Kremsmünster,
Marktflecken in der oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft Steier, an der Krems und der Kremsthalbahn, hat (1880) 1030 Einw., eine Brauerei, Mühlen, bedeutende Viehmärkte und ein Bezirksgericht und ist durch sein Benediktinerstift berühmt, welches eine kleine Stadt für sich bildet. Die Stiftskirche hat ein schönes Portal, 12 Altäre, gute Gemälde (Hochaltarblatt von J. A. ^[Johann Andreas] Wolf) und eine Schatzkammer mit dem berühmten Thassilokelch ^[Stichwort: Tassilokelch] (s. d.). Das Stiftsgebäude enthält einen großen Speisesaal (Kaisersaal), die Bibliothek, in einem Saal von 77 m Länge, mit 60,000 Bänden, 2000 Inkunabeln und 1797 Manuskripten. Die Sternwarte, 52 m hoch, isoliert stehend, wurde 1785 erbaut und enthält in acht Stockwerken außer dem astronomischen Observatorium mit schönen Instrumenten Sammlungen von Naturalien, Münzen, Kupferstichen und Gemälden. Im Klosterhof befinden sich fünf mit Skulpturen gezierte marmorne Fischbehälter. Das Stift erhält ein Obergymnasium mit einem Konvikt. Gestiftet vom Herzog Thassilo von Bayern im J. 777 und von Karl d. Gr. reich dotiert, litt das Stift sehr unter den Einfällen der Ungarn; erst seit 1007 unter Kaiser Heinrich II. nahm das Kloster einen raschen Aufschwung und zählt nun zu den reichsten Stiftern Österreichs.