Titel
Komposīten
(Composĭtae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Aggregaten (s. d.), die artenreichste des Pflanzenreichs; man kennt gegen 12000 über die ganze Erde verbreitete Arten. Der größte Teil findet sich in bergigen Gegenden der gemäßigten Zone, sie fehlen aber auch weder in alpinen Floren noch in der arktischen und antarktischen Zone; am seltensten finden sie sich verhältnismäßig in den niedrig gelegenen Gegenden der Tropen. Es sind vorzugsweise krautartige Pflanzen, doch giebt es unter ihnen auch zahlreiche Halbsträucher und Sträucher; als Bäume treten sie nur in den Tropen auf.
Die Blüten sind bei allen Arten zu köpfchenartigen Blütenständen vereinigt, die wegen des dichten Beisammenstehens der einzelnen Blüten und wegen ihrer gemeinsamen kelchartigen Hülle wie eine einzige Blume aussehen; daher der Name Vereins-oder Korbblütler. Diese letztere Bezeichnung ist für die meisten Arten sehr zutreffend, da die gemeinschaftliche Hülle, die den sehr verschiedenartig gestalteten Blüten- oder Fruchtboden umgiebt, meist aus mehrern Reihen von oft dachziegelartig übereinander liegenden Schuppenblättern besteht und so einem Korbe in der That sehr ähnlich sieht.
Der Blüten-oder Fruchtboden, aus welchem die Blüten eingefügt sind, ist nichts anderes als die verbreiterte Achse des Blütenstandes; es finden sich auch in sehr vielen Fällen die Deckblätter der einzelnen Blüten auf dem Fruchtboden vor, gewöhnlich in der Gestalt von dünnhäutigen oder steifen weißen, braunen oder schwärzlichen Schuppenblättchen, den sog. Spreublättern, die dann stets am Grunde jeder einzelnen Blüte [* 2] stehen. Fast ebenso häufig fehlen jedoch auch diese Deckblätter und der Blütenboden bleibt vollständig nackt. Die Blüten selbst sind bald zwitterig, bald eingeschlechtig, es kommen auch ganz geschlechtslose vor. Das Perianthium ist in diesem Falle verhältnismäßig groß entwickelt und lebhaft gefärbt, es hat jedenfalls eine wichtige Bedeutung für die Befruchtung [* 3] der übrigen Blüten, da hierdurch ein Insektenbesuch, der für die Wechselbestäubung nötig ist, herbeigeführt wird.
Die fruchtbaren Blüten besitzen einen unterständigen Fruchtknoten, aus dem eine Achäne (s. d.) hervorgeht. Der oberständige Kelch besteht nur aus haarartigen, borsten- oder schuppenförmigen Blattgebilden, dem Pappus, dessen Ausbildung eine sehr mannigfaltige ist und für die systematische Gruppierung der Gattungen und Arten ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal darbietet. (S.Tafel: Aggregaten Ⅰ, [* 1] Fig. 3 b, 4 b.) Bei einigen fehlt der Pappus gänzlich (Taf. Ⅱ, 2 e,3 c). Die Blumenkrone ist stets verwachsenblätterig und tritt in drei charakteristischen Formen auf, entweder röhren-, trichter-, glockenförmig mit regelmäßig fünfzähni-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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gem oder fünfspaltigem Saume (Röhrenblüten, Taf. Ⅰ, [* 4] Fig. 3 a, 4 b), oder sie ist zweilippig, indem der Rand derselben nicht regelmäßig eingeschnitten, sondern in zwei größere Lappen gespalten ist [* 4] (Fig. 1 b), oder sie ist zungenförmig (Zungenblüten, Taf. Ⅱ, [* 4] Fig. 1 b, 3 b).
Nach dieser verschiedenen Form der Blumenkrone hat man die Familie der [* 5] in drei große Unterfamilien eingeteilt:
1) röhrenblütige (Tubuliflorae), 2) zungenblütige (Linguliflorae), 3) lippenblütige (Labiatiflorae). Früher teilte man
die Kompositen
nach Jussieu in die drei Unterfamilien der Corymbiferen, Cynarocephalen oder Cynareen und Cichoriaceen, je nachdem
die Köpfchen aus Röhren- und Zungenblüten gemischt oder nur aus Röhren- oder nur aus Zungenblüten bestehen;
doch ist diese Einteilung jetzt von den meisten Systematikern aufgegeben worden.
Alle zwitterigen und männlichen Blüten haben fünf in der Blumenkronenröhre eingefügte Staubgefäße, [* 6] deren Beutel [* 7] in einen Cylinder verwachsen sind. Auf dem Fruchtknoten der zwitterigen und weiblichen Blüten erhebt sich ein langer, fadenförmiger Griffel, der bei erstern durch den Staubbeutelcylinder hindurchgeht und sich an der Spitze meist in zwei Narben spaltet. Die Nutzpflanzen sind zahlreich, sowohl Nährpflanzen, technische Pflanzen als Arznei- und Gewürzpflanzen. [* 8] Groß ist die Zahl der Unkräuter und Zierpflanzen. Unter letztern stehen obenan die Astern und Georginen.