Korinth
,
[* 2] vor und nach
Athens
Blüte
[* 3] die angesehenste und reichste Handelsstadt des alten
Griechenland,
[* 4] verdankte ihre Bedeutung ihrer unvergleichlichen
Lage am südl. Ende des Isthmus (s. unten), der natürlichen
Brücke
[* 5] zwischen
dem
Peloponnes und dem nördl.
Griechenland, zwischen zwei Golfen (dem Korinth
ischen und Saronischen), welche gute Häfen
(Lechäon
im W., Schönos und Kenchreä im O.) zum Verkehr mit dem O. wie mit dem W. darboten. Die
Stelle der Stadt
ist eine tafelförmige Hochfläche am nördl. Fuße eines steilen Felsbergs, dessen umfänglicher
Gipfel die
Akropolis
[* 6] (s.
Akrokorinth) einnahm, eine der stärksten Festungen des
Peloponnes und der
Schlüssel dieser Halbinsel.
Diese Stätte, wo schon in sehr frühen Zeiten auch phöniz. Ansiedler sich niedergelassen und ihre Kultur und Kulte eingebürgert hatten, kam infolge der dor. Wanderung am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. unter dor. Könige aus dem Geschlecht der Herakliden; später ging dann die Regierung (747) in eine Aristokratie über, bei der die zu den Herakliden gehörige Familie der Bacchiaden (s. d.) lange Zeit die vornehmste Stelle einnahm. Schon in dieser Zeit wurden zur Förderung des Handels nach Westen Kolonien auf der Insel Korkyra und auf Sicilien (Syrakus) [* 7] gegründet (734 v. Chr.). Nach Vertreibung der Bacchiaden trat 657 Kypselos (s. d.) als Tyrannos (Burgherr, Fürst) an die Spitze des Staates.
Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger Periander (627–585 v. Chr.) sicherten durch Anlage einer Kette von Handelsstationen auf den Küsten von Ätolien, Akarnanien, Epirus und Illyrien ihrer Stadt die Alleinherrschaft im westl. Meere und hoben zugleich durch Gründung der Kolonie Potidäa auf der thraz. Halbinsel Pallene und durch Anknüpfung von Verbindungen mit den griech. Städten Kleinasiens und mit den Königen von Lydien und Ägypten [* 8] ihre Macht und ihren Einfluß im Osten. Auch beförderten sie Industrie und Kunst, wie besonders den Schiffbau, die Architektur, die Plastik in Thon und in Erz. Nachdem Perianders Neffe, Psammetich, ermordet worden war (582 v. Chr.), wurde eine gemäßigt aristokratische Verfassung eingerichtet; die Stadt trat dem Bunde der peloponnes. Staaten unter Spartas Hegemonie bei und veranlaßte als Glied [* 9] desselben, eifersüchtig auf Athens aufblühende ¶
mehr
Macht, den Peloponnesischen Krieg, aus dem sie ungeschmälert an Macht und Reichtum hervorging. Die Zahl der Bevölkerung
[* 11] wuchs
fortwährend, ebenso steigerte sich der Zufluß von Fremden, die teils Handelsgeschäfte, teils die berühmten Isthmischen
Spiele nach der an Glanz und Pracht ihrer Gebäude, aber auch an Üppigkeit und Gefahren für leichtsinnige
Verschwender (besonders waren die korinth.
Hetären berüchtigt) von keiner griech. Stadt des Altertums übertroffenen Metropole
führten.
Karte:
Der sog. Korinth
ische Krieg (s. d.) brachte der Stadt zwar manche schwere Verluste, doch erholte sie sich davon bald wieder.
Gefährlicher und drückender wurde für sie der Verlust ihrer Selbständigkeit durch die Oberherrschaft der
Macedonier über Griechenland. Seit 337 sah Korinth
sich gezwungen, eine macedon. Besatzung in Akrokorinth aufzunehmen. Polit. Bedeutung
erlangte sie wieder durch ihren Beitritt zum Achäischen Bunde (243 v. Chr.). In dem Kriege der Achäer gegen Rom
[* 12] durch den röm.
Konsul Mummius (146 v. Chr.) zerstört, lag sie über 100 Jahre in Trümmern, bis Julius Cäsar auf der
verödeten Stätte eine röm. Kolonie unter dem Namen Laus Julia Corinthus anlegte (46 v. Chr.), die in der röm. Kaiserzeit
als
Sitz des Statthalters der Provinz Achaia und als große Handelsstadt einen erheblichen Teil ihres alten Glanzes wiedergewann
und auch eine der ersten Pflanzstätten des Christentums auf griech. Boden wurde. In byzant. Zeit Sitz
der Statthalter des Peloponnesos, von 1210 bis 1395 in den Händen der fränk. Eroberer Griechenlands, 1458 von den Osmanen erobert,
1682–1715 in den Händen der Venetianer, hat im 19. Jahrh, das heruntergekommene Korinth.
Durch die Kämpfe im neugriech. Unabhängigkeitskriege,
später durch wiederholte Erdbeben
[* 13] schwer gelitten.
Seit dem Erdbeben vom ist die Stadt von dem alten Platze 5 km nach NO. an die Küste verlegt worden, während an der
Stelle der zerstörten Stadt nur noch wenige Häuser das Dorf Alt-Korinth (Paläá-Korinthos:
606 E.) mit den Säulen
[* 14] eines
antiken Tempels, wohl des ältesten noch vorhandenen dor. Baudenkmals in Griechenland, bilden. Im S. davon
Akrokorinth. Neu-Korinth (Néa-Korinthos
) ist Hauptort der Eparchie Korinthia
im Nomos Argolis und Korinthia
, Sitz eines Erzbischofs,
Station der Dampfer und der Eisenbahnen Athen-Patras und Korinth
-Argos, hat (1889) 4124, als Gemeinde 11150 E., Gymnasium, Zollamt
und Hafen unweit des alten Lechaion.
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Der bereits im Altertum mehrfach (z. B. von Nero) geplante Kanal durch den Isthmus von Korinth
wurde im Winter 1881–82 von einer
Gesellschaft unter Vorsitz des Generals Türr begonnen und offiziell eröffnet. Der Kanal von (s. umstehenden Situationsplan)
beginnt etwa 2 km im NO. von Neu-Korinth bei dem neuen Hafen Poseidonia, durchzieht in südöstl. Richtung
in einer Länge von 6,3 km den Isthmus (Maximalhöhe 80 m) und mündet in den Golf von Ägina, 1 km südwestlich von Kalamaki,
bei Isthmia. Er ist 22 m breit und 8 m tief. –
Vgl. Wilisch, Beiträge zur innern Geschichte des alten
Korinth
(Programm; Zittau
[* 16] 1887);
Grüner, K.s Verfassung und Geschichte (Dissertation; Colditz ohne Jahr);
Philippson, Der Isthmos von (in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde [* 17] zu Berlin», [* 18] Bd. 25, Heft 1, 1890).