Korbflechterei
542 Wörter, 3'817 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Korbflechterei,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Korbflechterei,
die Herstellung geflochtener Körbe und Korbwaren. Das gebräuchlichste Material für dieselbe sind Weidenruten, namentlich diejenigen der Korbweide, Salix viminalis L.; viel seltener finden Spanisches Rohr, Bambus u.s.w. Verwendung. Die Weidenruten werden im Frühjahr oder besser im Herbst geschnitten und entweder (nur für grobe Körbe) samt der Rinde oder geschält verwendet. Das Schälen geschieht stets in frischem Zustand, weil sonst infolge des Austrocknens die Rinde sich mit dem Holz [* 2] verbindet.
Zum Schälen bedient man sich der sog. Klemme, einer aus zwei elastischen Schenkeln bestehenden hölzernen oder eisernen Zange, [* 3] durch welche die eingeklemmten Nuten hindurchgezogen werden, wobei die Rinde aufspringt und sich so leicht entfernen läßt. Hierauf werden die Ruten rasch getrocknet, damit sie nicht ihre weiße Farbe verlieren; in dieser Weise vorbereitet, können sie mehrere Jahre aufbewahrt werden. Durch etwa halbstündiges Einlegen in Wasser erhalten sie ihre ursprüngliche Zähigkeit wieder und sind alsdann zum Flechten [* 4] geeignet.
Für feinere Flechtarbeiten werden die Ruten gespalten und gehobelt, sodaß sie die Form von Bändchen annehmen. Zum Zerspalten der Ruten bedient man sich des Klöbers oder Reißers, ein kleines Holzstöckchen, das am obern Ende mehrere keilförmige Schneiden besitzt, über die man die Rute hinwegzieht. Der Korbmacherhobel besteht im wesentlichen aus einem breiten Messer, [* 5] das auf einem Holzklotz mit ebener Glas- oder Metallplatte stellbar befestigt ist und schräg gegen die Platte steht. Das Arbeitsstück wird wiederholt abwärts, der Schneide entgegen, gezogen. Um auch eine gleichmäßige Breite [* 6] zu erhalten, wird der sog. Schmaler angewendet, der in seiner einfachsten Gestalt aus zwei in einem Klotz vertikal befestigten Klingen besteht, die mit ihren Schneiden so nahe aneinander stehen, als es der beabsichtigten Breite des Arbeitsstücks entspricht. In ganz ähnlicher Weise wird das Spanische Rohr [* 7] zugerichtet.
Das Flechten eines Korbes beginnt stets mit der Bildung des Bodens. Dann kommt meist eine Form, d. h. ein hölzernes Modell von der innern Gestalt des Korbes, zur Anwendung, sowie ein einfaches Gestell (Maschine), [* 8] auf welchem die Form stellbar befestigt wird. Außerdem benutzt der Korbmacher flache Brettchen (Stöpsel) von der Gestalt des Bodens, die mittels einer Verlängerung [* 9] gleichfalls auf dem erwähnten Gestell befestigt werden können und zur richtigen Bildung der Seitenwände dienen. Im allgemeinen ist die Art des Geflechts mancherlei willkürlichen Abänderungen unterworfen, Große Körbe werden gewöhnlich ohne die angeführten Hilfsmittel (Form, Stöpsel und Maschine) hergestellt. Die fertigen Körbe werden, falls sie aus geschälten Ruten bestehen, gewaschen oder in einem Kasten, in welchem etwas Schwefel verbrannt wird, gebleicht.
Die Korbflechterei
ist bisher noch fast ausschließlich dem Handwerk und der Hausindustrie verblieben, jedoch ist
die Produktion keine konzentrierte, da das Versenden der sperrigen Waren unrentabel ist. Deutschland
[* 10] führte 1892 nur 490 t
im Werte von 216000 M. (also nur geringwertige Ware) ein, dagegen führte es 1166,5 t im Werte von 2,8 Mill. M. aus. In Frankreich
betrug im selben Jahre die Einfuhr 288,3 t (Wert 0,48 Mill. M.), die Ausfuhr 1341,1 t (Wert
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
628 2,32 Mill. M.). Österreich [* 12] bezog 371,4 t und führte 622 t aus. Gute Flechtarbeiten liefern auch Italien, [* 13] Spanien [* 14] und in kleinen Posten auch die Türkei. [* 15] –
Vgl. Brockmann, Hand-, Lehr- und Musterbuch für Korb- und Strohflechter, Korbmöbel- und Rohrwarenfabrikanten, im «Schauplatz der Künste und Handwerke», Bd. 77 (2. Aufl., Weim. 1882);
Andés, Praktisches Handbuch für Korbflechter
(Wien
[* 16] 1887).