[* 1] (lat.
Suber), ein
Zellgewebe der
Pflanzen, welches, stets nur als
Hautgewebe auftretend, den
schützenden äußern Überzug zahlreicher, besonders für eine längere, mehrjährige
Lebensdauer bestimmter, in der
Luft
oder im
Boden befindlicher Pflanzenteile bildet, aber nur selten so stark entwickelt wird, daß es zu technischer Verwendung
tauglich ist. Das Korkgewebe besteht aus rektangulären, mehr oder minder tafelförmigen
Zellen
(Korkzellen),
welche mit ihrem größern
Durchmesser der Oberfläche des Pflanzenteils parallel liegen, allerseits innig miteinander verbunden
sind, mäßig dicke
Membranen haben und im abgestorbenen Zustand nur
Luft enthalten.
Die
Membranen der
Korkzellen verhalten sich wie die
Cuticula der
Epidermis
[* 2] und setzen besonders dem Ein- und
Austritt vonWasser
und
Luft einen großen
Widerstand entgegen. Meist bildet dieses
Gewebe
[* 3] an der Oberfläche der Pflanzenteile eine zusammenhängende
Schicht (Korkschicht), z. B. an saftreichen, fleischigen, unterirdischen Teilen
(Schale der Kartoffelknolle) und ganz allgemein
auf den
Zweigen,
Ästen und
Wurzeln der
Sträucher und
Bäume. Diese Korkschicht
[* 1]
(Fig. k) entsteht schon frühzeitig, wenn die
Epidermis noch unversehrt ist, aus den unmittelbar unter derselben liegenden Parenchymzellen, seltener aus Epidermiszellen
selbst, und zwar dadurch, daß die
Zellen sich wiederholt durch Scheidewändeteilen.
Nach jeder
Teilung wird die eine Tochterzelle zu einer nicht weiter teilungsfähigen
Korkzelle ausgebildet, während die andre
ihre ursprüngliche
Beschaffenheit behält u. allein dieTeilung fortsetzt. Meist werden die nach außen
liegenden Tochterzellen zu
Korkzellen; die Korkschicht bildet sich dann zentrifugal fort vermittelst einer an ihrer Innenseite
liegenden
Schicht sich verjüngender
Zellen, welche (Korkkambium,
Phellogen,
[* 1]
Fig. c) ein ununterbrochenes Dickewachstum der
Korkschicht bedingt.
Schon im ersten oder zweiten Jahr zerreißt die
Epidermis und wird abgestoßen; die Korkschicht ist dann
an ihre
Stelle getreten. In spätern
Jahren werden ihre äußern
Zellen allmählich abgestoßen, während von innen immer neue
gebildet werden. Eine solche lange Zeit im Zusammenhang sich fortbildende Korkschicht wird
Periderm
[* 1]
(Fig. K, s. d.) genannt.
Meist hat das
Periderm nur eine sehr mäßige
Dicke; bei manchen
Bäumen aber entwickelt es sich gleichmäßig
zu einem sehr dicken, mehr oder minder schwammig weichen, wegen des Luftgehalts der relativ dünnwandigen
Zellen sehr leichten,
blaßbraunen
Gewebe, welches als eigentlicher Kork bekannt ist.
Solche Korkbildung findet sich beim Feldahorn
(Acer campestre) und bei der
Ulme (Ulmus campestris); aber der Kork zerklüftet
sich hier in zwar hohe, aber schmale Korkflügel, während er sich bei der Korkeiche
(Quercus suber) in dicken
Platten gewinnen
läßt. Solches in dicken
Lagen gebildete
Periderm besteht meist aus abwechselnden
Zonen weiter dünnwandiger und engerer dickwandiger
Korkzellen und erhält dadurch ein ähnliches Aussehen wie das von
Jahresringen durchzogeneHolz.
[* 4] Auch bei
der
Bil-
dung der Borke der Baumstämme spielt der Kork eine wichtige Rolle (s. Periderm). Endlich entsteht derselbe auch an allen denjenigen
Stellen, wo die Pflanze durch das natürliche Abfallen gewisser Teile, z. B. der Blätter, Wundstellen erhält, indem schon vor
dem Ablösen dieser Teile an der künftigen Wundfläche aus den stehen bleibenden Zellen eine Korkschicht
in der gewöhnlichen Weise gebildet wird. Selbst zufällige fremde Verwundungen aus Parenchym bestehender Pflanzenteile, z. B.
an den Kartoffelknollen und andern fleischigen Organen, werden mittels Korkbildung von der Pflanze selbst geschlossen.
Kork enthält etwa 10 Proz. in kochendem Alkohol lösliche Bestandteile: Cerin (Phellylalkohol) C17H18O ,
Dekacrylsäure C10H18O2 , Eulysin C24H36O3 ,
Corticinsäure C12H10O6 und eine Gerbsäure. Die reine Korksubstanz ist in allen Lösungsmitteln
unlöslich und besteht aus 65,7 Kohlenstoff, 8,3 Wasserstoff, 1,5 Stickstoff und 29,5 Sauerstoff.
[Gewinnung und Bearbeitung.]
Der Kork des Handels stammt von der Korkeiche (Q. suberL.), in geringerer Menge von Q. occidentalisGray. Erstere wächst in Menge in Nordafrika (bis ins Innere von Marokko),
[* 7] auf den Balearen, in Oberestremadura
und Viscaya in Spanien,
[* 8] schon weniger im südöstlichen Frankreich und in Süditalien,
[* 9] selten in Griechenland.
[* 10] Die andre Eiche
bildet an der westfranzösischen Küste große Bestände. Beide Bäume besitzen eine ziemliche starke und schwammige Außenrinde,
einen brauchbaren Kork aber erzeugen sie erst nach Abtragung dieser Rinde.
Bei Q. suber erhält sich die Oberhaut (Epidermis) bis ins zweite oder dritte Jahr, und wenn sie sich dann in dünnen Häuten
von den Stämmen ablöst, so zeigt sich eine schon ausgebildete dünne Korkschicht als Ersatz der Epidermis. Unter
dieser Schicht fährt das Korkkambium in der Bildung von Kork fort; aber das Produkt ist technisch nicht verwertbar, und erst
nachdem dieser männliche Kork entfernt ist, bildet das Kambium
[* 11] guten weiblichen Kork Gewöhnlich beginnt man mit der Korkausnutzung
an 15jährigen Bäumen und kann dann in Zeiträumen von 8-10 Jahren 100-150 Jahre lang schälen.
Die Güte des Korks nimmt bis zu einem bestimmten Alter des Baums zu, aber sehr alte Bäume liefern ein schlechtes Produkt. Zur
Abschälung des Korks macht man in die Rinde mit Handhaken rings um den Stamm in horizontaler Richtung laufende Einschnitte, welche
nicht bis ins Korkkambium reichen dürfen, verbindet diese Kreisschnitte durch einen Längsschnitt und
löst die Korkschicht mit Hilfe des platten Hackenstiels vom Korkkambium ab. Die abgelösten Platten läßt man inStößen,
mit Steinen beschwert, trocknen, entfernt dann mit der Feile
[* 12] oder dem Schabmesser die äußere und die innere Schicht und setzt
die Platten in großen Kesseln 5-6 Minuten der Einwirkung siedenden Wassers aus.
Bisweilen zieht man wohl auch die Platten durch ein Flammenfeuer, um ihre Qualität zu verbessern. Die Güte des Korks ist abhängig
vom Klima,
[* 13] vom Standort und Alter des Baums und von der Zubereitung. Kork aus warmen Gegenden ist besser als auf nördlichen
Standorten erwachsener. Die Korkplatten des Handels haben eine Stärke
[* 14] bis zu 5 cm und erscheinen parallel zur Oberfläche deutlich
geschichtet. Senkrecht zur Oberfläche, also der radialen Richtung des Stammes entsprechend, laufen aus sklerenchymatischen
Zellen bestehende spröde Gewebe, die beim Trocknen und Quetschen des Korks mehr oder minder zerstäuben und Hohlräume
hinterlassen.
Schnell rotierende Messer
[* 23] zerschneiden die Korkplatten, und ein nach Art einer Bandsäge über zwei Scheiben gelegtes
messerartiges Stahlband schneidet aus dem rotierenden Material die runden Korke, worauf ein kreisförmiges Messer die beiden
Stirnflächen bearbeitet. Das Stahlband passiert bei seiner Bewegung zwei Schleifscheiben, die es scharf erhalten. Ein Arbeiter
schneidet an einem Tag 1000-1200 Stück Weinkorke, von kleinern Sorten mehr. Die Maschine
[* 24] liefert in 10 Stunden 20-24,000
Korke.
Die fertigen Korke werden mittels einer Maschine, bei welcher parallele verstellbare Eisenstäbe eine Art Rost bilden, nach
der Größe und dann nach der Güte sortiert. Die besten Korke werden für die Champagnerflaschen und Mineralwasserflaschen
benutzt. Kocht man die Korke in Wachs oder Paraffin,
[* 25] so werden die Poren verschlossen, und chemische Agenzien
wirken dann weniger auf die Korkmasse ein. Zum Durchbohren der Korke benutzt man Rundfeilen (Rattenschwänze), indem man zuerst
ein Loch durch den Propfen sticht und dies dann erweitert, oder Korkbohrer, die aus Messingröhren bestehen, welche an einem
Ende geschärft sind, während das andre Ende zu einem starken Ring verdickt ist, durch welchen man einen
Stab
[* 26] steckt, um mit Hilfe desselben die Röhre drehend und drückend durch den Propfen zu treiben.
Anderweitige Verwendung findet Kork zu Kunstarbeiten (s. Korkbildnerei), Korksohlen, Korkjacken, Hutfutter, zu Schwimmern für
Fischernetze und Ankerbojen, zu Schwimmgürteln und Rettungsbooten, zum Überziehen von Dampfleitungen, Mühlsteinen, die zum
Entschälen der Hirse
[* 27] dienen, zu federnden Unterlagen für Ambosse etc. Abfälle dienen als Polstermaterial, werden auf Kamptulikon
und Linoleum verarbeitet, auch zur Gewinnung einer schwarzen Farbe verkohlt.
Theophrast wußte schon, daß die Rinde der Korkeiche nach der Schälung schnell nachwächst. Varro und Columella empfahlen
den Kork (Cortex) seiner geringen Wärmeleitung
[* 28] wegen zu Bienenstöcken, und Plinius betonte die Brauchbarkeit
zu Stöpseln, doch waren letztere zur Römerzeit noch wenig gebräuchlich. Im 15. Jahrh. wurde
in Danzig
[* 29] zu Pantoffeln verarbeitet, zum Teil auch wieder nach Schweden
[* 30] verschifft.
Vgl. Rousset, Culture, exploitation et aménagement
du chêne-liège en Franceet enAlgérie (Par. 1859);
Höhnel, Über den Kork und verkorkte Gewebe (Wien
[* 31] 1878).
(Pantoffelholz, lat. suber, frz. liège, engl.
cork). Die Korksubstanz ist ein eigentümliches Zellgebilde der Pflanzen, das sich bei zahlreichen Laubbäumen
und andern Gewächsen vorfindet, in technisch nutzbarer Form und Menge aber nur bei der Korkeiche. So sind z. B.
die vorspringenden Leisten an dem jüngern Holze des Masholder leicht als K. zu erkennen, und die Schale
der Kartoffel besteht
größtenteils aus Korkzellen. Die Elasticität des Korks beruht auf der Lufthaltigkeit seiner Zellen;
außerdem hat die Korksubstanz etwas Wachsartiges, was sich dem Eindringen der Nässe widersetzt.
Die Rinde der Korkeiche wurde schon im Alterthum zu ganz den nämlichen Zwecken benutzt wie heute, und sie ist ja auch in
der That ein Stoff, für welchen ein vollgültiger Stellvertreter gar nicht vorhanden ist. Die Korkeiche
ist in den Ländern um das westliche Mittelmeer heimisch und von dort aus hat sich die ganze Welt mit dem so unentbehrlichen
Korkmaterial zu versorgen. Der Baum kommt in zwei Arten vor, Quercus suber und Quercus occidentalis, von welchem die erstere
das bessere Material liefert. Es sind immergrüne Bäume, die auf trocknen Anhöhen in lichtem Stande
wachsen und Wäldchen oder größere, zum Teil sehr ausgedehnte Wälder bilden, so namentlich in Spanien, Portugal und Algerien,
auch auf Corsica.
Das erstere ist daher auch von jeher das bedeutendste Korkland für den Handel gewesen, indes in neurer Zeit die algierische
Produktion der Menge nach bedeutender ist, während auch die Güte des Korks der des spanischen nicht
nachsteht. In Portugal ist die Korkgewinnung ebenfalls bedeutend, ebenso in den bergigen Distrikten Südfrankreichs. Das
Gewächs auf Sicilien, Sardinien und weiter östlich ist wenig nütze und dient nur lokal für die Zwecke der Fischerei etc.
Die Insel Corsica hat viele Korkwälder, zählt indes auch nicht unter den Produzenten, entweder weil
das Erzeugnis ebenfalls untergeordneter Art ist, oder weil die Einwohner der Betriebsamkeit ermangeln.
Die Korkeiche ist nämlich gewissermaßen auch ein Kulturbaum, wenn auch seine Pflege in nichts weiter besteht, als daß
er im regelmäßigen Betriebe entrindet wird, denn erst hierdurch wird der Baum angereizt zu dem wuchernden
Wachsthum der Korkzellen, welches im Verlauf von 7-8 Jahren eine neue, wieder zum Abnehmen reife Rinde herbeiführt. Bäume,
die sich selbst überlassen bleiben, haben nur eine harte brüchige Rinde, die sie im Alter zeitweilig von selbst abwerfen.
Über das Alter, in welchem der Baum zum ersten Mal geschält werden kann, bestehen verschiedne, von
12-20 Jahren gehende Angaben. Die erste Schälung besteht nur im Wegschneiden der natürlichen rauhen und rissigen äußern
Rindenschicht, die nichts nutzt oder wenigstens keine Korke gibt. Man nennt sie den männlichen K. (liège mâle). Bei dieser
wie allen folgenden Wegnahmen ist eine zunächst am Holze liegende junge Zellschicht (der Mutterkork, die Cambialschicht),
vorsichtig zu schonen, da sie der Baum zu seiner Existenz nötig hat und aus ihr die neu wachsende Rinde sich entwickelt.
Die Bäume leiden bei guter Behandlung durch das Schälen anscheinend gar nicht und können 150 Jahre
und älter werden. Erst die dritte Schälung soll eine feine Korkmasse, den weiblichen K. (liège femelle) liefern, die sich
fortwährend verfeinert, mit dem höhern Alter der Stämme aber wieder härter und großporiger wird. Die stärkern Äste
unterliegen dem Abschälen
¶
mehr
ebenfalls und geben eine zweite Qualität. Das Schälen der Bäume geschieht in den Sommermonaten. Es erhalten die dazu ausgewählten
Stämme und dickern Äste erst zwei Kreisschnitte oben und unten, die dann durch zwei oder drei Längsschnitte verbunden
werden, sodaß die Rinde nun in ebenso viel muldenförmigen Schwarten von etwa 3 dm Breite und 12-15
dm Länge abgelöst werden kann. Die Ablösung der Platten erfolgt, indem der Arbeiter mit dem Stiel seines Beiles, der zu
dem Zwecke keilförmig zugeschnitten ist, die Rinde unterfährt und abdrückt, indes nach Bedarf ein andrer durch Schieben
mit einer Stange nachhilft.
Die gebogenen Platten werden durch Einlegen in heißes oder kaltes Wasser erweicht, durch Beschweren
mit Gewichten flach gedrückt und so der Luftrocknung ^[richtig: Lufttrocknung] überlassen. In Spanien und Portugal hatte
man früher ein andres Verfahren, das wohl auch jetzt noch in einzelnen Gegenden angewendet werden mag. Man schwenkt und
zieht dort nämlich die Korkschwarten, an Spieße gesteckt, durch Flammenfeuer, wodurch die Masse innerlich
gebräunt und äußerlich schwarz angesengt ist.
Der K. soll hierdurch in seiner Masse verbessert, seine Poren geschlossen und auch der Wurmfraß abgehalten werden. Dunkle
Farbe wurde sonst als das Zeichen spanischer Herkunft gern gesehen, weil die spanische Ware als die beste galt.
Indes ist der französische und algierische K. im allgemeinen reiner, weicher und elastischer. Die Portugiesen übrigens
beschaben ihre Korkplatten, um die kohlige Rinde zu entfernen und ein gefälligeres Ansehen herzustellen. Die Korkrinde wird
je nach dem Standorte der Bäume 4½ bis 7 cm dick; das sardinische, sizilische, illyrische und andres
Gewächs dieser östlichern Gegenden ist schwächer und an Qualität weit geringer. Die leichtesten Platten mit feiner egaler
Masse, von graugelblicher Farbe, sind das beste Material, aber ganz fehlerfreie Stücke sind immer Seltenheiten. - In frühern
Zeiten und bis vor etwa 100 Jahren wurden die K. gleich fertig geschnitten aus den Erzeugungsländern
bezogen, vor allem aus Spanien, wo die Schneiderei in vielen Städten von langer Zeit her großartig betrieben wurde und
noch wird. In Spanien sind die Korkwaldungen weit verbreitet über Katalonien, Andalusien, Valencia. In vorzüglichster Beschaffenheit
findet sich der K. in der katalonischen Provinz Lerida und es ist die Ausfuhr des dortigen Rohstoffes
von Regierungswegen verboten zu gunsten der innern Fabrikation.
Aus den übrigen Korkdistrikten ist die Ausfuhr unbeschränkt. In Portugal sind Alemtejo und Algarvin die hauptsächlich
Kork liefernden Provinzen; das Produkt geht größtenteils nach England und englische Gesellschaften haben gleich ganze Wälder
in Pacht. Südfrankreich ist das einzige Land, wo zu den natürlichen Eichenbeständen sich noch künstlich
angelegte hinzugefunden haben. Es sind namentlich in neurer Zeit im Departement Lot et Garonne, in den weiten wüsten Landes
und andern südlichen Gegenden bedeutende Anpflanzungen gemacht worden.
Der Hauptsitz der französischen Korkschneiderei ist die Gironde; es
werden dort enorme Mengen Korke gefertigt
und wurde bis in neueste Zeit sehr viel spanischer Kork mit verarbeitet, was sich aber nunmehr geändert hat durch die Erschließung
der ungeheuren Korkwälder, die in Algerien in der Provinz Konstantine und anderwärts existieren, ohne daß früher die
Industrie den mindesten Vorteil davon gehabt hätte; denn die Eingeborenen selbst machten von den Rinden
nur zum Dachdecken Gebrauch und benutzten übrigens die Eichwälder hauptsächlich zur Viehweide, brannten demzufoge ^[richtig:
demzufolge] alljährig das alte Gras ab, um einem neuen Wuchse Platz zu machen, ein Verfahren, worunter die Bäume natürlich
schwer leiden mußten.
Die französische Regierung schaffte das Grasbrennen zwangsweise ab, teilte die Waldungen in regelmäßige
Reviere und sorgte für gehörige Komplettierung der Bestände. Man hat jetzt in den Provinzen Konstantine, Algier, Oran,
eine Waldfläche von 322762 Hektaren ermittelt und etwa die Hälfte davon ist schon in Pacht vergeben. Ein solcher Bestand
beträgt mehr als alle übrigen Korkeichen der Welt zusammengenommen. Die dortige Produktion ist im Steigen
und beginnt ihren Einfluß am Markte zu äußern. Im Jahre 1866 schon bezog Frankreich circa 1150000 kg rohen algierischen
Kork, und diese nämliche Quantität hatte es bis dahin zu seinem eigenen Erzeugnis aus andern Produktionsländern zuzuführen
gehabt zur Versorgung seiner Korkindustrie mit Rohstoff. - Es sind zahlreiche vergebliche Versuche gemacht
worden die Korkeiche in fremde Länder zu verpflanzen; wenn aber auch der Baum nicht auswandern will, so ist doch die Verarbeitung
der Rinde von ihren Ursitzen weiter verpflanzt und in Deutschland schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Hand
genommen worden. Im größten Umfang aber muß die Korkschneiderei in England betrieben werden, das für
sich und seine überseeischen Versendungen täglich mehr als 20 Mill. Korke braucht, dieselben nur zum kleinsten Teil schon
fertig bezieht. In Deutschland haben sich namentlich bremer Geschäftsleute um die Einführung der Korkschneiderei in der
dortigen Umgegend schon frühzeitig verdient gemacht und es gibt keine andre Gegend unsers Vaterlandes,
wo so viel Korkholz verschnitten wird als der Strich von bremischen, oldenburgischen und hannoverschen Dörfern, der sich
im Süden von Bremen zwischen Delmenhorst und Syke herumzieht.
Ein großer Teil von Deutschland wird von hier aus mit Stöpseln aller Art versorgt. Einige größere
Manufakturen bestehen auch in Bremen selbst. Das oldenburgische Städtchen Delmenhorst ist allmählich der Hauptort der Korkindustrie
geworden. Die dort an der Spitze stehenden Unternehmer haben selbst einige Schiffe in See zur Beischaffung des Rohmaterials.
Die nach dem Tausend bezahlten Schnitzer bearbeiten dasselbe in ihren Wohnungen und liefern die fertige Ware
zurück nach Delmenhorst oder Bremen. An tausend Familien oder Häuser mögen sich der Arbeit widmen und gibt es sowohl permanente
Korkschneider als Landleute, die nur im Winter und in sonstigen Mußestunden am Schneidetische
¶
mehr
sitzen. Auch Frauen beteiligen sich bei der Arbeit. Das Schneiden ist eine Arbeit ganz aus freier Hand; die dazu nötige
Akkuratesse und Schnelligkeit, um auf einen leidlichen Verdienst zu kommen, setzt eine bedeutende Einübung voraus. Der Arbeiter
braucht einen Tisch und ein paar lange haarscharfe Messer, das Zuschneide- und das Rundschneidemesser,
die er bei der Arbeit noch öfter wie der Barbier die seinigen nachschärfen muß, was auf einem ans rechte Bein gebundenen
Streichleder geschieht, worauf allemal noch ein paar Striche auf einer am Tische befestigten Speckschwarte folgen.
Die zu verarbeitenden Platten, welche, wenn durch Alter oder durch das Sengen zu hart geworden, erst
in Wasser gequellt werden müssen, werden erst äußerlich „abgeborkt“ und von Unebenheiten befreit, dann auf dem Tische
liegend zugeschnitten, d. h. in Streifen und diese in Würfel tranchiert, die je nach dem verlangten
Format der Stöpsel größer oder kleiner sind. Diese Arbeit ist die schwierigste; es muß alles nach
Augenmaß und doch so akkurat gemacht werden als wäre es mit Hilfe von Zirkel und Winkel geschehen.
Mulmige und sonst fehlerhafte Stellen müssen schnell erkannt und ausgeschnitten und das noch Brauchbare daran in kleinere
Würfel geformt werden. Das Rundschneiden der eckigen Stücke mit dem aufgestemmten Messer erfolgt in ähnlicher
Weise wie ein Apfel geschält wird, und durch je einen Schnitt werden dann die beiden Endflächen abgeglichen. Ein guter Arbeiter
bringt von gewöhnlichen Weinflaschenkorken im Tage etwa 1000-1200 Stück fertig, von kleinen Sorten mehr. In der Regel verlegt
sich ein Arbeiter immer nur auf eine gewisse Klasse von Korken, eine größere oder kleinere Form und
eine feinere oder gröbere Gattung. - Es haben sich wohl die Mechaniker fast aller Länder bemüht, die Arbeit des Korkschneidens,
die beiläufig gesagt in allen Ländern in gleicher Weise geführt wird, durch Maschinen verrichten zu lassen; aber alle Versuche,
hierzu schneidende Instrumente anzuwenden, sind an der raschen Abstumpfung derselben gescheitert.
Ein Franzose Moreau hat die Sache dann anders angegriffen und dadurch einigen Erfolg erzielt. Er läßt auf seinen Maschinen
die Korke bohren, d. h. stählerne Röhren, die am arbeitenden Ende mit einem Kranz von Sägezähnen besetzt sind, schneiden
in rascher Umdrehung aus den Platten cylindrische Stücke, deren Oberfläche dann durch Schleifen an Schmirgelscheiben
geglättet wird. Es scheint nicht, als ob Moreau's Maschinen in Frankreich viel benutzt würden; sie können auch schwerlich
wohlfeiler arbeiten, als die genügsamen Schnitzer, und haben nur den Vorteil gleichbleibender Größen, der allerdings für
manche Zwecke nicht unwichtig ist.
Andre Korkschneidemaschinen sind die von Böthius in Stockholm und von Köhler in Kopenhagen; sie bestehen
aus Abschälmaschinen, Stückschneidemaschinen, Rundschneidemaschinen, Schleifmaschinen und Sortierapparaten. Die cylindrische
Form der Korke hat erst in neurer Zeit ihre Würdigung gefunden, nachdem man durch Jahrhunderte immer nur verjüngt zulaufende
(konische) geschnitten; beide
Sorten sind jetzt nebeneinander im Handel und werden gewöhnlich durch
die Bezeichnungen „gerade“ und „spitze“ unterschieden.
Die geraden sind praktischer, weil sie besser schließen, und es werden z. B. für Champagnerflaschen
gar keine andern gebraucht. Man verdünnt sie am einen Ende mittels der Korkpresse, damit sie in den Flaschenhals eingehen
können; indem sie sich nachgehends wieder ausdehnen, bilden sie einen um so festeren Verschluß. Der
Champagner verlangt auch die feinsten Korke in Masse und Schnitt, die deshalb auch 80-100 Franken das Tausend kosten.
Die Champagne verbraucht alljährlich 40 Mill. Stück. - Mit der Hand geschnittene Korke sind begreiflich niemals völlig
gleich und bedürfen der Sortierung nach der Größe ebenso wie nach der Qualität.
Dies Geschäft wird nicht von den einzelnen Schnitzern, sondern erst bei den Arbeitgebern oder Großhändlern besorgt. In
Paris haben auch manche Häuser das Sortieren als selbständiges Geschäft betrieben und damit zuweilen großartige Vermögen
erworben. Zum Sortieren nach der Größe dient eine Maschine, eine Art Rost, dessen parallele Eisenstäbe
in genauer Abmessung weiter und enger gestellt werden können. Man beginnt mit der weitesten Stellung, bei welcher die aufgeworfenen
Korke beim Rütteln des Rostes fast sämtlich durchfallen und nur die größten zwischen den Stäben hängen bleiben. In
gleicher Weise arbeitet man successive mit den folgenden engern Kalibern, bis alles geschieden ist.
Der Qualität nach hat man extrafeine, feine, halbfeine, mittlere und ordinäre Ware. Die geringern Sorten bestehen natürlich
auch aus geringerm Material und sind weniger sorgfältig geschnitten; aber auch in der feinem Ware kann sich Mangelhaftes
finden, da der Schneider doch manche schadhafte Stelle übersehen haben kann, und so muß wenigstens
hier noch eine Einzelsortierung eintreten. Jedes Stück wird um und um besehen, fehlerhafte werden ausgeschlossen, allerdings
mit derjenigen rapiden Schnelligkeit, wie es ein Artikel verlangt, bei dem es immer in die Millionen geht. Die gewöhnlich
auf Warenlisten vorkommenden Korksorten sind: Spunde für Fässer und Glasballons, stark und schwach,
kürzer und länger;
Verkauf nach dem Hundert;
ferner nach dem Tausend, Stöpsel (Weinkorke, Flaschenstöpsel), lang: halblang
und kurz, gerade und spitz;
Medizinstöpsel, 6-9 Nummern, darunter die kleinsten, die schlanken und feinen Stöpselchen für
homöopathische Arzneien. - Anderweite Verwendungen des Korks gibt es verschiedne, wobei meistens geringere Masse brauchbar
ist.
Man braucht ihn zu Schwimmern für Fischernetze und zu Ankerboyen, zu Schwimmgürteln und Rettungsbooten,
zu federnden Unterlagen für Ambose u. dgl., zu
Einlegesohlen, zum Pantoffeln der gefärbten feinen Ledersorten, um der Narbe Glanz zu geben. Abfälle und Späne in geschlossenen
Gefäßen verkohlt zur Darstellung eines Schwarz für Druckschwärze und als Polierpulver, ferner zum
Stopfen von Kissen und Matratzen; in England zu Kamptulikon (s. d.). Die steigende Korkproduktion in Algier läßt auf neue
¶