Kopfschmerz
oder
Kopfweh (Cephalalgia, Cephalaea), eins der am häufigsten vorkommenden Übel, welches entweder als
sog. idiopathischer Kopfschmerz
seinen Sitz im
Kopfe selbst (Schädel,
Gehirnhäuten,
Gehirn)
[* 2] hat oder als sog. symptomatischer oder
sympathischer Kopfschmerz
verschiedene
Krankheiten begleitet, so fast alle fieberhaften
Krankheiten und Gehirnaffektionen, die meisten
Entzündungen der
Augen und
Ohren, der
Nasen- und
Stirnhöhle, die
Verdauungsbeschwerden sowie verschiedene
Nervenkrankheiten, besonders
Nervenschwäche,
Hypochondrie und
Hysterie.
Kopfschmerz
tritt sowohl auf bei Blutanhäufung als bei Blutleere im
Kopf (daher so häufig und auffallend bei Blutarmen und Bleichsüchtigen,
bei Hungernden und Entkräfteten). Gewöhnlich ist der sog. anä-
Kopfschraube - Kopftie

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mehr
mische Kopfschmerz
oder der Kopfschmerz durch Blutleere gleichmäßig in Schläfe und Stirn verbreitet, mehr dumpf und drückend, nicht sehr
heftig, wird durch horizontale Lage und Bettruhe erleichtert, durch langes Stehen und Aufrechtsein dagegen verschlimmert und
ist meist mit Schwindel, Neigung zu Ohnmacht und allgemeiner Blässe verbunden, wogegen der sog. kongestive
Kopfschmerz
oder der Kopfschmerz durch Blutwallung mehr klopfend ist, durch Husten, Niesen und Bücken gesteigert wird und meist mit Druck und
Schwere im Kopf, Hyperästhesie und Sinnestäuschungen, Röte des Gesichts und Klopfen der Kopfarterien einhergeht.
Eine besondere, gleichfalls häufig vorkommende Art des Kopfschmerz
ist der sog. halbseitige
Kopfschmerz
oder die Migräne (s. d.). Ferner entsteht Kopfschmerz
auch häufig infolge
von Überreizung des Gehirns und des Nervensystems überhaupt (sog. nervöser oder neurasthenischer Kopfschmerz
, besonders
nach körperlichen und geistigen Anstrengungen, Nachtwachen, deprimierenden Gemütsaffekten, sexueller Überreizung, sorgenvoller
und aufreibender Thätigkeit) oder bei beginnender Desorganisation des Gehirns und der Umgebungen desselben.
Quelle

* 4
Quelle.
Weiterhin sind auch akute oder chronische Verdauungsstörungen eine häufige Quelle
[* 4] des Kopfschmerz;
manche Personen
bekommen regelmäßig bei Magenkatarrh, Stuhlverstopfung u. dgl. intensiven Kopfschmerz
(sog.
gastrischer Kopfschmerz
), der wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, daß gewisse Produkte der abnormen Verdauung, wie Buttersäure,
Schwefelwasserstoff u. a., in den Blutstrom gelangen und vergiftend auf die nervösen Centralorgane wirken. Der rheumatische
Kopfschmerz
oder die Kopfgicht entsteht durch Erkältung und äußert sich als reißender, bei Änderungen des Wetters und der Temperatur
sich steigernder Schmerz in der Kopfschwarte und den Schädelmuskeln; durch Druck und Bewegungen (Kauen, Stirnrunzeln, Kopfnicken)
wird das rheumatische Kopfweh gewöhnlich verschlimmert. Weiterhin pflegen gewisse Vergiftungen, insbesondere mit Alkohol, Blei,
[* 5] Opiaten, Kohlenoxydgas u. dgl., gewöhnlich lange anhaltenden Kopfschmerz
(d. i. der toxische Kopfschmerz
) zu hinterlassen;
von den chronischen Infektionskrankheiten pflegt insbesondere die Syphilis in ihren spätern Stadien von oft sehr heftigen
bohrenden, besonders in der Nacht auftretenden Schmerzen in den Schädelknochen begleitet zu werden.
Die Behandlung des Kopfschmerz
muß je nach der vorliegenden Grundursache sehr verschieden sein.
Wenn der auf Blutandrang nach dem Kopfe beruht, was sich aus der Röte des Gesichts und der Augen sowie aus dem Klopfen der Hals-
und Kopfschlagadern ergiebt, so wende man die Kälte in der Form von nassen Kompressen, Eisbeuteln oder kalten Übergießungen
an, lagere den Kopf hoch und bediene sich der ableitenden Mittel (Senfteige oder Blasenpflaster in den Nacken,
warme Hand-und Fußbäder, kühle Getränke, eröffnende und ableitende Klystiere u. dgl.). Gerade entgegengesetzt sei das Verfahren
bei jenen Formen des Kopfschmerz
, die auf Blutleere des Gehirns beruhen und mit blasser Färbung der Lippen, des
Zahnfleisches und der Augenlider einhergehen; hier ist durch Tieflagerung des Kopfes, Vermeidung anhaltenden Stehens, durch
kräftige Diät und anregende Mittel (Wein, Bier, Kaffee, Thee u. dgl.), durch frische Luft und Eisenpräparate die vorhandene Blutarmut
des Gehirns zu bekämpfen.
Beim nervösen Kopfschmerz
sind absolute Ruhe und Schonung, die Vermeidung aller geistigen
und körperlichen Anstrengungen, greller Lichteindrücke u. dgl. sowie eine gehörig nahrhafte,
leichtverdauliche und milde
Diät (s. Nervenschwäche) durchaus erforderlich. Gegen den halbseitigen Kopfschmerz verfahre man, wie unter Migräne angegeben. Beruht
der auf Verdauungsstörungen, so sind eine knappe, magere Diät, salinische Abführmittel und eröffnende Klystiere am Platze.
Dienstbarkeit - Dienst

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Dienste.Bei rheumatischem Kopfschmerz erweisen sich warme Einhüllungen des Kopfes, spirituöse Einreibungen und Senfteige sowie die innerliche Darreichung der Salicylsäure nützlich; die syphilitischen Kopfschmerz verlangen eine sorgfältige Behandlung mit Jod oder Quecksilber. Gegen manche hartnäckige Formen des Kopfschmerz leistet die Anwendung des elektrischen Stroms treffliche Dienste. [* 6] Von innern Mitteln, welche teils während der Anfälle, teils längere Zeit hindurch gebraucht werden, sieht man öfters vom Chinin, Bromkalium, Coffeïn, salicylsaurem Natron, Nitroglycerin, Antifebrin, Antipyrin, Phenacetin u. a. gute Erfolge, doch sollten dieselben nur auf ärztliche Verordnung genommen werden.