Kropf
(Ingluvies), bei
Vögeln die sackartige, mit eigenartigen
Drüsen versehene Erweiterung der
Speiseröhre, welche
besonders den
Hühnern,
Tauben,
[* 2] Papageien und
Tagraubvögeln eigen ist, unter den übrigen
Vögeln aber nur
bei einzelnen Gattungen gefunden wird. Im K. erweicht das Futter durch Aufquellen, bevor es in den Muskelmagen gelangt. Während
der Brütezeit sondert der Kropf
bei den
Tauben eine breiige käseartige
Masse ab, die zur
Ernährung der
Jungen verwendet wird.
Beim
Menschen nennt man Kropf
im gewöhnlichen Leben jede Anschwellung an der vordern Seite des
Halses. Doch bezeichnet die Pathologie eine solche Anschwellung nur dann mit dem
Namen Kropf
(Struma), wenn sie von einer dauernden
Vergrößerung der die Luftröhre nach vorn und seitlich bedeckenden
Schilddrüse (s. d.) herrührt. Geringere
Grade der ^[richtig:
des] Kropf
werden auch als dicker
Hals, Satthals oder
Blähhals bezeichnet. Von den verschiedenen
Arten des
Kropf
sind folgende drei die bemerkenswertesten.
Der
Gefäßkropf
(Struma vasculosa) ist ausgezeichnet durch bedeutende Erweiterung der in der
Geschwulst sich verzweigenden
Blutgefäße. Der sog. lymphatische oder gelatinöse Kropf
(Struma lymphatica, parenchymatosa s. gelatinosa,), die am häufigsten
beobachtete Art, entsteht durch Neubildung von Drüsengewebe und Umwandlung des normalen
Inhalts der Drüsenbläschen
in eine gelbliche, mattglänzende, gallertartige (sog. kolloide)
Substanz und stellt sich in vielen verschiedenen Formen dar,
je nachdem nur ein einzelner Lappen oder die ganze
Drüse ergriffen ist. Der Balg- oder Cystenkropf
(Struma cystica) endlich
entsteht durch Zusammenfließen der erweiterten Drüsenbläschen zu größern
Blasen, von denen meist
eine einen größeren
Umfang hat.
Die
Ursachen des Kropf
sind noch nicht hinlänglich erforscht. Er ist in manchen Gebirgsgegenden endemisch, ohne daß
man den
Grund davon aus der Beschaffenheit des
Bodens, der Luft und des Wassers, wie bisher oft geschehen,
mit unbezweifeltem
Recht herleiten könnte. Die Beschaffenheit des
Wassers scheint nach neuern Forschungen von entschiedenem
Einfluß; es giebt sog. Kropf
quellen, weil der Genuß des Wassers solcher
Quellen Kropf
hervorruft.
Andere
Quellen liefern Wasser,
das direkt heilend wirkt, d. h. den Kropf
rückgängig macht.
Bei Männern findet man ihn seltener als bei Frauen; auch findet man ihn oft bei Kretinen (s. d.). Bisweilen ist der Kropf angeboren. In der Regel entsteht er in jüngern Lebensjahren und nimmt bis zu den mittlern Jahren allmählich an Umfang zu. Bei Schulkindern, namentlich bei Mädchen, entwickeln sich nicht selten Anschwellungen der Schilddrüse (sog. Schulkropf) infolge anhaltend gebückten Sitzens, wobei der Rückfluß des Blutes vom Kopf und Hals erschwert und die Schilddrüse dauernd mit Blut überfüllt wird.
Als Hauptmittel wendet man besonders das Jod an. Dieses wird entweder eingepinselt oder als Jodsalbe eingerieben, oder das Jodkalium innerlich genommen oder als Jodlösung direkt in die Drüsensubstanz eingespritzt. Erreichen die durch den Kropf hervorgerufenen Beschwerden einen bedrohlichen Grad und bringen Jodmittel keine Hilfe mehr, so muß man zur operativen Beseitigung des Kropf seine Zuflucht nehmen. Bei Cystenkröpfen reicht gewöhnlich die Eröffnung und Entleerung des Balges aus.
Haare der Pflanzen

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Haare.Andere Kropfformen erfordern die Ausschälung oder Exstirpation der Geschwulst, eine allerdings große und sehr schwierige Operation, welche aber neuerdings vielfach mit bestem Erfolg ausgeführt ist. Ein Kropf kann auch der Sitz einer bösartigen (carcinomatösen oder sarcomatösen) Geschwulst werden (Struma maligna). Dann vergrößert er sich schnell und ruft bedeutende, namentlich Schlingbeschwerden hervor. Helfen kann hier nur die Exstirpation. Die Exstirpation der ganzen Schilddrüse darf bei Kropf niemals ausgeführt werden, weil sie leicht die Erscheinungen einer eigentümlichen Kachexie, der sog. Cachexia strumipriva, zur Folge hat (Ausfallen der Haare, [* 3] Gedächtnisschwäche, Unfähigkeit zur Arbeit, psychische Depression, [* 4] Myxoödem, Tetanie u. s. w.), die meist tödlich endet. –
Vgl. Bircher, Der endemische und seine Beziehungen zur Taubstummheit und zum Kretinismus (Bas. 1883);
Bruns, Über den gegenwärtigen Stand der Kropfbehandlung (Lpz. 1884);
Wölfler, Die chirurg. Behandlung des Kropf (Berl. 1887);
Naumann, Über den und dessen Behandlung (aus dem Schwedischen von Reyher, Lund 1892).
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