Kriens
(Kt. und
Amt Luzern). 520 m. Gem. u. grosses Pfarrdorf, am N.-Fuss des
Pilatus und 3 km sw.
Luzern.
Elektrische Strassenbahn
Luzern-Kriens und normalspurige Verbindungshahn der Fabriken von Kriens
mit dem Bahnhof Luzern.
Drahtseilbahn
auf den n. über Kriens
sich erhebenden aussichtsreichen
Sonnenberg. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die ziemlich ausgedehnte
Gemeinde umfasst neben dem Dorf noch die
Weiler und Häusergruppen Nackenrain,
Nidfeld, Waisenhaus,
Obernau,
Wattig, Oberschachen (mit
Feldmühle),
Schattenberg.
Sonnenberg. Unterschachen und Widen. Zusammen: 498 Häuser, 5951 Ew. (wovon 600 Reformierte);
Dorf: 220 Häuser, 3263 Ew. Ist nach Luzern die volksreichste Gemeinde des Kantons.
Die gewöhnliche Etymologie des Namens Kriens
, die ihn von
Grien =
Kies, Schotter ableitet, hat die natürliche Beschaffenheit des aufgeschütteten Alluvialbodens für sich, gegen sich
aber das K, das als Ch in der Form Chrientes schon im 9. Jahrhundert auftritt. Andere Ableitungen sind noch weniger sicher.
881: Krientes. 1850 betrug die Einwohnerzahl 2693 Selen. Bis zu dieser Zeit war Kriens
eine beinahe völlig
agrikole Ortschaft, die nur einige kleine, die Kraft des
Krienbaches ausnutzende lokale Industriebetriebe aufzuweisen hatte,
wie Walkmühlen, eine Sichelfabrik, einen
Eisen- und Kupferhammer, eine
Mühle,
Säge und
Bleiche.
Heute ist es ein bedeutender Industrieort: Maschinen- und Brückenbau beschäftigen 500 Arbeiter, eine Seidenspinnerei 500 Arbeiterinnen und 100 Arbeiter, eine Holzwerkzeugfabrik 40 Arbeiter, eine Teigwarenfabrik 60 Arbeiter und Arbeiterinnen, die Kupferwerkstätten 40 Arbeiter, eine mechanische Kunstschreinerei 50 Arbeiter und eine Fabrik für Holzbuchstaben 100 Arbeiter. Ein Teil der Bewohner nährt sich daneben noch von Ackerbau und Viehzucht. 1780-1886 bestanden hier auch eidgenössische und kantonale Pulvermühlen, die aber nach verschiedenen Explosionen 1887 eingingen.
Die 1100 erbaute Pfarrkirche ist 1683 umgebaut und 1890 vergrössert worden. Der sehr alte Glockenturm enthält eine 1357 gegossene Glocke (die älteste der Urschweiz). Zwei grosse Schulhäuser, 1866 und 1900 erbaut. Sekundar- und Ergänzungsschule. S. über dem Dorf die Burg Schauensee mit einem sehr alten Turm. Eidgenössisches Zeughaus. Rund um das Dorf schöne Villen; in der Nähe ferner die Kurhäuser Sonnenberg, Himmelreich und Hergiswald. Auf dem Sonnenberg eine von der schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft 1858 gegründete Rettungsanstalt für verwahrloste katholische Knaben. Waisenhaus; Armenhaus mit landwirtschaftlichem Betrieb. Schülersuppen. Hilfsgesellschaft. Isolierpavillon für ansteckende Krankheiten. Volksbibliothek. Eine Zeitung. Etwa 30 verschiedene Vereine für Gesang, Musik, Schiessen, Turnen, Politik, Wohltätigkeit, volkstümliche Vorträge. Hier wurde 1792 der Arzt J. G. Krauer, der Dichter des Rütliliedes, geboren.
881-884 war Kriens
Eigentum des
Klosters
Im Hof zu Luzern,
dem es nach einer Urkunde aus jener Zeit zusammen mit dem ganzen Gebiet
vom
Pilatus bis zum
See und zur
Reuss von einem Edeln Atha und seiner Schwester
¶
mehr
Chriemhilt geschenkt worden war. Als das Kloster zu Luzern
1291 aus der Oberhoheit des Elsässer Klosters Murbach an Oesterreich überging,
ward auch Kriens
österreichischer Besitz und bildete dann etwa 100 Jahre lang mit Malters, Littau, Horw und andern Orten die
österreichische Landvogtei Rotenburg. Während der die Schlacht von Sempach (1381) einleitenden Feindseligkeiten
stellte sich Kriens
auf Seite Luzerns, worauf diese Stadt 35 Krienser
in ihr Bürgerrecht aufnahm. 1412-1798 gehörte es zur
Luzerner Landvogtei Kriens
und Horw, deren Vogt vom Grossen Rat der Stadt auf je zwei Jahre gewählt wurde.
Während Kriens
sich sonst bei Fehden stets auf Seite der Stadt zu stellen pflegte, nahm es 1653 für
die aufständischen Bauern Partei, deren Heerlager lange Zeit auf der Allmend zwischen Luzern,
Kriens
und Horw sich befand. Nach der
Unterdrückung der Bauern liess die Stadt den Anführer der Krienser
hinrichten und sein Haupt am Baslerthor aufstecken, wo
es bis 1798 blieb. In der Seeschlacht von Lepanto (1571) erbeutete der päpstliche Gardist Hans Nolli
aus Kriens
zwei türkische Schiffsflaggen, die im Luzerner Rathaus niedergelegt wurden.
Die Franzosen lagerten 1798 vor ihrem Einfall in Nidwalden
zu verschiedenen Malen auf der Allmend. In dieser schweren Zeit hatte die
Gemeinde während 25 Monaten unter den Brandschatzungen des Feindes zu leiden und im ganzen 16370 alte
Franken Kriegssteuern zu bezahlen. 1801-02 bildete Kriens
ein eigenes Gemeinwesen. 1837 löste man einen grossen Landstrich
im W. der Gemeinde von dieser ab und teilte ihn der neugebildeten Gemeinde Schwarzenberg zu. Das Bezirksgericht hat seinen
Sitz abwechselnd in Kriens
und Malters.