Kraut
,
nicht verholzendes
Gewächs, dessen
Stengel
[* 2] krautig
bleibt, die ein- und zweijährigen
Pflanzen und die
Stauden;
in vielen Gegenden speziell s. v. w. Kopf- oder Weißkohl, s. Kohl.
Kraut - Kray
Kraut
727 Wörter, 5'232 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Kraut,
nicht verholzendes
Gewächs, dessen
Stengel
[* 2] krautig
bleibt, die ein- und zweijährigen
Pflanzen und die
Stauden;
in vielen Gegenden speziell s. v. w. Kopf- oder Weißkohl, s. Kohl.
Kraut
Westfalen
* 3
Westfalen.(Apfelkraut, Birnkraut, Apfelbutter, Seim, Obsthonig, Obstgelee), ein aus Äpfeln und Birnen zuerst am Niederrhein und in Westfalen [* 3] bereitetes Präparat, welches sich in neuerer Zeit weiter in Deutschland [* 4] verbreitet hat und als besonders bei Kindern sehr beliebtes, angenehm säuerlich und erfrischend schmeckendes Nahrungs- und Genußmittel große Beachtung verdient, weil es Gelegenheit bietet, den Überfluß reicher Obsternten trefflich zu verwerten.
Man verarbeitet übrigens auch
Zuckerrüben,
Möhren,
Topinambur und Weintrauben auf Kraut
, und das Fabrikationsverfahren besteht
stets darin, die genannten Materialien mit
Wasser über freiem
Feuer oder ohne
Wasser mit
Dampf
[* 5] zu kochen, dann zu pressen und
den Saft zu einem sehr dicken
Sirup einzukochen. Kraut
unterscheidet sich also vom
Mus
(Kreide)
[* 6] dadurch, daß
es keine
Faser enthält. Ein ähnliches
Fabrikat aus Traubensaft ist in
Frankreich und der
Schweiz
[* 7] als
Raisine im
Handel.
Kraut,
Lundi - Lüneburg
* 8
Lüneburg.Wilhelm Theodor, ausgezeichneter Germanist, geb. zu Lüneburg, [* 8] widmete sich in Göttingen [* 9] und Berlin [* 10] unter Hugo, Savigny, Eichhorn juristischen Studien und habilitierte sich 1822 an ersterer Universität als Privatdozent. Drei Jahre später wurde er Beisitzer des Spruchkollegiums, 1828 außerordentlicher, 1836 ordentlicher Professor der Rechte. Der angedrohten Entlassung der sieben Professoren suchte er durch eine in Gemeinschaft mit fünf andern Professoren veröffentlichte Erklärung vorzubeugen, worin er die Handlungsweise der Sieben in jedem Betracht billigte. Von 1850 bis 1853 saß er als Abgeordneter der Universität in der hannöverschen Ständekammer. Er starb Von seinen Schriften heben wir hervor: »Grundriß zu Vorlesungen über das deutsche Privatrecht« (Götting. 1830; 6. Aufl. von F. Frensdorff, Berl. 1886) und »Die Vormundschaft, nach den Grundsätzen des deutschen Rechts« (Götting. 1835-59, 3 Bde.). Auch gab er »Das alte Stadtrecht von Lüneburg« (Götting. 1846) heraus.
Kraut.
1) allgemein beliebtes Gemüse, Kopf- oder Kappeskohl oder Weißkraut
, Brassica oleacea capitata ^[richtig: Brassica
oleracea capitata], engl. Common round white Cabbage, frz. le
cabus und le chou pommè blanc - Gegenstand des Anbaues im Großen auf Feldern und in Gärten. Berühmtes Kraut
liefern die
Rhein- und Mainebenen, Mainz als Hauptplatz, ferner Erfurt, Frankfurt a. M.,
Braunschweig, Quedlinburg, Schweinfurt, Stuttgart, Ulm etc. Die beliebtesten Sorten sind: Filder-, Zucker- oder Maispitz-,
Winningstädter-, Yorker- und Ochsenherzkraut;
meist geht das K. unter dem Namen des Erzeugungsortes.
Man erntet vom ha bis
zu 600 m. Ztr. Köpfe im Gewicht von ½ bis zu mehreren
Kilo. Der Verkauf geschieht nach Hundert zum Preis von 6-9, in schlechten Jahrgängen bis 15 Mk.,
oder nach Schock. Mit der Eisenbahn wird das Kraut
weithin versendet. Das eingeschnittene, mit Salz in Fäßern eingemachte
K., Sauerkraut
, bildet einen wichtigen Handelsartikel in Norddeutschland, Hauptplatz Magdeburg. Es muß vor
Luftzutritt bewahrt und mit Brühe bedeckt bleiben; Weißweinfässer sind am besten; man entfernt den Holzgeschmack durch
Einwässern und Einreihen mit Essig oder Sauerteig und sollte alte Fässer nicht, oder nur nach gutem Ausbrühen und langem
Lüften wieder benutzen.
Für den Privatgebrauch wird das K. auf die Wochenmärkte gebracht; es gibt besondere (Tyroler) Krautschneider, welche zur Erntezeit, September bis November, von Haus zu Haus ziehen; für den Großhandel besorgen Maschinen das Einschneiden. Zwischen das K. schichtet man auch geschnittene Äpfel (Borsdorfer), Weinbeeren, grüne Wallnüsse, Kümmel, Wachholder und ähnliche Gewürze, wodurch der Wohlgeschmack erhöht wird; frühzeitiges Sauerkraut macht man in Steintöpfen, welche an warmen Orten aufbewahrt werden; ein Zusatz von etwas Wein erhöht die Feinheit des Geschmackes.
Wird das Sauerkraut im Faß weich, so muß es schleunigst verbraucht werden. Der Verkauf im Großen geschieht an Materialwarenhändler und Krämer oder an Gasthöfe, für Schiffe, Kasernen etc. Der Handel ist im Deutschen Reiche hauptsächlich Binnen- und Lokalhandel nach den großen Städten. Bei dem bedeutenden Anbau bildet auch der Samen einen wichtigen Handelsartikel; man rechnet auf 25-40 Pflanzen 1 kg; Hauptzucht in Erfurt, Quedlinburg, Wolfenbüttel etc., Preis pro kg 4-5 Mk. (Magdeburger, glattrund, groß) bis 12 Mk., (Schweinfurter, Braunschweiger) I. Qual. 8, II. Qual. 5 Mk. etc.
2) Zu Gelee oder Mus eingekochtes Obst (Apfelkraut, Apfelbutter, Birnkraut, Mus, Seim, Obsthonig, Obstgelee, Latwerge), dargestellt aus Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschen mit Möhren u. Zuckerrübensaft, Weinbeeren etc., besonders am Rhein und in Süddeutschland, sehr beliebte Zuthat zu Brot statt der Butter, fabrikationsmäßig dargestellt und weithin versendet. Hauptbezugsorte sind Wesel, Dortmund, Neuwied, Wertheim a. d. B. etc. Preis nach Jahrgang verschieden; vgl. Obst. - Zolls. Tarif im Anh. Frisches K. Nr. 9 g; Sauerkraut und ohne Zuckerzusatz eingekochtes Obstmus Nr. 25 p 2.