,
[* 11]
Warschau,
[* 12]
Amsterdam
[* 13] und
Pittsburg gegründet,
welche 1869 zusammen 580,330 Ztr. Kryolith
verarbeiteten. 1864 ging aber
die Gewinnung und der Vertrieb des Kryoliths
an eine in
Kopenhagen gegründete
Gesellschaft über, welche durch Verteurung
des Rohmaterials die
Industrie schädigte. In der
Folge hat sich
Nordamerika
[* 14] den Alleinbesitz des Kryoliths
gesichert; er wird
dort in
Pittsburg verarbeitet, während in
Europa
[* 15] nur noch die Stammfabriken in
Dänemark
[* 16] in Thätigkeit
sind.