Kriegstetten.
Bezirk des Kantons Solothurn, mit dem Bucheggberg zur Amtei ¶
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Bucheggberg-Kriegstetten
vereinigt; liegt sö. Solothurn
und der Aare und umfasst noch die Enklave Steinhof bei Herzogenbuchsee, die durch
einen mächtigen erratischen Block bekannt geworden ist. Der Bezirk grenzt im O. an den Berner Amtsbezirk Wangen, im S. an die
Berner Amtsbezirke Burgdorf und Fraubrunnen, im W. an den solothurnischen Bezirk Bucheggberg
und im NW. und N. an die
Amtei Solothurn-Lebern. Er wird von der Emme und dem Oeschbach durchflossen und umschliesst einen Teil des Burgäschi- und Inkwilersees,
die von der Kantonsgrenze Bern-Solothurn geschnitten werden.
Die zahlreichen Bäche haben der Landschaft den volkstümlichen Namen des Wasseramtes verschallt. Am linken Ufer
der Emme erstreckt sich parallel der Aare das Hügelland des den Bucheggberg
fortsetzenden Bleichenbergs (500 m). Der Bezirk Kriegstetten
zählt folgende 24 Gemeinden: Aeschi, Ammannsegg, Biberist, Bolken, Burgäschi, Deitingen, Derendingen, Etziken, Halten, Heinrichswil,
Hersiwil, Horiwil, Hüniken, Kriegstetten
, Lohn, Luterbach, Niedergerlafingen, Obergerlafingen, Oekingen, Recherswil, Steinhof,
Subingen, Winistorf und Zuchwil. Katholische Kirchgemeinden: Zuchwil, Biberist, Kriegstetten.
Subingen, Luterbach,
Deitingen und Aeschi; reformierte Kirchgemeinden: Biberist-Gerlafingen und Derendingen. 7662 ha Fläche und 16333 Ew., also 213 Ew.
auf einen km2. 8910 Katholiken und 7388 Reformierte;
1531 Häuser und 3208 Haushaltungen.
Ackerbau und Viehzucht beschäftigen Leute kaum noch 1/5 der Bewohner.
Die Viehstatistik ergibt für die Amtei Bucheggberg-Kriegstetten folgende Ziffern:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 8883 | 9469 | 10528 |
Pferde | 754 | 886 | 992 |
Schweine | 3792 | 5112 | 5292 |
Ziegen | 3224 | 3182 | 3013 |
Schafe | 832 | 525 | 342 |
Bienenstöcke | 2068 | 1828 | 2202 |
Die Fläche von 7662 ha verteilt sich wie folgt:
ha | |
---|---|
Aecker | 3126 |
Wiesen | 2412 |
Wald | 1898 |
Gewässer | 112 |
Strassen und Häuser | 114 |
Zusammen | 7662 |
Der Boden ist fruchtbar und für die Landwirtschaft sehr geeignet. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Industrie durch Ausnutzung der Wasserkraft der Emme einen grossen Aufschwung genommen. In Niedergerlafingen bestand schon 1830 ein Hammerwerk; heute befinden sich hier die grossen Eisenwerke der Aktiengesellschaft Ludwig von Roll. 1861-63 wurde der Industriekanal von Gerlafingen bis Biberist und Derendingen fortgeführt, worauf 1864 in Biberist eine Papierfabrik (heute mit einer Produktion von 6,5 Millionen kg Papier pro Jahr die grösste der Schweiz) und in Derendingen der Reihe nach eine Baumwollspinnerei, Kammgarnspinnerei, Kammgarnweberei und andere Betriebe entstanden.
Der unweit der Emmemündung in die Aare beginnende Kanal (sogen. Aare-Emmekanal) speist nördlich Luterbach ein Elektrizitätswerk, welches einer Reihe von Ortschaften Kraft und Licht liefert. Ferner sind zu nennen je eine Bierbrauerei in Biberist und Zuchwil, je eine Branntweinbrennerei in Lohn und Subingen, eine grosse Schlosserei in Derendingen, bedeutende Zementfabrik in Luterbach, Teigwaarenfabrik in Subingen und Parketteriefabrik in Biberist; Uhren und Uhrenteile werden in Biberist, Derendingen, Halten, Subingen und Deitingen hergestellt. Da die verfügbare Wasserkraft für die heutige Entwicklung der Industrie nicht mehr ausreicht, wird von Werken ausserhalb des Bezirks elektrische Kraft bezogen und ausserdem auch noch mit Dampfbetrieb gearbeitet.
Den Bezirk durchziehen die Bahnlinien Olten-Solothurn (Stationen: Luterbach und Deitingen), Solothurn-Herzogenbuchsee (Stationen: Derendingen und Subingen) und Solothurn-Burgdorf (Stationen: Biberist und Gerlafingen). Vor dem Bau der Emmenthalbahn (Solothurn-Burgdorf) führten die Fabriken von Niedergerlafingen und Biberist ihre Erzeugnisse mit Zugtieren auf besonderen Industriegeleisen nach Derendingen. Die Emmenthalbahn 1875, die Strecke Solothurn-Biberist 1877 dem Betrieb übergeben.
Postwagen Solothurn-Zuchwil. Wie der grössere Teil des heutigen Kantons überhaupt kam auch das Wasseramt auf friedlichem
Wege, d. h. durch Ankauf von weltlichen und kirchlichen Herrschaften an Solothurn.
Das Gebiet des Wasseramtes gehörte 1208 Dienstleuten
der Herzoge von Zähringen und 1212 solchen der Grafen von Kiburg. Von 1315 an stand die hohe Gerichtsbarkeit
der Stadt Bern zu. Solothurn
kaufte 1403 den einen und 1520 den andern Teil von Deitingen, 1466 die Herrschaft Kriegstetten
, 1501 die
kirchlichen Güter zu Hüniken. Da zur Zeit der Reformation sowohl Bern
als Solothurn
im Wasseramt Eigentum und Rechte besassen, entstanden
konfessionelle Streitigkeiten. Erst 1665 wurde durch den Vertrag von Winigen der Stadt Solothurn die Oberhoheit
über das ganze Gebiet der Herrschaft Kriegstetten
zugesprochen, wobei sich aber Bern
den Schutz des reformierten Gottesdienstes
und die Aufsicht über die reformierten Kirchengüter des Bucheggbergs vorbehielt. Vergl. Schmidlin, Ludw. R. Geschichte des
Solothurnischen Amteibezirkes Kriegstetten.
Solothurn
1895.