Krankenzer
streuung,
im
Kriege das Bestreben, Verwundete und
Kranke über eine möglichst große Zahl von Räumen und
Ortschaften zu zerstreuen, um die Gefahren, welche die Anhäufung von Verwundeten und
Kranken an wenigen Orten für diese
selbst sowie für den gesunden
Teil der
Armeen und für die
Bevölkerungen herbeiführt, zu vermeiden. Welche
außerordentliche
Ausdehnung
[* 2] die Krankenzer
streuung 1870/71 erreicht hat, zeigt die
Thatsache, daß von den gesamten 560 851 Mann, welche bei
den mobilen deutschen
Heeren einer Lazarettbehandlung bedürftig wurden, etwa 250000 Mann (44 Proz.) als noch Behandlungsbedürftige
oder Rekonvalescenten in immobile Lazarette nach allen Gegenden
Deutschlands
[* 3] gelangten.
Fast alle waren vorher in mobilen Sanitätsanstalten behandelt. Nur durch so umfassenden Rückschub
(Evakuation) können die
Feldlazarette sich zu beweglichen Sanitätseinrichtungen gestalten, und stets an Schlachttagen zur ersten Hilfe bereit sein.
Eine bisher einzig dastehende, und nur durch die Krankenzer
streuung möglich gewordene
Erscheinung ist es z. B.,
daß während der
Schlacht am 14
Tage nach den drei großen
Schlachten
[* 4] um Metz,
[* 5] außer 21 deutschen
Sanitätsdetachements noch 21 deutsche Feldlazarette auf dem Schlachtfelde selbst oder in der Nähe in Thätigkeit treten
konnten. In größerm Maßstabe ist Krankenzer
streuung erst möglich, seit zahlreiche Eisenbahnen einen raschen und
schonenden
Transport auch Schwerverwundeter und Schwerkranker auf weite Entfernungen ermöglichen. (S.
Sanitätszüge.)