Kordofân
oder
Kordifâl, Landschaft im Innern
Afrikas (s. Karte:
Ägypten),
[* 2] erstreckt sich von den Ufern des
Weißen
Nil im O. und S. nördlich in die Bajudasteppe hinein und nach W. bis zu einer von arab.
Nomadenstämmen durchschweiften Steppenzone, welche die Grenze gegen
Darfur bildet, als eine leicht gewellte Sandfläche,
die, in der trocknen Jahreszeit ganz dürr, in der Regenzeit sich mit üppiger Grasvegetation bedeckt,
unterbrochen durch Mimosenwälder. Kordofân
hat etwa 250000 qkm und 300000 E., darunter 114000 Nomaden.
Aus den Ebenen (430–560 m) erheben sich der Djebel Kordofân
(850 m) und das auf 50 km sich erstreckende Tagalegebirge
mit dem Djebel Dair. Die Regenzeit (Kharif) dauert von Juni bis Oktober mit einer
Temperatur von 25 bis
33° C. und ist wegen der Miasmen sehr ungesund. Nach ihr tritt
Abkühlung ein, in den Nächten sogar bis auf 15° C. In der
Trockenzeit (Sef) steigert sich die Hitze vom März an ungemein bis zu 40° C. Die Savanne ist in der
Nähe der etwa 800
Brunnen
[* 3] (von 22 bis 60 m
Tiefe) mit Dörfern besetzt und in der Regenzeit von Nomadenstämmen mit zahlreichen
Kamelherden bewohnt.
In den südlich gelegenen Gegenden bewirkt die thonige Beschaffenheit des Bodens eine gleichförmigere Bewässerung und eine bewundernswürdige Fülle der Vegetation, namentlich im Tagalegebirge. Neben Tamarinden und Baobab ist der wichtigste Baum die Akazie, welche Gummiarabikum im Werte von jährlich über 1 Mill. M. liefert. Angebaut werden: Sesam, Erdnüsse, Tabak, [* 4] Baumwolle [* 5] in geringer Menge;
das Hauptnahrungsmittel wird von einer Hirsenart «Dokhn», die auf dem dürrsten Boden am besten gedeiht, gewonnen.
Als Haustiere werden Pferde, [* 6] Esel, Ziegen, im S. Ochsen, im N. von den Kababischarabern auch Kamele [* 7] gehalten. Durch die Jagd auf Strauße kommen jährlich für 1700000 M. Straußenfedern in den Handel. Die Hauptbevölkerung besteht aus Arabern (Djalimaraber, die eigentlichen Kaufleute, und die von den Ägyptern eingeführten Dongolaner); ferner aus Berbern (die Kababisch im N., Ziegen- und Kamelhirten, Begleiter der großen Karawanen; die Bagara im S., athletisch gebaut mit feinen Händen und Füßen, Rinderhirten, Jäger).
Eingewandert sind die Musabat und Kundjara; später die Gowameh und Godiat in der Umgegend von El-Obeid; in neuester Zeit Fulbe, Denka und Bongo. Heidn. Negerstämme bewohnen den S.: die Tagale im Gebirge, mit regelmäßigen Zügen, als sehr geschickte Schmiede geltend;
die Nuba in Dar [* 8] Nuba, eine starke, aber höchst einfältige Rasse mit platter Nase [* 9] und vorstehenden Kinnbacken, von den Sklavenjägern tief in die Berge gehetzt.
Hauptstadt ist El-Obeid (s. d.). Es-Safih, eine
der schönsten und fruchtbarsten
Oasen, liegt als Hauptort der Kababischaraber auf der Karawanenstraße
El-Obeid-Dongola. – Kordofân
gehorchte seit 1790 den Herrschern von
Sennar und wurde später von
Darfur unterworfen; 1821 wurde
in der
Schlacht von
Bara von den Ägyptern unter
Mehemed-Ali besiegt und erobert. 1883 warf Kordofân
durch die
Schlacht bei Kasgil
das ägypt. Joch ab und ist seitdem der Mittelpunkt der Herrschaft des
Mahdi und seiner Nachfolger.