Korân
oder Alkoran (arab., «Verkündigung»),
das in arab. Sprache [* 2] geschriebene Religionsbuch der Mohammedaner, in welchem die Reden zusammengefaßt sind, die Mohammed in verschiedenen Perioden seines Lebens als göttliche Offenbarung verkündigte. Diese Verkündigungen wurden nach dem Tode des Propheten auf Anregung des Omar vom ersten Chalifen Abu Bekr unter Mitwirkung des Zejd ibn Thâbit, der dem Propheten als Schreiber gedient hatte, aus zerstreuten, geschriebenen und im Gedächtnis bewahrten Bruchstücken gesammelt.
Da aber der
Text dieser Sammlung in den entfernten
Provinzen des
Islam mit abweichenden Lesarten überliefert wurde, entschloß
sich der dritte
Chalif
Othman zu einer einheitlichen, allgemein gültigen Redaktion des Korân
, nach deren
Feststellung er alle vorhandenen Exemplare der ersten Redaktion beseitigen lieh. Der Korân
gilt als die oberste
Quelle
[* 3] aller
mohammed.
Religion und Gesetzübung. Nicht wenige Ideen des Korân
sind unverkennbar aus der jüd.
und christl.
Tradition entlehnt. (Vgl. A.
Geiger, Was hat Mohammed aus dem
Judentum aufgenommen?,
Bonn
[* 4] 1833,
und Gerock, Versuch einer
Darstellung der
Christologie des Korân
, Hamb. 1839.) Im K. folgen die Verkündigungen Mohammeds nicht
in chronol.
Ordnung. Die einzelnen Kapitel folgen aufeinander nach dem ganz äußerlichen Moment des Umfanges, sodaß die längern Kapitel vorangehen und denselben immer kürzere folgen. Dem Ganzen ist als Einleitung die Fâtiha (s. d.) vorangesetzt. Die Betrachtung des Inhalts und der Sprache läßt aber deutlich die mekkanischen von den medinensischen Teilen und auch innerhalb der erstern zwei Perioden unterscheiden, welche dem von äußern Momenten bestimmten Entwicklungsgange der Lehre [* 5] des Mohammed entsprechen.
Die Mohammedaner teilen den in verschiedener
Weise ein; die gangbarste ist die
Einteilung in 114
Kapitel
(Suren). Von den vielen
Ausgaben des Korân
ist die beste die von Flügel (Lpz. 1834 u. ö.,
zuletzt 1870 aufgelegt). Unter den
Übersetzungen sind zu erwähnen die den arab.
Text begleitende und mit einem Kommentar
und
Refutationen erweiterte lateinische von Maracci
(Padua
[* 6] 1698), die englischen von Sale (Lond. 1734 u. ö.),
J. M. Rodwell (ebd. 1861; 2. Ausg. 1876) und
E. H.
Palmer (2 Bde., Oxf.
¶
mehr
627 1880), wobei auch Lanes Selections from the Korân
(2. Ausg., Lond. 1879) zu
nennen sind; die französische von Kasimirski (Par. 1840 u.ö.) und Savary (ebd. 1892), die deutschen
von Wahl (Halle
[* 8] 1828), Ullmann (6. Aufl., Bielef. 1872), Rückert (Der Korân
, im Auszuge übersetzt; hg. von Aug. Müller, Frankf.
a.M. 1888) und Klamroth (Die 50 ältesten Suren des in gereimter deutscher Übersetzung. Mit einem Anhang
über die übrigen mekkanischen Suren, Hamb. 1890). Unterrichtszwecken dient: Nallinos Chrestomatia Qorani (mit Glossar, Lpz.
1893). –
Vgl. Weil, Histor.-krit. Einleitung in den Korân
(Bielef.
1844; 2. Aufl., ebd. 1878);
Nöldeke, Geschichte des Korân
(Gött. 1860);
Garcin de Tassy, L'islamisme d'après le Coran (Par. 1874) sowie die Einleitungen zu den Übersetzungen von Kasimirski und Palmer.