Kreuznach
,
[* 3] Kreisstadt und besuchter Badeort im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, [* 4] an der Nahe und an der Linie Bingerbrück-Neunkirchen der Preußischen ¶
mehr
Staatsbahn, 89 m ü. M., ehemals Hauptstadt der vordern Grafschaft Sponheim, besteht aus der durch die Nahe getrennten Alt- und Neustadt, [* 6] hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, eine Marmorstatue des Sanitätsrats Prieger, der als Gründer des Bades gilt, schöne Anlagen und (1885) 16,404 meist evang. Einwohner, welche Fabrikation von Glas, [* 7] Leder, Tabak [* 8] und Schaumwein, Marmorschleiferei, besonders aber Weinbau und Handel mit Wein und Getreide [* 9] betreiben.
Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramtes und einer Reichsbanknebenstelle und hat ein Gymnasium, eine Sammlung
von Altertümern, ein Hospital und ein Viktoriastift (Heilanstalt für skrofelkranke Kinder). Die Solquellen von Kreuznach
, wahrscheinlich
schon im 15. Jahrh. (1478) entdeckt u. gebraucht,
jedoch erst in neuerer Zeit medizinisch benutzt, sind sehr reich an Chlorverbindungen und enthalten gleich ähnlichen Quellen
Jod, unterscheiden sich aber von der Mehrzahl derselben dadurch, daß sie keine schwefelsauren Salze enthalten und alle durch
ihren Bromgehalt übertreffen.
Als Getränk benutzt werden vorzüglich die Eisenquelle (10° C.), der Hauptbrunnen zur Saline Münster
[* 10] (30° C.) und der Hauptbrunnen zu Theodorshall (21° C.) und Karlshall (24° C.), letztere beiden als Domanialgut dem Großherzog
von Hessen
[* 11] gehörig. Die Bäder werden mit einer Temperatur von 31-32° C. genommen und durch einen Zusatz von Mutterlauge verstärkt,
welch letztere eine bedeutende Menge Lithium sowie ansehnliche Spuren von Cäsium und Rubidium besitzt. Auch
Soldunstbäder und Inhalationen werden angewendet. Als besonders wirksam erweisen sich die Quellen von Kreuznach
bei allen Formen der
Skrofulose, bei chronischen Gebärmutterleiden, bei Hautausschlägen, Syphilis, Leberhypertrophie etc. Das Klima
[* 12] ist mild, mäßig
feucht und im ganzen ziemlich gleichmäßig, die mittlere Temperatur des Sommers 18° C. Die Zahl der Kurgäste
betrug 1886: 5082. - in dessen unmittelbarer Nähe man die Fundamente eines römischen Kastells, die sogen. Heidenmauer, entdeckt
hat und Grabstätten, Urnen und Münzen
[* 13] findet, kommt schon 819 als karolingische Pfalz Cruciniacum und die um dieselbe entstandene
Gemeinde 881 und 974 in Urkunden als Villa Crucenacha vor.
Heinrich IV. schenkte diese Domäne 1065 an das Bistum Speier, [* 14] welches den im Anfang des 13. Jahrh. als Stadt genannten Ort 1241 an den Grafen Heinrich II. von Sayn verkaufte. Durch dessen Schwester kam an die Grafen von Sponheim, von denen es 1416 an Kurpfalz fiel. In den Kriegszeiten von 1620 bis 1689 wurde die Stadt wiederholt geplündert; 1689 ward das feste Schloß Kauzenberg, welches sich bei der Neustadt auf dem Kauzenberg erhob, von den Franzosen geschleift. Etwa 9 km weiter aufwärts liegt das Solbad Münster am Stein (s. d.).
Vgl. Stabel, Das Solbad Kreuznach
, für Ärzte dargestellt (3. Aufl., Kreuzn. 1876);
Engelmann, Kreuznach
und seine Heilquellen (7. Aufl., das. 1882);
Michels, Diätetik einer Brunnenbadekur in Kreuznach
(3. Aufl., das.
1880);
Heusner und Foltynski, Bad
[* 15] Kreuznach
(Berl. 1884);
Voigtländer, Bad Kreuznach
, Reiseführer (11. Aufl., Kreuzn. 1884).