Krampfader
oder
Venenerweiterung
(Varix, Phlebactasis), die chronische
Ausdehnung
[* 2] einer
Blutader
(Vene), wobei diese nicht
bloß dicker, sondern auch länger wird und nun als gewundener dicker blauer
Strang durch die
Haut
[* 3] hindurchscheint. Die Krampfader
entstehen,
wenn der Rückfluß des
Blutes gehindert ist, oder wenn die
Venen aus sonst einer
Ursache so lange stark
mit
Blut überfüllt waren, daß sie an ihrer Elasticität eingebüßt haben und sich nach der Entleerung nicht mehr auf
ihren frühern
Umfang zusammenziehen. In einer weitern
Kategorie von Fällen handelt es sich um eine chronische
Entzündung
der Venenwand, sodaß diese nachgiebig wird und sich ausdehnt. Die durch
Stauung des
Blutes entstehenden
Krampfader
finden sich am häufigsten an den untern Extremitäten bei Leuten, welche viel stehen; ferner bei Frauen,
welche schwanger waren, wo die
Gebärmutter
[* 4] durch Druck auf die Bauchgefäße den Blutlauf in den
Beinen erschwert hat. Ähnlichen
Ursprungs sind die Krampfader
am
After, die Hämorrhoiden (s. d.), sowie der sog.
Krampfaderbruch (s. d.).
Die Krampfader
an den
Beinen (sog.
Aderbeine) machen oft heftige
Schmerzen, namentlich wenn sie große Knoten
(Aderknoten) bilden und
sich durch Druck oder Reibung
[* 5] entzünden. Auch bersten die Krampfader
bei Verletzungen
(Stößen
u. dgl.) leichter als andere
Venen
und können dann gefährliche
Blutungen veranlassen oder infolge der anhaltenden
Blutstockung in den
Haargefäßen
hartnäckige Flechten
[* 6] sowie schmerzhafte und schwer heilende
Geschwüre
(Bein- oder
Unterschenkelgeschwüre) zur Folge haben.
Mitunter bilden sich auch in den Blutaderknoten sehr harte rundliche bis erbsengroße Körper (sog.
Venensteine), die aus verkalkten Fibringerinnseln bestehen. Beseitigt oder doch wenigstens verkleinert und geschützt
werden die Krampfader
durch das Tragen von
Gummi- oder Schnürstrümpfen; umständlicher ist das
Anlegen von Rollbinden
oder
Kleisterverbänden. Auch die Kälte, in der Form von kalten Douchen und Übergießungen, des Eises und der kalten
Umschläge
mit
Alaun-,
Zink- und Bleilösungen leistet häufig vortreffliche Dienste.
[* 7]
Blutungen aus den Krampfader
werden wie andere
Blutungen (s. d.) behandelt. Die
Bein- oder
Unterschenkelgeschwüre
heilen sehr schwer; man muß das
Bein horizontal legen, die alten Krusten sorgfältig aufweichen und dann milde Salben (Borlanolin,
Diachylonsalbe u. a.) anwenden; häufig sieht man auch von feuchten,
Tag und Nacht liegenden
Umschlägen mit leicht antiseptischen
Flüssigkeiten, die luftdicht mit Kautschuktaffet bedeckt werden, gute Erfolge. Bei hartnäckigen Fußgeschwüren
sind oft Heftpflasterverbände oder Einwicklungen des ganzen
Unterschenkels mit Martinschen Gummibinden nützlich. Da die
vernarbten
Geschwüre oft leicht wieder aufbrechen, so müssen sich die
Kranken noch lange Zeit vor allen übermäßigen Anstrengungen
der
Beine sowie
vor der geringsten Verletzung sorgfältig in acht nehmen. Zuweilen empfiehlt es sich, die Krampfader
durch
Operation zu beseitigen.