Kopieren
(lat.), das Vervielfältigen von
Schriften und
Zeichnungen auf mechanischem Weg; das Kopieren
von
Schriften geschieht
jetzt ganz allgemein mit
Hilfe der
Kopierpresse und
Kopiertinte (s.
Tinte). Die
Kopierpresse besteht aus zwei eisernen
Platten,
welche durch eine
Schraube oder ein
Exzentrik
[* 2] aneinander gepreßt werden. Das zu kopierende
Schriftstück
legt man auf ein
Blatt
[* 3]
Wachspapier und
bedeckt es mit einem gleich großen
Blatt angeleimten Seidenpapiers, das entweder vorher
mit einem
Schwamm befeuchtet, oder mit einem
Stück feuchten
Schirtings bedeckt wird; schließlich legt man noch ein
Blatt
Wachspapier
auf und setzt das Ganze dem
Druck der
Kopierpresse aus.
Die
Tinte wird durch die
Feuchtigkeit etwas erweicht, und es dringt davon so viel durch das Seidenpapier hindurch, daß die
Schriftzüge auf der obern Seite desselben lesbar werden.
Gute
Kopiertinte gestattet etwa drei Abzüge zu nehmen; wenn man
aber mit einer konzentrierten
Lösung von Blauholzextrakt schreibt und das
Papier nicht mit
Wasser, sondern
mit einer schwachen
Auflösung von neutralem chromsauren
Kali tränkt, so kann man 20 Abzüge nehmen. Da beim Kopieren
die
Schrift
nur dann leserlich wird, wenn sie durch das
Kopierpapier hindurchschlägt, so kann man geleimtes
Papier nicht gebrauchen;
letzteres verhält sich aber gegen
Spiritus
[* 4] ebenso wie ungeleimtes
Papier gegen
Wasser, und man gelangt daher ebenfalls zum
Zweck, wenn man beim Kopieren
dem
Wasser so viel
Weingeist zusetzt, daß das
Papier beim Befeuchten durchscheinend wird.
Nach einer andern
Methode kopiert man während des Schreibens, indem man weißes
Papier zwischen
Blätter
von auf einer Seite geschwärztem oder mit
Berliner Blau
[* 5] und Schweineschmalz bestrichenem
Papier legt und auf dieses schreibt.
Nimmt man recht dünnes
Papier und schreibt mit einem senkrecht gehaltenen
Stift aus
Stahl,
Achat
[* 6] oder
Elfenbein, so kann man
leicht 6-8
Kopien erhalten. Wendet man zum Kopieren
Seidenpapier an, so kann man auch auf beiden Seiten
bestrichene
Blätter benutzen, die dann je zwischen zwei
Blätter Seidenpapier gelegt werden; vgl.
Hektograph.
Zum Kopieren
von
Zeichnungen bedient man sich entweder des Durchzeichnens mittels durchsichtigen
Papiers oder
Kattuns (Pauspapier,
Pauskattun), oder des Lichtpausverfahrens mit
Hilfe des photographischen oder besonders präparierten
Papiers. Am beliebtesten
ist hier die
Methode geworden, bei welcher die
Zeichnung in weißen
Linien auf blauem
Grund erscheint. Man löst hierzu einerseits 1 Teil
zitronensaures Eisenoxydammoniak in 4 Teilen
Wasser, anderseits 1 Teil rotes
Blutlaugensalz in 4 Teilen
Wasser, gießt beide
Lösungen zusammen und bewahrt die Mischung im
Dunkeln auf.
Beim
Gebrauch bestreicht man damit vermittelst eines breiten Kamelhaarpinsels
Papier, legt auf dieses die
zu kopierende
, auf Pauspapier gezeichnete
Zeichnung, hierauf eine Glasplatte und setzt diese dann dem
Licht
[* 7] aus. Je nach der
Beschaffenheit dauert die
Exposition etwa 1-30
Minuten. Sie wird unterbrochen, wenn die weißen
Linien fast verschwunden sind
und der
Grund einen gräulichgrünen
Ton angenommen hat. Die
Entwickelung erfolgt sodann in reinem
Wasser,
worauf der
Grund blau wird. Man kann ihn übrigens noch nachdunkeln lassen in
Wasser mit 5proz.
Salzsäure; dann ist ein
¶
mehr
nochmaliges Waschen notwendig. Tränkt man das Papier allein mit zitronensaurem Eisenoxydammoniak, so genügt eine Belichtungsdauer
von 15-30 Sekunden; allerdings muß in diesem Fall das Hervorrufen mit der Lösung des roten Blutlaugensalzes und darauf ein
Waschen stattfinden. Zum gleichzeitigen Kopieren
von Buchdruck mit Schreibschrift (Kopierdruck), z. B. bei Eisenbahnfrachtkarten,
Brief- und Memorandumköpfen etc., hat man eine eigne firnisfreie Kopierfarbe
mit Anilinbasis hergestellt, die im Wasser löslich ist und beim Auflegen des feuchten Kopierpapiers 6-8 lesbare Abdrücke gestattet,
falls von der Schreibschrift ebensoviel genommen werden können. Der Kopierdruck erfordert sehr sorgfältige Behandlung, denn
von ihr hängt die spätere Kopierfähigkeit der Abdrücke wesentlich ab; die Druckfarbe muß vollkommen
trocken werden, ohne indes ganz einzutrocknen; in letzterm Zustand würde sie schon nach kurzer Zeit keine Kopien mehr abgeben.
Man verhütet letzteres durch einen geringen Zusatz von Glycerin.