Kork
(Pantoffelholz, lat. suber, frz. liège, engl.
cork). Die Kork
substanz ist ein eigentümliches Zellgebilde der Pflanzen, das sich bei zahlreichen Laubbäumen
und andern Gewächsen vorfindet, in technisch nutzbarer Form und Menge aber nur bei der Kork
eiche. So sind z. B.
die vorspringenden Leisten an dem jüngern
Holze des Masholder leicht als K. zu erkennen, und die Schale
der
Kartoffel besteht
größtenteils aus Kork
zellen. Die Elasticität des Korks beruht auf der Lufthaltigkeit seiner Zellen;
außerdem hat die Kork
substanz etwas Wachsartiges, was sich dem Eindringen der Nässe widersetzt.
Die Rinde der Kork
eiche wurde schon im Alterthum zu ganz den nämlichen Zwecken benutzt wie heute, und sie ist ja auch in
der That ein Stoff, für welchen ein vollgültiger Stellvertreter gar nicht vorhanden ist. Die Kork
eiche
ist in den Ländern um das westliche Mittelmeer heimisch und von dort aus hat sich die ganze Welt mit dem so unentbehrlichen
Kork
material zu versorgen. Der Baum kommt in zwei Arten vor, Quercus suber und Quercus occidentalis, von welchem die erstere
das bessere Material liefert. Es sind immergrüne Bäume, die auf trocknen Anhöhen in lichtem Stande
wachsen und Wäldchen oder größere, zum Teil sehr ausgedehnte Wälder bilden, so namentlich in Spanien, Portugal und Algerien,
auch auf Corsica.
Das erstere ist daher auch von jeher das bedeutendste Korkland
für den Handel gewesen, indes in neurer Zeit die algierische
Produktion der Menge nach bedeutender ist, während auch die Güte des Korks
der des spanischen nicht
nachsteht. In Portugal ist die Kork
gewinnung ebenfalls bedeutend, ebenso in den bergigen Distrikten Südfrankreichs. Das
Gewächs auf Sicilien, Sardinien und weiter östlich ist wenig nütze und dient nur lokal für die Zwecke der Fischerei etc.
Die Insel Corsica hat viele Kork
wälder, zählt indes auch nicht unter den Produzenten, entweder weil
das Erzeugnis ebenfalls untergeordneter Art ist, oder weil die Einwohner der Betriebsamkeit ermangeln.
Die Kork
eiche ist nämlich gewissermaßen auch ein Kulturbaum, wenn auch seine Pflege in nichts weiter besteht, als daß
er im regelmäßigen Betriebe entrindet wird, denn erst hierdurch wird der Baum angereizt zu dem wuchernden
Wachsthum der Kork
zellen, welches im Verlauf von 7-8 Jahren eine neue, wieder zum Abnehmen reife Rinde herbeiführt. Bäume,
die sich selbst überlassen bleiben, haben nur eine harte brüchige Rinde, die sie im Alter zeitweilig von selbst abwerfen.
Über das Alter, in welchem der Baum zum ersten Mal geschält werden kann, bestehen verschiedne, von
12-20 Jahren gehende Angaben. Die erste Schälung besteht nur im Wegschneiden der natürlichen rauhen und rissigen äußern
Rindenschicht, die nichts nutzt oder wenigstens keine Korke
gibt. Man nennt sie den männlichen K. (liège mâle). Bei dieser
wie allen folgenden Wegnahmen ist eine zunächst am
Holze liegende junge Zellschicht (der Mutterkork
, die Cambialschicht),
vorsichtig zu schonen, da sie der Baum zu seiner Existenz nötig hat und aus ihr die neu wachsende Rinde sich entwickelt.
Die Bäume leiden bei guter Behandlung durch das Schälen anscheinend gar nicht und können 150 Jahre
und älter werden. Erst die dritte Schälung soll eine feine Korkmasse, den weiblichen K. (liège femelle) liefern, die sich
fortwährend verfeinert, mit dem höhern Alter der Stämme aber wieder härter und großporiger wird. Die stärkern
Äste
unterliegen dem Abschälen
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ebenfalls und geben eine zweite Qualität. Das Schälen der Bäume geschieht in den Sommermonaten. Es erhalten die dazu ausgewählten Stämme und dickern Äste erst zwei Kreisschnitte oben und unten, die dann durch zwei oder drei Längsschnitte verbunden werden, sodaß die Rinde nun in ebenso viel muldenförmigen Schwarten von etwa 3 dm Breite und 12-15 dm Länge abgelöst werden kann. Die Ablösung der Platten erfolgt, indem der Arbeiter mit dem Stiel seines Beiles, der zu dem Zwecke keilförmig zugeschnitten ist, die Rinde unterfährt und abdrückt, indes nach Bedarf ein andrer durch Schieben mit einer Stange nachhilft.
Die gebogenen Platten werden durch Einlegen in heißes oder kaltes Wasser erweicht, durch Beschweren mit Gewichten flach gedrückt und so der Luftrocknung ^[richtig: Lufttrocknung] überlassen. In Spanien und Portugal hatte man früher ein andres Verfahren, das wohl auch jetzt noch in einzelnen Gegenden angewendet werden mag. Man schwenkt und zieht dort nämlich die Korkschwarten, an Spieße gesteckt, durch Flammenfeuer, wodurch die Masse innerlich gebräunt und äußerlich schwarz angesengt ist.
Der K. soll hierdurch in seiner Masse verbessert, seine Poren geschlossen und auch der Wurmfraß abgehalten werden. Dunkle Farbe wurde sonst als das Zeichen spanischer Herkunft gern gesehen, weil die spanische Ware als die beste galt. Indes ist der französische und algierische K. im allgemeinen reiner, weicher und elastischer. Die Portugiesen übrigens beschaben ihre Korkplatten, um die kohlige Rinde zu entfernen und ein gefälligeres Ansehen herzustellen. Die Korkrinde wird je nach dem Standorte der Bäume 4½ bis 7 cm dick; das sardinische, sizilische, illyrische und andres Gewächs dieser östlichern Gegenden ist schwächer und an Qualität weit geringer. Die leichtesten Platten mit feiner egaler Masse, von graugelblicher Farbe, sind das beste Material, aber ganz fehlerfreie Stücke sind immer Seltenheiten. - In frühern Zeiten und bis vor etwa 100 Jahren wurden die K. gleich fertig geschnitten aus den Erzeugungsländern bezogen, vor allem aus Spanien, wo die Schneiderei in vielen Städten von langer Zeit her großartig betrieben wurde und noch wird. In Spanien sind die Korkwaldungen weit verbreitet über Katalonien, Andalusien, Valencia. In vorzüglichster Beschaffenheit findet sich der K. in der katalonischen Provinz Lerida und es ist die Ausfuhr des dortigen Rohstoffes von Regierungswegen verboten zu gunsten der innern Fabrikation.
Aus den übrigen Korkdistrikten ist die Ausfuhr unbeschränkt. In Portugal sind Alemtejo und Algarvin die hauptsächlich Kork liefernden Provinzen; das Produkt geht größtenteils nach England und englische Gesellschaften haben gleich ganze Wälder in Pacht. Südfrankreich ist das einzige Land, wo zu den natürlichen Eichenbeständen sich noch künstlich angelegte hinzugefunden haben. Es sind namentlich in neurer Zeit im Departement Lot et Garonne, in den weiten wüsten Landes und andern südlichen Gegenden bedeutende Anpflanzungen gemacht worden.
Der Hauptsitz der französischen Korkschneiderei ist die Gironde; es werden dort enorme Mengen Korke gefertigt und wurde bis in neueste Zeit sehr viel spanischer Kork mit verarbeitet, was sich aber nunmehr geändert hat durch die Erschließung der ungeheuren Korkwälder, die in Algerien in der Provinz Konstantine und anderwärts existieren, ohne daß früher die Industrie den mindesten Vorteil davon gehabt hätte; denn die Eingeborenen selbst machten von den Rinden nur zum Dachdecken Gebrauch und benutzten übrigens die Eichwälder hauptsächlich zur Viehweide, brannten demzufoge ^[richtig: demzufolge] alljährig das alte Gras ab, um einem neuen Wuchse Platz zu machen, ein Verfahren, worunter die Bäume natürlich schwer leiden mußten.
Die französische Regierung schaffte das Grasbrennen zwangsweise ab, teilte die Waldungen in regelmäßige Reviere und sorgte für gehörige Komplettierung der Bestände. Man hat jetzt in den Provinzen Konstantine, Algier, Oran, eine Waldfläche von 322762 Hektaren ermittelt und etwa die Hälfte davon ist schon in Pacht vergeben. Ein solcher Bestand beträgt mehr als alle übrigen Korkeichen der Welt zusammengenommen. Die dortige Produktion ist im Steigen und beginnt ihren Einfluß am Markte zu äußern. Im Jahre 1866 schon bezog Frankreich circa 1150000 kg rohen algierischen Kork, und diese nämliche Quantität hatte es bis dahin zu seinem eigenen Erzeugnis aus andern Produktionsländern zuzuführen gehabt zur Versorgung seiner Korkindustrie mit Rohstoff. - Es sind zahlreiche vergebliche Versuche gemacht worden die Korkeiche in fremde Länder zu verpflanzen; wenn aber auch der Baum nicht auswandern will, so ist doch die Verarbeitung der Rinde von ihren Ursitzen weiter verpflanzt und in Deutschland schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Hand genommen worden. Im größten Umfang aber muß die Korkschneiderei in England betrieben werden, das für sich und seine überseeischen Versendungen täglich mehr als 20 Mill. Korke braucht, dieselben nur zum kleinsten Teil schon fertig bezieht. In Deutschland haben sich namentlich bremer Geschäftsleute um die Einführung der Korkschneiderei in der dortigen Umgegend schon frühzeitig verdient gemacht und es gibt keine andre Gegend unsers Vaterlandes, wo so viel Korkholz verschnitten wird als der Strich von bremischen, oldenburgischen und hannoverschen Dörfern, der sich im Süden von Bremen zwischen Delmenhorst und Syke herumzieht.
Ein großer Teil von Deutschland wird von hier aus mit Stöpseln aller Art versorgt. Einige größere Manufakturen bestehen auch in Bremen selbst. Das oldenburgische Städtchen Delmenhorst ist allmählich der Hauptort der Korkindustrie geworden. Die dort an der Spitze stehenden Unternehmer haben selbst einige Schiffe in See zur Beischaffung des Rohmaterials. Die nach dem Tausend bezahlten Schnitzer bearbeiten dasselbe in ihren Wohnungen und liefern die fertige Ware zurück nach Delmenhorst oder Bremen. An tausend Familien oder Häuser mögen sich der Arbeit widmen und gibt es sowohl permanente Korkschneider als Landleute, die nur im Winter und in sonstigen Mußestunden am Schneidetische ¶
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sitzen. Auch Frauen beteiligen sich bei der Arbeit. Das Schneiden ist eine Arbeit ganz aus freier Hand; die dazu nötige Akkuratesse und Schnelligkeit, um auf einen leidlichen Verdienst zu kommen, setzt eine bedeutende Einübung voraus. Der Arbeiter braucht einen Tisch und ein paar lange haarscharfe Messer, das Zuschneide- und das Rundschneidemesser, die er bei der Arbeit noch öfter wie der Barbier die seinigen nachschärfen muß, was auf einem ans rechte Bein gebundenen Streichleder geschieht, worauf allemal noch ein paar Striche auf einer am Tische befestigten Speckschwarte folgen.
Die zu verarbeitenden Platten, welche, wenn durch Alter oder durch das Sengen zu hart geworden, erst in Wasser gequellt werden müssen, werden erst äußerlich „abgeborkt“ und von Unebenheiten befreit, dann auf dem Tische liegend zugeschnitten, d. h. in Streifen und diese in Würfel tranchiert, die je nach dem verlangten Format der Stöpsel größer oder kleiner sind. Diese Arbeit ist die schwierigste; es muß alles nach Augenmaß und doch so akkurat gemacht werden als wäre es mit Hilfe von Zirkel und Winkel geschehen.
Mulmige und sonst fehlerhafte Stellen müssen schnell erkannt und ausgeschnitten und das noch Brauchbare daran in kleinere Würfel geformt werden. Das Rundschneiden der eckigen Stücke mit dem aufgestemmten Messer erfolgt in ähnlicher Weise wie ein Apfel geschält wird, und durch je einen Schnitt werden dann die beiden Endflächen abgeglichen. Ein guter Arbeiter bringt von gewöhnlichen Weinflaschenkorken im Tage etwa 1000-1200 Stück fertig, von kleinen Sorten mehr. In der Regel verlegt sich ein Arbeiter immer nur auf eine gewisse Klasse von Korken, eine größere oder kleinere Form und eine feinere oder gröbere Gattung. - Es haben sich wohl die Mechaniker fast aller Länder bemüht, die Arbeit des Korkschneidens, die beiläufig gesagt in allen Ländern in gleicher Weise geführt wird, durch Maschinen verrichten zu lassen; aber alle Versuche, hierzu schneidende Instrumente anzuwenden, sind an der raschen Abstumpfung derselben gescheitert.
Ein Franzose Moreau hat die Sache dann anders angegriffen und dadurch einigen Erfolg erzielt. Er läßt auf seinen Maschinen die Korke bohren, d. h. stählerne Röhren, die am arbeitenden Ende mit einem Kranz von Sägezähnen besetzt sind, schneiden in rascher Umdrehung aus den Platten cylindrische Stücke, deren Oberfläche dann durch Schleifen an Schmirgelscheiben geglättet wird. Es scheint nicht, als ob Moreau's Maschinen in Frankreich viel benutzt würden; sie können auch schwerlich wohlfeiler arbeiten, als die genügsamen Schnitzer, und haben nur den Vorteil gleichbleibender Größen, der allerdings für manche Zwecke nicht unwichtig ist.
Andre Korkschneidemaschinen sind die von Böthius in Stockholm und von Köhler in Kopenhagen; sie bestehen aus Abschälmaschinen, Stückschneidemaschinen, Rundschneidemaschinen, Schleifmaschinen und Sortierapparaten. Die cylindrische Form der Korke hat erst in neurer Zeit ihre Würdigung gefunden, nachdem man durch Jahrhunderte immer nur verjüngt zulaufende (konische) geschnitten; beide Sorten sind jetzt nebeneinander im Handel und werden gewöhnlich durch die Bezeichnungen „gerade“ und „spitze“ unterschieden.
Die geraden sind praktischer, weil sie besser schließen, und es werden z. B. für Champagnerflaschen gar keine andern gebraucht. Man verdünnt sie am einen Ende mittels der Korkpresse, damit sie in den Flaschenhals eingehen können; indem sie sich nachgehends wieder ausdehnen, bilden sie einen um so festeren Verschluß. Der Champagner verlangt auch die feinsten Korke in Masse und Schnitt, die deshalb auch 80-100 Franken das Tausend kosten. Die Champagne verbraucht alljährlich 40 Mill. Stück. - Mit der Hand geschnittene Korke sind begreiflich niemals völlig gleich und bedürfen der Sortierung nach der Größe ebenso wie nach der Qualität.
Dies Geschäft wird nicht von den einzelnen Schnitzern, sondern erst bei den Arbeitgebern oder Großhändlern besorgt. In Paris haben auch manche Häuser das Sortieren als selbständiges Geschäft betrieben und damit zuweilen großartige Vermögen erworben. Zum Sortieren nach der Größe dient eine Maschine, eine Art Rost, dessen parallele Eisenstäbe in genauer Abmessung weiter und enger gestellt werden können. Man beginnt mit der weitesten Stellung, bei welcher die aufgeworfenen Korke beim Rütteln des Rostes fast sämtlich durchfallen und nur die größten zwischen den Stäben hängen bleiben. In gleicher Weise arbeitet man successive mit den folgenden engern Kalibern, bis alles geschieden ist.
Der Qualität nach hat man extrafeine, feine, halbfeine, mittlere und ordinäre Ware. Die geringern Sorten bestehen natürlich auch aus geringerm Material und sind weniger sorgfältig geschnitten; aber auch in der feinem Ware kann sich Mangelhaftes finden, da der Schneider doch manche schadhafte Stelle übersehen haben kann, und so muß wenigstens hier noch eine Einzelsortierung eintreten. Jedes Stück wird um und um besehen, fehlerhafte werden ausgeschlossen, allerdings mit derjenigen rapiden Schnelligkeit, wie es ein Artikel verlangt, bei dem es immer in die Millionen geht. Die gewöhnlich auf Warenlisten vorkommenden Korksorten sind: Spunde für Fässer und Glasballons, stark und schwach, kürzer und länger;
Verkauf nach dem Hundert;
ferner nach dem Tausend, Stöpsel (Weinkorke, Flaschenstöpsel), lang: halblang und kurz, gerade und spitz;
Medizinstöpsel, 6-9 Nummern, darunter die kleinsten, die schlanken und feinen Stöpselchen für homöopathische Arzneien. - Anderweite Verwendungen des Korks gibt es verschiedne, wobei meistens geringere Masse brauchbar ist.
Man braucht ihn zu Schwimmern für Fischernetze und zu Ankerboyen, zu Schwimmgürteln und Rettungsbooten, zu federnden Unterlagen für Ambose u. dgl., zu Einlegesohlen, zum Pantoffeln der gefärbten feinen Ledersorten, um der Narbe Glanz zu geben. Abfälle und Späne in geschlossenen Gefäßen verkohlt zur Darstellung eines Schwarz für Druckschwärze und als Polierpulver, ferner zum Stopfen von Kissen und Matratzen; in England zu Kamptulikon (s. d.). Die steigende Korkproduktion in Algier läßt auf neue ¶