Krafft
-Ebing
,
Richard, Freiherr von, Mediziner, geb. zu Mannheim, [* 2] wurde vom elften Jahr ab im Hause seines Großvaters, des bekannten Rechtsgelehrten Mittermaier in Heidelberg, [* 3] erzogen, studierte seit 1858 an der dortigen Universität, wurde 1863 als praktischer Arzt approbiert und suchte dann weitere Ausbildung unter Billroth, Griesinger, Rindfleisch in Zürich, [* 4] wo er durch Griesinger lebhaftes Interesse für das Gebiet der Nerven- und Geisteskrankheiten gewann.
Den Winter von 1863 brachte er mit Spezialstudien in Wien [* 5] und Prag [* 6] zu, und 1864 wurde er Hilfsarzt an der Irrenheilanstalt in Illenau. Im Herbst 1868 studierte er unter Wundt in Heidelberg Psychologie und ließ sich dann als Spezialist für Nervenkrankheiten in Baden-Baden [* 7] nieder. Nach Beendigung des deutsch-französischen Kriegs, den er als Feldarzt mitmachte, leitete er die elektro-therapeutische Station für kranke und verwundete Krieger in Baden-Baden und ging dann nach Berlin, [* 8] um sich für die akademische Laufbahn vorzubereiten.
Hier erhielt er einen
Ruf als außerordentlicher
Professor für
Psychiatrie an die
Universität
Straßburg,
[* 9] wo er die psychiatrische
Klinik begründete. 1873 ging er als
Direktor der steirischen Landesirrenanstalt und als
Professor der
Psychiatrie
nach
Graz,
[* 10] gab aber 1880 die Leitung der
Irrenanstalt auf und widmete sich ausschließlich seiner Professur, die 1886 zu einer
ordentlichen und zu einer Professur und
Klinik der
Nervenkrankheiten erweitert wurde. In demselben Jahr errichtete ein Sanatorium
für Nervenkranke in
Graz. Krafft
-Ebing
zählt zu den hervorragendsten Forschern auf dem Gebiet der
Nerven- und
Geisteskrankheiten;
er schrieb: »Grundzüge der Kriminalpsychologie« (2. Aufl., Stuttg. 1882);
»Lehrbuch der gerichtlichen Psychopathologie« (2. Aufl., das. 1881);
»Lehrbuch der Psychiatrie« (2. Aufl., das. 1883, 2 Bde.);
»Über gesunde und kranke Nerven« [* 11] (3. Aufl., Tübing. 1886);
»Über Nervosität« (3. Aufl., Graz 1884);