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Charakter und übte nur noch Zensur in Bezug auf ästhetische und moralische Dinge, wobei die kunstvollern orchestrischen Chorgesänge und die Parabasen wegfielen. Koryphäen der neuen Gattung waren Antiphanes (seit 386) und Alexis (seit 384), von denen der letztgenannte nicht weniger als 245, der erstere gar 260 Stücke verfaßt haben soll. Ihnen boten Homer und die Tragiker den Hauptwitzstoff; der rationalistische Spott übte sich an den einst heilig gehaltenen Poesien.
Von der
Schlacht bei
Chäroneia (338) datiert die sogen. neue attische Komödie
, welche
Tragödie und Komödie
zugleich ersetzen mußte.
Nun gab an
Stelle des Religiösen und
Politischen das Familienleben den
Stoff zur dramatischen
Dichtung her.
Die
Formen blieben die der alten
Tragödie und Komödie;
nur daß statt des
Chors in die
Zwischenakte
Gesänge und
Lieder eingeschoben
wurden, die zu dem Dargestellten in loser Beziehung standen. Als
Meister der neuen Komödie
wurden
Menandros aus
Athen
[* 3] (gest. 290)
und
Philemon aus
Syrakus
[* 4] gepriesen.
Fast gleichzeitig entstand als besondere
Abart der in Unteritalien (in
dem dorischen
Tarent) die
Hilarotragödie oder
Tragikomödie, in welcher die lustigen
Personen der neuern in den ernsten
Götter-
und Heldenkreis eingeführt und damit die
Mythen selbst travestiert erschienen. Während der alexandrinischen Zeit artete
die neuere Komödie
mehr u. mehr in die
Posse aus.
Die Komödie
der
Römer
[* 5] war
Nachahmung der griechischen. In
Rom
[* 6] belustigte sich die
Jugend bei öffentlichen
Festen mit komischen
Parodien
der etruskischen
Tänze, in ländlichem
Kostüm,
[* 7] in zottigem Gewand, blumenbekränzt, mit struppigem Haupthaar. Als (um 240)
durch
Livius Andronicus das ernste griechische
Drama nach
Italien
[* 8] verpflanzt war, wurden den
Tragödien heitere
Nachspiele (Exodien) angefügt, an deren
Stelle die
Atellane (s. d.), die oskische
Posse, trat, eine Art von extemporiertem Maskenlustspiel,
in welchem, wie in der heutigen italienischen
Commedia dell' arte, die stereotypen komischen
Personen in der
Rolle der
Väter
und der Bedienten sich überall wiederholten. Da die
Szenen regelmäßig auf das Land und in kleine Provinzialstädte
verlegt wurden, so bildete diese
Gattung den
Gegensatz zur sogen.
Fabula togata, die in
Rom selbst spielte, und zur
Fabula palliata
,
die hinsichtlich des
Süjets, der
Sitten und des
Kostüms sowie in der
Szene griechisch war. Am genialsten wurde die
letztere behandelt von
Plautus, der das burleske
Charakterstück mit dem in
Athen heimischen feinern Intrigenlustspiel zu einem
originellen römischen Volksdrama zu verschmelzen verstand.
Dem
Plautus in Bezug auf Formvollendung überlegen war
Terentius. Seine Komödien
sind Erzeugnisse einer wahrhaft kunstgerechten
Poesie, in sprachlicher Beziehung der
Ausdruck der vollendeten römischen Urbanität und dem
Stoff nach
sämtlich dem
Kreis
[* 9] des häuslichen
Lebens entnommen. Die
Auflösung der
Handlung, gewöhnlich in einer
Heirat bestehend, pflegt
dem unordentlichen
Leben eines
Sohns das
Ziel zu setzen und ihm den erbitterten
Vater zu versöhnen; bisweilen wird der
Knoten
durch Wiedererkennungen zwischen Eltern,
Kindern und
Geschwistern gelöst.
Die Charaktere sind meist stereotype: strenge und sparsame oder allzu gelinde und schwache Väter;
herrschsüchtige oder liebevolle, zärtliche Mütter;
leichtsinnige, verschwenderische Söhne;
eitle, schlaue und habsüchtige Mädchen, entweder schon völlig verderbt oder edlern Gefühlen noch zugänglich;
rohe, aber verschmitzte Sklaven, welche dem jungen Herrn bei seinen Liebeshändeln behilflich sind, ihm Geld verschaffen und den Alten betrügen helfen;
der Schmeichler und Schmarotzer, der für eine gute Mahlzeit alles thut und sich alles gefallen läßt;
der bramarbasierende Soldat, der hinter prahlerischer Aufschneiderei seine Feigheit zu verbergen trachtet;
die Kupplerin und der Sklavenhändler, welche die Leidenschaften der jungen Leute schlau ausbeuten.
In der römische Stoffe und römische Sitten behandelnden Fabula togata galt Afranius als Meister, dessen Blütezeit um 100 v. Chr. fiel, von dem jedoch nur Fragmente und etwa 14 Titel von Stücken erhalten sind. Als die fortschreitende Bildung sich in Rom nicht mehr mit den derben Späßen der oskischen Masken [* 10] vertrug, schuf Laberius (gest. 43 v. Chr.) eine eigne, die letzte Gestalt des römischen Lustspiels, den Mimus, in welchem die frühere Fabula togata und die Atellane zusammenschmolzen, dramatische Genrebilder aus dem römischen und italischen Leben, die hauptsächlich durch treue Darstellung des wirklichen Lebens und seiner heitern Seiten, weniger dagegen durch kunstvolle Anlage und spannende Verwickelungen zu wirken suchten. Letztere erhielten sich nach dem Aussterben der klassischen Kultur durch das ganze Mittelalter hindurch und gingen in Italien in die Commedia dell' arte, die Stegreifkomödie mit stehenden Figuren, in den übrigen christlichen Ländern in die sogen. Mummereien und Fastnachtsschwänke über.
Eine regelmäßige Komödie
begründete in
Frankreich zuerst
Molière, der
»Vater der französischen als unübertroffener
Meister des Charakterlustspiels, ja als der eigentliche Schöpfer dieser
Gattung, während in
Spanien
[* 11] (durch
Lope und dessen
Nachfolger, unter denen
Moreto der ausgezeichnetste ist) das Intrigenlustspiel ausgebildet wurde.
Letzteres wurde durch
Beaumarchais
und seine Nachahmer, unter welchen
Scribe, der Erfinder des historischen
Lustspiels, der fruchtbarste war,
in
Frankreich, das Charakterlustspiel dagegen durch den »italienischen
Molière«,
Goldoni, in
Italien eingebürgert.
Die einheimische Komödie
, die
Commedia dell' arte mit den
Masken des
Pantalone,
Arlecchino, Scaramuzzo und der
Colombina, wurde daselbst
der sogen.
Commedia erudita, in welcher sich unter andern
Machiavelli hervorthat, entgegengesetzt und durch Carlo
Gozzi als Märchenlustspiel erneuert. In
England zeichnete sich
Shakespeare vorzüglich im phantastischen, nach ihm vornehmlich
Sheridan im
Molière nachgeahmten Charakterlustspiel aus. In
Dänemark
[* 12] thaten sich
Holberg und
Öhlenschläger als Komödie
ndichter,
ersterer namentlich im possenhaften
Genre, hervor. In
Deutschland,
[* 13] wo die Komödie
aus dem
Fastnachtsspiel und Karnevalsschwank entsprang,
stehen
Hans
Sachs und
Andreas
Gryphius in der
Burleske obenan, während
Lessing der Schöpfer und
Kotzebue,
der deutsche
Scribe, der fruchtbarste Förderer des deutschen
Lustspiels wurden.
Ersterer hat als Charakterkomödie
ndichter in H. v.
Kleist, dieser als
Meister der Intrigenkomödie
und des
Konversationsstücks
in
Bauernfeld,
Benedix,
Holtei,
Schall,
[* 14]
Feldmann,
Töpfer u. a. Nachfolger gefunden. Die phantastisch-satirische
Märchenkomödie
ist von
Tieck, die Aristophanische Komödie
von
Platen,
Prutz,
Hamerling u. a. als Buchdrama gepflegt worden. Das
moderne
Sitten- und Standesbild haben besonders G.
Freytag, A.
Wilbrandt, E.
Wichert, A.
L'Arronge, H.
Bürger
(Lubliner), P.
Lindau
[* 15] u. a., das historische
Lustspiel
Gutzkow, H. Schaufert u. a. kultiviert. Über die
Humoreske und possenhafte
als deren geist- und gemütvollste
Repräsentanten
Raimunds hochpoetische Zauber- und
Feen-, als deren populärste
Nestroys
¶
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und Kalisch' [* 17] Wiener und Berliner [* 18] Volkspossen anzusehen sind, s. Posse.
Vgl. Bohtz, Über das Komische und die Komödie
(Götting. 1844);
Gottschall, Poetik (5. Aufl., Bresl. 1883), sowie die Werke über Ästhetik von Vischer, Carriere, Zimmermann u. a.