Kreide
(Creta; frz. craie, crayon; engl. chalk, cragou). Dieses bekannte, wohlfeile und viel gebrauchte Mineral ist ein weißer, weicher, erdiger Kalkstein, besteht demnach hauptsächlich aus kohlensaurem Kalk mit mehr oder weniger fremden Bestandteilen wie Thon, Kieselsäure etc., die jedoch in guten Sorten nur etwa 1½-2% betragen. Die K. ist eine Ablagerung aus alten Meeren, aber nicht ein bloßer Niederschlag, sondern besteht vielmehr aus den übrig gebliebenen Gehäusen einer Welt unendlich kleiner Weichtierchen (Polythalamien) in zahlreichen Arten und Formen, untermischt mit platten, elliptischen Körperchen unorganischer Abkunft (sog. Kokkolithen, die man für Kalkausscheidungen der Sarkode des Bathybius, des den Meeresgrund überziehenden Urschleimes erklärt hat), sowie öfter auch mit Kieselpanzern von Infusorien.
Die K. bildet oft mächtige Lager und ganze Höhenzüge; die Küsten Englands, Dänemarks, Norddeutschlands bestehen häufig aus diesem Mineral, so namentlich die Insel Rügen. Frankreich hat große Lager in der Champagne, bei Rouen, Paris, an der Nordküste. Für den deutschen Bedarf dient besonders die über Stettin kommende K. von Rügen; doch bringen auch englische und dänische Schiffe Mengen derselben als bloßen Ballast mit nach den deutschen Hafenstädten. Die Ware kommt teils in Stücken, wie sie bricht, teils pulverförmig im geschlemmten Zustande (Schlämmkreide) in den Handel. Als Schreibkreide dienen entweder die rohen Stücke oder man formt, um eine reinere und gleichmäßigere Masse zu haben, aus Schlemmkreide cylindrische oder vierkantige Stifte, gewöhnlich mit papiernem Überzuge.
Der Verbrauch von K., besonders geschlemmter, ist sehr bedeutend und mannigfaltig. Man gebraucht sie für sich, wie andern Farbstoffen zugesetzt zu Anstrichen, doch meist nur als Leimfarbe, da sie in Öl weit weniger deckt als Bleiweiß; dagegen dient sie als sog. Leim- oder Kreidegrund zur Unterlage von Vergoldungen und Lackfarbenanstrichen, ferner zu Kitten, Kreidepapier, als Grundmasse zu Schüttgelb etc. In vielen technischen Zweigen wird K. gebraucht, besonders bei der Glasbereitung, in den Färbereien, dann in den Fällen, wo Schwefelsäure aus Flüssigkeiten niederzuschlagen ist, zur Entwickelung von Kohlensäure etc. Feine mehrmals geschlemmte K. dient zum Putzen von Silbergeschirr. Das französische blanc de Meudon und blanc de Troyes sind solche Präparate. Bologneser K. ist eine sehr leichte und feine Masse, die in Stücken von der Form und Größe von Backsteinen versandt wird; ähnlich die Champagner K. -
Uneigentlich sog. K. sind: Spanische K. (auch venetianische, briançoner genannt), zum Fleckausmachen dienend, ist eine Art Speckstein (s. d.), gelbe und rote K. nennt man zuweilen den gelben Ocker und den Rötel. -
Schwarze K. (crayon noire) ist eine feinmassige, durch Kohlenstoff schwarz gefärbte Art Thonschiefer, er führt in der Mineralogie den Namen Zeichenschiefer. Die Masse erscheint auf dem Längenbruch schiefrig, im Querbruche feinerdig und bald gräulich, bald bläulich schwarz. Sie findet sich unter andern bei Ludwigsstadt im Fichtelgebirge, um Nürnberg, Osnabrück, in Frankreich, Spanien, am schönsten in Italien. Aus den nutzbaren Stücken werden mit Spalthammer und feinen Sägen die zum Zeichnen dienlichen Stängelchen geformt.
Diese naturellen Stifte arbeiten am besten. Da aber die Masse an der Luft ihre ursprüngliche Weichheit verliert und dann schwerer abfärbt, so müssen sie an einem feuchten Orte aufbewahrt werden. Zu den gewöhnlichen Stiften wird das Mineral gepulvert, geschlemmt und mit Gummiwasser zu einem Teig angemacht, aus welchem man die runden oder vierkantigen Körper formt, die nach dem Trocknen lackiert werden. Sie heißen dann gewöhnlich Pariser Stifte, färben aber wegen des Bindemittels nicht so gut ab als die naturellen. - Zoll: Rohe, gemahlene oder geschlemmte K. ist zollfrei. Geschnittene, in Papier etc. gefaßte K., sowie pariser Stifte werden gemäß Tarif im Anh. Nr. 5 a verzollt.