Kolumbus
,
Christoph (ital. Cristoforo Colombo, [* 2] span. Christobal Colon, wie er selbst seinen Namen zeichnete), der Entdecker der Neuen Welt. Auf die Ehre, seine Geburtsstätte gewesen zu sein, haben zehn Städte Italiens [* 3] Anspruch erhoben: Albisola, Bogliaso, Chiavara, Cogoleto, Nervi, Oneglia, Pradello, Quinto, Savona und Genua; [* 4]
aber Kolumbus
bezeugt in seinem
Testament zweimal, daß er in der letztern Stadt geboren sei.
Nach einem alten
Stammbaum soll er der Sohn
eines
Edelmanns, Domenico
Colombo (gest. 1457), nach genuesischen Zeitgenossen und Annalisten aber eines Tuchwebers
gewesen sein. Über sein Geburtsjahr ist viel gestritten worden. Nach der Aussage eines zeitgenössischen Geschichtschreibers
soll er 1436, nach einer andern, von
Peschel vertretenen
Ansicht 1456 geboren sein; doch hat S.
Ruge mit
viel größerer
Wahrscheinlichkeit 1446 als das Geburtsjahr des Kolumbus
nachgewiesen. Es scheint, daß er anfangs das
Handwerk seines
Vaters, die Wollweberei, betrieb, daneben aber auch kleinere Seereisen unternahm.
Da er bereits mit dem 14. Jahr auf die See ging, kann er nicht wohl die Universität Pavia besucht haben, wie einige annehmen. Seine ersten Reisen führten ihn nach der Levante, später ging er nach England; den Ozean scheint er erst 1477 kennen gelernt zu haben auf einer Reise, die ihn von Bristol aus 100 spanische Meilen über Thule (die Färöer) hinaus führte. Von England ging er nach Portugal, [* 5] machte 1482 eine Fahrt nach Guinea (San Jorge de la Mina), verheiratete sich in Lissabon [* 6] mit der Donna Felipa Muñiz-Perestrello, der Tochter eines edlen Italieners, der sich ebenfalls als Seemann ausgezeichnet hatte, und zog mit ihr nach der Insel Porto Santo, nordöstlich von Madeira, [* 7] auf das Besitztum ihres Vaters, wo er dessen auf das Seewesen bezügliche Karten und hinterlassene Papiere kennen lernte und aus ihnen die ersten dunkeln Nachrichten von Inseln und Ländern im westlichen Meer empfing.
Hier erfuhr Kolumbus
von solchen Seeleuten, welche häufig die
Meere jenseit
Madeira und der
Azoren befahren hatten, mancherlei über
die
Nähe der westlichen
Gestade. Ein geschnitztes
Holz,
[* 8]
Stämme fremdartiger
Fichten, mächtiges Schilfrohr,
zwei
Leichen einer unbekannten
Menschenrasse waren von
Westen her angeschwemmt worden.
Alles das unterstützte die
Ansichten des
Aristoteles,
Seneca und
Plinius, welche behaupteten, man könne von
Cadiz
[* 9] aus in wenigen
Tagen nach
Indien reisen, und die
Berichte
Marco
Polos und
Mandevilles, welche die von
Ptolemäos als die östlichsten bezeichneten
Regionen weit überschritten
hatten. So reifte in Kolumbus
der
Gedanke an die Möglichkeit, einen andern Weg als den um die Südspitze
Afrikas nach
Japan
[* 10] (Zipangu)
und
China, den fabelhaften
Ländern des
Ostens, aufzufinden, ein
Gedanke, den freilich schon andre vor ihm,
insbesondere der
Italiener Toscanelli, gehegt und befürwortet hatten.
Wahrscheinlich im J. 1483 trat Kolumbus
zuerst mit seinem
Plan hervor. Er wandte sich an den unternehmenden König
Johann II. von
Portugal,
dem er in einer
Audienz seinen
Plan entwickelte. Der König forderte darüber das
Gutachten einer gelehrten
Kommission
ein, welche aber das ganze
Projekt für eitel Träumerei erklärte. Nur der Deutsche
[* 11]
Martin
Behaim, welcher
sich damals in
Lissabon befand, stimmte demselben
bei. Als kurz darauf die Gemahlin des Kolumbus
starb, verließ dieser 1484
Portugal
für immer und begab sich nach
Spanien, wo er anfangs keinen günstigen
Boden fand. Erst nachdem er eine
Audienz bei der
Königin
Isabella erlangt hatte und in das königliche
Gefolge aufgenommen worden war, wurde sein
Projekt der
Universität zu
Salamanca zur
Prüfung überwiesen.
Dort fand sich aber nur einer, der sich des kühnen
Plans annahm, und Kolumbus
wurde
auf eine günstigere Zeit nach Beendigung des
Kriegs gegen
Granada
[* 12] vertröstet.
Im J. 1491 entschloß sich Kolumbus
endlich, das Land zu verlassen, das ihn seit 7
Jahren in peinlicher Muße hingehalten hatte,
und
Frankreich aufzusuchen. Auf seinem Weg nach
Huelva, wo er sich einschiffen wollte, kam Kolumbus
mit seinem Sohn
Diego an der
Hand
[* 13] zum
Kloster La Rabida am
Meer, wo er, von
Kummer gebeugt und von
Hunger erschöpft, für sich und seinen
Knaben
Brot
[* 14] und
Wasser erbat. Der
Mönch
Juan
Perez de
Marchena,
Beichtvater der
Königin, im
Verein mit dem
Arzt
Garcia Hernandez hören
die
Pläne des Kolumbus
, halten ihn zurück, und der
Pater bewirkt bei der
Königin, daß Kolumbus
drei
Schiffe
[* 15] erhalten
solle und an den
Hof
[* 16] zurückberufen wird.
Mit der
Eroberung von
Granada im
Januar 1492 fiel nun auch die letzte maurische Stadt, und der Weg für Kolumbus
schien geebnet. Aber
neue Schwierigkeiten entstanden durch die ungemein hohen
Forderungen, welche Kolumbus
für den
Fall des Gelingens
seines Unternehmens für sich und seine Nachkommen stellte, nämlich:
Erhebung in den Adelstand;
die Würde eines atlantischen Admirals mit dem Genuß aller Vorrechte der Almiranten von Kastilien, welche im Rang nur den Kronfeldherren (Condestables) nachstanden;
Macht und Titel eines Vizekönigs in den entdeckten Ländern, mit dem Recht, für alle Ämter der künftigen Herrschaften drei Bewerber vorzuschlagen;
den Zehnten der Kroneinkünfte aus den Entdeckungen;
endlich nach Belieben ein Achtelsanteil an dem Kronbetrieb der etwanigen Handelsmonopole.
Da man hierauf nicht einging, so griff Kolumbus
wieder zum Wanderstab, um über
Cordova nach
Frankreich zu gehen, wo, wie er behauptete, man ihm glänzende, sichere Versprechungen gemacht
hatte. Aber durch den
Kardinal
Mendoza und den Schatzmeister
Sant
Angel überredet, entsandte die
Königin einen Eilboten, der
noch vor
Santa Fé einholte. Die
Kapitulation mit der
Krone ward 17. April unterzeichnet, und schon 23. Mai befand sich in
Palos. Hier
wurden binnen zehn
Tagen zwei
Karavellen ausgerüstet; ein drittes kleines Fahrzeug mußte gemietet werden.
Hier warb auch Kolumbus
seine Begleiter, unter denen namentlich die drei
Brüder
Martin
Alonso,
Vicente Yanez und Francisco
Martin Pinzon,
aus einer der reichsten
Familien zu
Palos, zu nennen sind. Am segelte Kolumbus
von
Palos ab. Das größte,
mit einem
Verdeck versehene der drei
Schiffe,
Santa Maria, wurde das Admiralschiff; die beiden andern, Pinta und
Nina, hatten
nur am Vorder- und Hinterteil erhöhte
Verdecke und wurden von den
Brüdern Pinzon befehligt. Es befanden sich im ganzen 120
Personen
auf den
Schiffen, die königlichen Beamten, welche die
Fahrt begleiten mußten, eingeschlossen. Kolumbus
nahm
seinen
Lauf in südwestlicher
Richtung nach den
Kanarischen Inseln, um unter dem
Parallelkreis dieser Eilande westwärts über
Antilia und Zipangu nach
Indien zu segeln. Eine
Beschädigung des
Steuers der Pinta hielt ihn vier
Wochen im
Hafen von
Gomera fest,
und erst 6. Sept. konnte die
Fahrt fortgesetzt werden. Am 13. Sept. beobachtete Kolumbus
zuerst die
Deklination der
Magnetnadel,
ein
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denkwürdiger Zeitpunkt in den Jahrbüchern der nautischen Astronomie. [* 18] Die Mannschaft aber wurde, je weiter man kam, desto verzagter; doch sind alle Erzählungen von einer Empörung derselben in das Bereich der Fabel zu verweisen, da das erhaltene Schiffstagebuch des Kolumbus nichts hiervon berichtet. Indes trug er in dasselbe, das jedermann zugänglich war, um die Mannschaft nicht durch die Größe der zurückgelegten Meilenzahl zu erschrecken, kleinere Ziffern ein und wich, um nicht Zweifel an der Festigkeit [* 19] seiner Überzeugung aufkommen zu lassen, auf der ganzen Fahrt von dem einmal genommenen Kurs nicht ab, und erst am 7. Okt., als verschiedene Anzeichen auf die Nähe von Land schließen ließen, befahl er, eine etwas südwestliche Richtung einzuschlagen. Am 11. Okt., abends 10 Uhr, [* 20] sah in der Ferne zeitweise ein Licht [* 21] auftauchen und wieder verschwinden, und gegen 2 Uhr nachts gab ein Kanonenschuß von der Pinta das verabredete Zeichen von entdecktem Land, das von einem Matrosen Rodrigo von Triana zuerst gesehen wurde. Als die Sonne [* 22] des über das Meer flammte, stand Kolumbus im Angesicht der Neuen Welt. Es war die Insel Guanahani, heute Watlingsinsel genannt und nicht Cat Island, wie Humboldt, oder Mayaguana, wie Varnhagen annimmt.
Kolumbus nahm von der Insel, die er San Salvadore nannte, im Namen der spanischen Monarchen feierlich Besitz und ließ sich hierauf als Admiral und Vizekönig den Eid des Gehorsams leisten. Die braunen Insulaner scharten sich harmlos um die fremden Männer, Kolumbus teilte Geschenke unter sie aus, und bald eröffnete sich ein gewinnbringender Tauschhandel, da man hier und da goldenen Nasenschmuck gewahrte. Auf die Frage, woher dies Gold [* 23] stamme, wiesen die Indianer nach Südosten, wo ein unermeßlich reicher König wohne.
Auf der weitern Fahrt nach diesem Goldland entdeckte Kolumbus außer mehreren kleinen Inseln Cuba und Haïti, [* 24] welch letzteres er, da die Tier- und Pflanzenwelt lebhaft an Südspanien erinnerte, Hispaniola nannte. An der Küste hinsegelnd, geriet das Admiralsschiff auf eine Sandbank; das zweite kleine Schiff [* 25] vermochte die ganze Mannschaft nicht zu fassen, und so errichtete denn Kolumbus, da nach dem Bericht des Kaziken sich in den Bergen [* 26] das ersehnte Gold in großer Menge fand, aus dem Wrack das Fort La Navidad, in dem er 39 seiner tüchtigsten Leute zurückließ.
Darauf trat Kolumbus die Rückfahrt nach Europa [* 27] an, suchte diesmal aber eine höhere Breite, [* 28] die der Azoren, zu gewinnen. Zwei Tage nach seiner Abfahrt traf er wieder mit der Pinta zusammen, die sich unter Martin Alonso von ihm getrennt und viel Gold eingetauscht hatte. Die Rückfahrt war mit mancherlei Gefahren verknüpft. Am 12. Febr. erhob sich ein furchtbarer Sturm, der mit solchem Ungestüm wütete, daß die Pinta verschlagen wurde. Kolumbus suchte den Himmel [* 29] durch Gelübde zu versöhnen und ließ den auf Pergament geschriebenen Bericht seiner Reise, in einem wasserdichten Kistchen verwahrt, über Bord werfen. Endlich legte sich allmählich der Sturm; am 15. Febr. erreichte Kolumbus die Azoren, 4. März den Hafen von Lissabon, wo er vom König Johann II. empfangen wurde, und 15. März lief er wieder im Hafen von Palos ein.
Seine Reise von da an den Hof nach Barcelona [* 30] war ein wahrer Triumphzug, und ebenso glänzend der Empfang, der ihn dort erwartete. Spanien holte eiligst die Sanktion des Papstes Alexander VI. ein, welcher durch die von ihm 100 Leguas westlich der Azoren von N. nach S. gezogene Demarkationslinie die Welt zwischen Portugal und Spanien teilte. Zugleich traf man Vorbereitungen zu einer zweiten Expedition. Eine große Flotte von 14 Karavellen und 3 Lastschiffen wurde ausgerüstet, welche 1200 Bewaffnete und Reiter an Bord nahm.
Die europäischen Haustiere sowie Getreide, [* 31] Gemüse und Weinreben sollten nach Westindien [* 32] verpflanzt werden. Es war nicht mehr ein bloßes Entdeckungsgeschwader, sondern eine Flotte mit Auswanderern; denn Kolumbus beabsichtigte auch Kolonien zu gründen. Viele Adlige schlossen sich diesem Zug an, der glänzenden Gewinn wie mannigfache Abenteuer in Aussicht stellte. Ein von Rom [* 33] aus ernannter apostolischer Vikar der neuen Länder, der Benediktiner Bernardo Boil, begleitete mit elf andern Geistlichen die Expedition, der eine Anzahl Beamte der Krone mitgegeben wurde.
Die Leitung der indischen Angelegenheiten erhielt Rodriguez de Fonseca, der noch vor der Abfahrt in Zwistigkeiten mit Kolumbus geriet, wodurch der Grund zur tödlichen Feindschaft zwischen beiden gelegt wurde. Immer noch aber meinte Kolumbus, Asien [* 34] auf dem westlichen Weg gefunden zu haben, er ahnte keineswegs, daß eine neue Welt entdeckt worden sei. Am stach die Flotte aus der Bucht von Cadiz in See, steuerte zuerst nach den Kanarischen Inseln und erreichte von dort, den Ozean auf einem südlichen Weg in 20 Tagen durchschneidend, die Insel Dominica.
Dann entdeckte er Marie Galante, Guadalupe, Monserrat, Puerto Rico u. a. und langte 27. Nov. in La Navidad an, wo man das Fort zerstört fand; die Besatzung war erschlagen. Kolumbus segelte darauf weiter und legte 10 Leguas östlich ein neues Fort, Isabella, an; zugleich wurde der Plan einer Stadt entworfen. Die Gegend schien reich an wertvollen Produkten, und eine Expedition unter Alonso Hojeda mit 15 Begleitern fand 7 Tagereisen im Innern Gold in den Bächen. Nun entsandte Kolumbus 12 Schiffe nach Spanien mit den zahlreichen Kranken (das Klima [* 35] der Ansiedelung war ein sehr ungesundes), er selbst aber brach mit einer größern Schar nach dem Goldland auf und legte dort ein festes Haus an, in welchem er eine Besatzung von 56 Mann zurückließ.
In der Überzeugung, das Ophir Salomos gefunden zu haben, schickte sich nun an, den Weg nach Kathai (China) zu vollenden. In der Niederlassung ließ er seinen Bruder Diego als Statthalter zurück und segelte 24. April mit drei Schiffen ab, um zunächst nach Cuba zu segeln. Die Eingebornen erwiesen sich freundlich, und als sie nach Gold gefragt wurden, zeigten sie nach Süden. Kolumbus steuerte dieser Richtung nach und fand die Insel Jamaica. Die Indianer widersetzten sich hier anfangs der Landung der Spanier, wurden aber leicht durch einige Schüsse und durch Bluthunde vertrieben.
Sie nahmen darauf eine veränderte Haltung an, und ein lebhafter Tauschhandel begann; aber Gold war nirgends zu finden. Daher steuerte Kolumbus wieder nach Cuba zurück und drang vom Kap Santa Cruz in das Gewirr von Klippen [* 36] und kleinen Inseln ein, welche die Südküste Cubas besäumen, und die er »Garten [* 37] der Königin« nannte. Er hielt sie für jenen Archipel von 7000 Inseln, der nach Marco Polo östlich von China liegen sollte. Überzeugt, in Cuba bereits das Festland von Asien erreicht zu haben, verzichtete er indes darauf, die Küste weiter zu untersuchen, wandte sich südöstlich, fand die Insel Evangelista (jetzt Fichteninsel) und hätte, wenn er nur zwei Tage in dieser Richtung weiter gesegelt wäre, die Westspitze von Cuba erreicht, dieses als eine Insel erkannt und in den Mexikanischen Meerbusen eindringen können. Statt dessen steuerte er nach Süden, um auch die Südküste von Jamaica zu ¶
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untersuchen, und kehrte dann, unter übermenschlichen Anstrengungen zusammenbrechend, in den Hafen Isabella zurück. Inzwischen langte sein Bruder Bartolomé mit den erbetenen Lebensmitteln aus Spanien an. Kolumbus erhob ihn, da er in ihm eine kräftige Stütze für die Zukunft erblickte, zum Adelantado oder Vizegouverneur, worin jedoch König Ferdinand einen Eingriff in seine Autorität erblickte. Unterdes hatte aber der Kommandant des Hafens Isabella durch Ausschweifungen und Habsucht den Haß der Indianer auf sich geladen; er bildete aus den aristokratischen Elementen der Kolonie eine Partei gegen Kolumbus und seine Familie, der sich auch der Pater Boil und Margarit, der Anführer der Truppen, zugesellten.
Mit einem Trupp Mißvergnügter bemächtigte er sich einiger Schiffe und ging nach Spanien unter Segel. Caonabo, der unternehmendste und feindseligste Häuptling der Insel, wagte hierauf, die Festung [* 39] St. Thomas mit 10,000 Kriegern zu belagern, wurde aber von deren Kommandanten Hojeda zum Abzug gezwungen und bald darauf gefangen genommen. Die Insel wurde dann, nachdem ein allgemeiner Aufstand der Bewohner niedergeschlagen war, in kurzer Zeit unterjocht und den Eingebogen ein schwerer Tribut von Goldstaub auferlegt.
Die Feinde des Kolumbus waren unterdessen in Spanien thätig gewesen, sein Ansehen zu untergraben; sie schilderten Hispaniola als ein unergiebiges Land und beklagten sich über die tyrannische Verwaltung des Admirals und seiner gleich ihm beneideten und als Fremdlinge gehaßten Brüder. Kolumbus beschloß daher, zu seiner Verteidigung selbst nach Spanien zurückzukehren, und lief mit zwei Schiffen, 225 Spaniern, zumeist unnützen, bisher aus Staatskosten erhaltenen Kolonisten, und 30 Indianern im Hafen von Cadiz ein. Wiederum zog Kolumbus mit prunkendem Gefolge durch Spanien an den Königshof. Die Monarchen empfingen ihn mit dem größten Wohlwollen, aber in einflußreichen Kreisen machte sich bereits eine offen zu Tage tretende Mißgunst gegen seine kostspieligen Unternehmungen geltend.
Erst am konnte Kolumbus zur dritten Entdeckungsreise mit sechs Schiffen aus dem Hafen von San Lucar de Barrameda auslaufen. Da sich nach den übeln Erfahrungen eine genügende Anzahl freiwilliger Auswanderer nicht fand, so hatte man zu dem Plan gegriffen, alle mit Verbannung zu bestrafenden Verbrecher in die neue Kolonie zu verweisen. Mit solcher Mannschaft segelte Kolumbus zu den Kapverdischen Inseln, um das Meer diesmal in südlicherer Richtung zu kreuzen, da er in der heißen Zone die wertvollsten Produkte zu finden hoffte.
Die Mannschaft litt furchtbar von Hitze und Mangel an Wasser und Lebensmitteln. Am 31. Juli, in der höchsten Not, entdeckte man Land, dem Kolumbus einem Gelübde gemäß den Namen Trinidad gab. Während er 1. Aug. die Ufer der Insel beschiffte, erblickte er Land im S., das sich auf mehr denn 20 Meilen erstreckte, segelte aber, obwohl aus der Mächtigkeit des Orinokowassers zu schließen war, daß man hier die Küste eines geräumigen Festlandes vor sich hatte, nachdem er die perlenreichen Inseln Margarita und Cubagua entdeckt, nach Hispaniola, wo er vieles verändert fand.
Während seiner Abwesenheit hatte sein Bruder Bartolomé als Statthalter die Häuptlinge zur Anerkennung der spanischen Oberhoheit gebracht; der ihnen auferlegte Tribut bestand in Gold oder andern Landeserzeugnissen. Auch hatte das Bekehrungswerk unter den Eingebornen begonnen. Die Spanier aber gehorchten dem strenge Mannszucht fordernden genuesischen Statthalter nur mit Widerwillen. Und als in der Stadt Isabella während der Abwesenheit des Statthalters ein Aufstand ausbrach, stellte sich der Oberrichter Roldan, den Kolumbus selbst emporgehoben, an die Spitze der Unzufriedenen.
Zwar wurde der Aufstand unterdrückt, dennoch wuchs die Partei Roldans, und als Kolumbus endlich selber eintraf, ließ er sich zu den schimpflichsten Versprechungen bestimmen. In Spanien hatten inzwischen die Klagen gegen Kolumbus nicht aufgehört, der auch schließlich den Schutz der Königin verlor, als er, statt der in Aussicht gestellten Schätze von edlem Metall und Gewürzen, Frachten von Sklaven nach Spanien sandte. Ferdinand und Isabella glaubten von der Unfähigkeit des Kolumbus zum Befehlen und Regieren hinlänglich überzeugt zu sein.
Als daher auf den Wunsch des Vizekönigs, welcher um einen tüchtigen Richter bat, Francisco de Bobadilla abgeordnet wurde, übertrug man diesem auch die ganze Verwaltung und die militärische Gewalt auf der Insel. Bobadilla kam in San Domingo an und ließ sogleich Kolumbus und seine Brüder Diego und Bartolomé in Fesseln legen und nach Spanien abführen. Man wollte auf dem Schiff die Ketten abnehmen, aber er lehnte es ab; Spanien sollte die Schmach sehen, die ihm als Lohn für seine hohen Verdienste angethan war.
Durch die Amme des Prinzen aber wußte er eine Darstellung der Verhältnisse an das Königspaar gelangen zu lassen, noch ehe Bobadillas feindlicher Bericht vorlag. Daß der Entdecker der Neuen Welt in Ketten nach Spanien zurückbefördert wurde, mußte das höchste Aufsehen erregen, und die Monarchen, fühlend, daß diese Schmach ihren Schatten [* 40] auch auf sie werfe, gaben sofort Befehl, Kolumbus mit der höchsten Auszeichnung zu behandeln. Zu gleicher Zeit ließen sie ihm die Summe von 2000 Dukaten zustellen, damit er seinem Range gemäß bei Hof erscheinen könne. Am 17. Dez. wurde er mit zahlreichem Gefolge empfangen, mußte aber gleichwohl seinen Wunsch, in seine Hoheitsrechte über die Neue Welt wieder eingesetzt zu werden, unerfüllt sehen.
Doch wurde an Stelle Bobadillas der gerechte, unparteiische Ovando ernannt, der das von Bobadilla konfiszierte Vermögen des Statthalters zurückfordern und die dem Vizekönig zustehenden Einkünfte diesem ungeschmälert überweisen sollte. Ovando segelte mit 30 Schiffen und 2500 Personen von San Lucar de Barrameda ab und erreichte 15. April sein Ziel. Als aber Kolumbus, der vier kleine Karavellen ausgerüstet und mit 150 Leuten bemannt hatte, um eine neue vierte Entdeckungsfahrt gen W. zu unternehmen, von Cadiz absegelte und 29. Juni vor San Domingo erschien, gestattete ihm Ovando nicht, das Land zu betreten, mißachtete auch des Kolumbus Warnung und ließ die zur Rückkehr nach Spanien bereite Flotte auslaufen, so daß der Sturm 20 Schiffe, mit Bobadilla und Roldan an Bord, verschlang und nur ein Fahrzeug mit dem ausgelieferten Vermögen des an Bord Spanien erreichte. Kolumbus aber segelte 14. Juli von Haïti ab. Er hatte aus Beobachtungen auf seiner frühern Reise die Ansicht gewonnen, daß das Karibische Meer durch eine Meerenge mit dem Indischen Meer in Verbindung stehe; diese aufzufinden, stellte er sich zur Aufgabe. Er erreichte zuerst die Insel Guanaja im Golf von Honduras, [* 41] die er nach dem prächtigen Fichtenwald Isla de Pinos nannte, und landete dann auf dem Festland bei Kap Honduras, erreichte später das östlichste Vorgebirge von Honduras, das er Gracias á Dios nannte, suchte aber, bis in die Nähe der Landenge von Panama [* 42] hinfahrend, vergeblich nach einer ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Kolumbus,
s. Amerikanistenkongreß, ^[= Der achte internationale A. tagte 14.-20. Okt. 1890 in Paris. In seiner Eröffnungsrede behandelte ...] S. 19.