Kropf
(Ingluvies), Erweiterung der
Speiseröhre zu zeitweiligem Aufenthalt und gewöhnlich auch
zur
Erweichung der
Speisen, findet sich bei den meisten
Vögeln, namentlich
bei den
Fleisch- und
Körnerfressern, aber auch bei
manchen niedere
Tieren. - Als
Mißbildung beim
Menschen stellt der Kropf
(Struma) die dauernde Anschwellung oder Vergrößerung
der am vordern Teil des
Halses rechts und links von der
Luftröhre gelegenen
Schilddrüse (glandula thyreoidea)
dar. In seinen geringern
Graden bildet der Kropf
eine gleichmäßige schmerzlose und den damit Behafteten wenig oder gar nicht
belästigende Anschwellung der Vorder- und Seitenteile des
Halses, den sogen. dicken
Hals.
Als höhere
Grade unterscheidet man folgende: Der sogen. lymphatische Kropf
(S. lymphatica oder
parenchymatosa) ist eine
Hypertrophie mit
Verwandlung des
Inhalts der Drüsenbläschen in eine gallertartige
Substanz (S. gelatinosa), wobei das
Bindegewebe und die
Blutgefäße am Wachstum teilnehmen.
Bald erkrankt die
Drüse gleichmäßig,
bald nur ein einzelner
Lappen; dieser wächst zu einer rundlichen Geschwulst an, die sich von der übrigen
Drüse gleichsam
abschnürt.
Zuweilen erweitern sich auch die
Gefäße sehr bedeutend, und einen solchen Kropf
mit beträchtlich erweiterten
Gefäßen pflegte man früher als Gefäßkropf
(S. vasculosa) zu bezeichnen. Der Kropf kann bis zur
Faust- und Mannskopfgröße
anwachsen, und es finden sich dann darin oft große, cystenartige
Räume mit jener schmierigen
Masse erfüllt (Balgkropf
, S.
cystica). Die
Cysten entstehen durch Zusammenfließen der vergrößerten Schilddrüsenbläschen. Die umgebende
Bindegewebshülle gerät dabei oft in einen Zustand entzündlicher Reizung, bricht manchmal durch, nimmt aber öfters
Kalksalze
auf, so daß in alten
Kröpfen zuweilen haselnuß- bis taubeneigroße, rundliche, steinharte
Knollen
[* 2] (S. ossea) neben andern
weichen Höhlungen vorgefunden werden.
Auch knöcherne
Entartungen der
Schilddrüse kommen vor. Daß zu starke Vergrößerung der
Schilddrüse
die mannigfachsten
Beschwerden hervorrufen kann, ist erklärlich. Namentlich ist dies der
Fall, wenn ein
Lappen unter das
Brustbein
hinab sich sehr vergrößert und dadurch die
Luftröhre nach hinten drängt. An Atembeschwerden leiden alle Kropf
kranke mehr
oder weniger, viele auch an Blutüberfüllung des
Kopfes durch den
Druck auf die das
Blut nach dem
Herzen
leitenden
Blutadern.
Die
Ursache des Kropfes
ist noch in
Dunkel gehüllt. Daß das weibliche
Geschlecht häufiger am Kropf
leidet, ist festgestellt,
ebenso die
Erblichkeit. Am meisten scheinen örtliche Einflüsse denselben hervorzurufen, deren letzten
Grund man aber meist
nicht kennt (vgl.
Kretinismus). In manchen Gegenden ist der Kropf
fortdauernd sehr häufig, in andern kommt er höchst selten
vor. Die Behandlung des Kropfes
im engern
Sinn, des lymphatischen Kropfes
, beruht auf dem innerlichen und äußerlichen
Gebrauch
der
Jodpräparate; auch
Einspritzungen von Jodlösungen in den Kropf werden angewendet.
Früher gab man den gerösteten und gepulverten Meerschwamm als sogen. Kropfpulver. Dessen Wirkung beruht aber lediglich auf seinem Gehalt an Jod. Dringend anzuraten ist es, die geringste Anschwellung der Schilddrüse sogleich in ärztliche Behandlung zu geben, sobald sie deutliche Zunahme zeigt. Sind schon stärkere Vergrößerungen vorhanden, haben sich namentlich Bälge ausgebildet, so helfen einfache Mittel nichts mehr, sondern es müssen operative Eingriffe geschehen, namentlich ist die Entfernung der Geschwülste vielfach mit gutem Erfolg ausgeführt worden.
Vgl. Virchow, Die krankhaften Geschwülste, Bd. 3 (Berl. 1863);
Bircher, Der endemische Kropf und seine Beziehungen zur ¶
mehr
Taubstummheit u. zum Kretinismus (Basel [* 4] 1883);
Bruns, Über den gegenwärtigen Stand der Kropfbehandlung (Leipz. 1884);
Wölfler, Die chirurgische Behandlung des Kropfes (Berl. 1887). -
In der Tierheilkunde ist Kropf s. v. w. Druse der Pferde. [* 5] Im Volksmund wird der Name auf alle mit Husten und Nasenausfluß einhergehenden Erkrankungen ausgedehnt und auch das Nichtgedeihen der Tiere, mangelnde Freßlust auf sogen. verborgenen Kropf geschoben. - Über den Kropf des Roggens s. Stockkrankheit.