Titel
Kraus
,
1)
Christian
Jakob,
Philosoph, geb. zu
Osterode,
[* 2] widmete sich in
Königsberg
[* 3] und
Berlin
[* 4] humanistischen,
mathematischen und philosophischen
Studien, besuchte als
Hauslehrer eines Studierenden noch
Göttingen
[* 5] und ward 1781
Professor
der praktischen
Philosophie und
Kameralwissenschaften in
Königsberg, wo er starb. Der bedeutendste
Lehrer neben
Kant, übte er, angeregt durch das bekannte Werk von
Ad.
Smith, einen großen Einfluß auf die Gestaltung der staatswirtschaftlichen
Gesetzgebung
Preußens
[* 6] aus. Aus seinem handschriftlichen
Nachlaß veröffentlichte H. v.
Auerswald die
»Staatswirtschaft« (Königsb. 1808 bis
1811, 5 Bde.; neue Ausg.,
Bresl. 1837) und »Vermischte
Schriften« (Königsb. 1808-13, 7 Bde.),
und
Johannes
Voigt fügte in einem 8.
Bande (das. 1819) eine
Biographie Kraus'
nebst
Auszügen aus dessen
Briefen hinzu.
Vgl.
Krause,
Beiträge zum
Leben von
C. J. Kraus
(Königsb. 1881).
2) Friedrich, Maler, geb. auf dem Gut Krottingen bei Memel, [* 7] besuchte das Gymnasium zu Königsberg und begann etwa im 19. Jahr seine künstlerischen Studien auf der Akademie daselbst. Später studierte er in Berlin, hielt sich 1852-54 in Paris [* 8] und ein Jahr in Rom [* 9] auf und siedelte dann nach Berlin über. Er schildert mit Vorliebe in Genrebildern das Leben der höhern Stände unsrer Tage, namentlich das der Damen. Seine Bilder sind psychologisch fein und liebenswürdig empfunden und, dem Gegenstand entsprechend, bald breiter und kräftiger, bald mit eleganter Sauberkeit durchgeführt. Seine bekanntesten Werke sind: die neue Robe, Stadtneuigkeiten, Besuch des Bürgermeisters Six bei Rembrandt, Tizian und seine Geliebte, die Morgenvisite, die Wochenstube, im Boudoir, die erwachende Bacchantin. Er hat auch zahlreiche, vornehm aufgefaßte Porträte [* 10] gemalt (Graf und Gräfin Lehndorff) und wurde 1885 zum Mitglied der Akademie erwählt.
3)
Franz Xaver, kath. Theolog und Kunstarchäolog, geb. zu
Trier,
[* 11] studierte hier, in Freiburg
[* 12] und
Bonn
[* 13]
Theologie und
Philologie, befaßte sich während eines längern Aufenthalts
in
Paris vorzüglich mit archäologischen und paläographischen
Studien und wurde 1865
Benefiziat in Pfalzel bei
Trier. In
Frankreich
mit den Hauptvertretern des liberalen
Katholizismus
(Lacordaire,
Montalembert) in Beziehung getreten, suchte Kraus
dieser
Richtung
in der deutschen
Presse
[* 14] und Litteratur Eingang zu verschaffen. 1872 wurde als außerordentlicher
Professor
für Kunstarchäologie an die
Universität
Straßburg
[* 15] und von hier 1878 als
Professor der
Kirchengeschichte an die
Universität
Freiburg
berufen.
Von seinen Schriften nennen wir: »Die Blutampullen der römischen Katakomben« (Frankf. 1868);
»Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende« (3. Aufl., Trier 1887);
»Beiträge zur trierischen Archäologie und Geschichte« (das. 1868, Bd. 1);
»Das Spottkruzifix vom Palatin« (Freiburg 1872);
»Über den gegenwärtigen Stand der Frage nach dem Inhalt und der Bedeutung der römischen Blutampullen« (das. 1872);
»Die christliche Kunst in ihren frühsten Anfängen« (Leipz. 1872);
»Roma [* 16] sotterranea. Die römischen Katakomben« (Freiburg 1873, 2. Aufl. 1879);
»Über das Studium der Kunstwissenschaft an den deutschen Hochschulen« (Straßb. 1874);
»Kunst und Altertum in Elsaß-Lothringen« [* 17] (im amtlichen Auftrag herausgegeben, das. 1876-87, Bd. 1-3);
»Straßburger Münsterbüchlein« (das. 1877);
»Charakterbilder aus der christlichen Kirchengeschichte« (Trier 1879);
»Synchronistische Tabellen zur christlichen Kunstgeschichte« (Freiburg 1880);
»Realencyklopädie der christlichen Altertümer« (das. 1882-86, 2 Bde.).
4)
Viktor,
Ritter von, österreich.
Historiker, geb. zu
Prag,
[* 18] Sohn des
Generalstabsarztes
Felix,
Ritter von Kraus
(gest. 1875), studierte 1863-67 in
Wien,
[* 19] dann bis 1868 in
Berlin Geschichte, trat 1868 in das Lehrfach ein und
ward 1870
Professor am
Leopoldstädter
Gymnasium. 1880 gehörte er zu den
Gründern des
Deutschen
Schulvereins,
redigierte dessen »Mitteilungen«, ist
Obmann-Stellvertreter und
Referent für
Böhmen,
[* 20] wo er zahlreiche
Schulen und
Kindergärten
ins
Leben gerufen hat. 1883 ward er in
Steiermark
[* 21] zum Abgeordneten des
Reichsrats gewählt, in
dem er sich der vereinigten
Linken
anschloß. Er schrieb: »Englische
[* 22]
Diplomatie im Jahr 1527«
(Wien 1871),
»Zur Geschichte Österreichs unter Ferdinand I., 1519-22« (das. 1873),
»Kaiser Maximilian I.« (das. 1877),
»Maximilians I. Beziehungen zu Siegmund von Tirol [* 23] in den Jahren 1490-96« (das. 1879),
»Das Nürnberger Reichsregiment« (Innsbr. 1883) u. a. und gab »Maximilians I. vertraulichen Briefwechsel mit Siegmund, Freiherrn zu Stettenberg« (das. 1875) heraus.