[* 2] (jetzt
Coliseo), das berühmte, von Vespasian begonnene und von
Titus 80
n. Chr. vollendete
Flavische
Amphitheater in
Rom,
[* 3] welches bei einer Achsenlänge von 185 m, einer Achsenbreite von 156
m und einer
Höhe von 48½
m in der ursprünglichen, jetzt teilweise durch Abbruch verringerten
Ausdehnung
[* 4] eine
Ellipse
[* 5] von 524 m umschloß und 85,000
Zuschauer faßte. Auf einem mächtigen Unterbau, der die Behälter der wilden
Tiere und die
Maschinerien
für szenische Veränderungen aller Art enthielt und jetzt zur Hälfte wieder ausgegraben ist, ruhte die
Arena, welche bedeutend
kleiner als gegenwärtig war (die beiden
Achsen 77:46½ m). Von hier ab erhoben sich terrassenförmig die Sitzreihen, deren
oberste von einer stattlichen Säulenstellung umgeben war.
Der
oben offene
Raum wurde zum
Schutz gegen
Sonne
[* 6] und
Regen mit mächtigen, an riesigen Mastbäumen befestigten prachtvollen
Teppichen
überspannt. Über den drei untern
Stockwerken der Außenseite, welche innen die Um- und Zugänge zu den Sitzreihen, außen
die mit
Rundbogen geschlossenen, mit
Statuen ausgestatteten Fensteröffnungen enthielten (vgl. nebenstehenden
Durchschnitt und
Aufriß), befand sich das dem erwähnten Säulengang entsprechende, undurchbrochene vierte
Stockwerk mit den
zur
Aufnahme jener Mastbäume bestimmten
Konsolen. Um dem Äußern eine noch lebendigere
Gliederung zu geben, waren die beiden
untern
Stockwerke mit dorischen und ionischen, die beiden obern
Geschosse
[* 7] mit korinthischen
Halbsäulen geschmückt; alle
äußern und konstruktiv wichtigern Teile sind aus Travertinquadern, die übrigen Teile aus
Backsteinen hergestellt.
(ital. coliseo, colosseo), das größte und prachtvollste
und zur Zeit seiner Erbauung einzige steinerne Amphitheater in Rom, an der Südostseite des Forum
[* 9] Romanum in der Thalsenkung
zwischen dem Palatin, dem Cälius und dem Esquilin gelegen, wurde von Vespasian an der Stelle eines zum Goldenen Hause des Nero
gehörigen künstlichen Sees (Stagnum Neronis) begonnen, von Titus (80 n. Chr.) geweiht, aber erst von
Domitian ganz vollendet, daher, weil diese Kaiser dem Flavischen Geschlecht angehörten, Amphitheatrum Flavium genannt.
Der NameKolosseum findet sich erst bei Beda (8. Jahrh.) und wird von der nördlich von dem Amphitheater aufgestellten Kolossalstatue
des Apollo Nero abgeleitet. Das Kolosseum diente zur Abhaltung der großartigsten Tier- und Fechterspiele. Unter
Macrinus (217 n. Chr.) zerstörte ein durch Blitzschlag verursachter Brand den obern Teil, der dann unter Heliogabalus und Alexander Severus
wiederhergestellt wurde. Der letzte bezeugte Restaurationsbau fällt in die Zeit des Theodorich.
Bei den innern Kämpfen zwischen den röm. Baronen wurde das Kolosseum lange Zeit als Festung
[* 10] benutzt; während
des Aufenthalts der Päpste in Avignon und bis ins 16. Jahrh. hinein diente es als Steinbruch: fast zwei Drittel des
Baues sind der Verwendung für private und öffentliche Gebäude des neuen Rom zum Opfer gefallen. Doch blieb die Masse des Erhaltenen
immer noch groß. Seit der Mitte des 18. Jahrh., zuerst durch Benedikt XIV., ward der Erhaltung und Wiederherstellung
größere Sorgfalt zugewandt. 1811 begann die Bloßlegung des antiken Bodens um das Kolosseum; 1813 fand man die unterirdische Anlage
der Arena, 1874 ging man daran, die Arena wiederum von Schutt und Erde zu räumen und die unterirdischen
Gänge zu säubern. Gegenwärtig ist die Hälfte sämtlicher innern Substruktionen bloßgelegt.
Der Umfang beträgt 524, die Länge der großen Achse 188, der kleinen 155, die entsprechenden Achsen der Arena 86 und 54 m,
die Gesamthöhe 48 m. Das Gebäude selbst, von elliptischer Form, ist aus Travertinquadern ausgeführt. Die Außenseite stellt
sich in vier Stockwerken dar, von denen die drei untersten aus je 80 Bogen
[* 11] und Pfeilern mit vorgelegten dor., ion. und korinth.
Halbsäulen bestanden (nur 33 sind vom Untergeschoß erhalten). Das Ganze hat vier Haupteingänge, die durch reichen
Schmuck ausgezeichnet waren.
Innerhalb der Umfassungsmauer befinden sich fünf elliptische Mauerringe, welche, an Höhe nach innen
zu abnehmend, die Sitze der Zuschauer trugen. Bewundernswert ist besonders die Anlage der innern Gänge und Treppen, die zu
den verschiedenen Sitzreihen führten. Die marmornen Sitzstufen, bis auf ganz geringe Reste zerstört, stiegen terrassenförmig
von der Arena bis zur Höhe des dritten äußern Stockwerks. Zu unterst befand sich das Podium mit der
Kaiserloge und gegenüber liegendem entsprechendem Balkon an den beiden Enden der kleinen Achse der Arena; auf den Sitzen des
Podiums nahmen Senatoren, Vestalinnen, fremde Gesandte und andere Ehrengäste Platz.
Zwei weitere Stufenordnungen (maeniana), die erste mit etwa 16, die zweite mit etwa 20 Stufen, waren für
die röm. Ritter und Bürger bestimmt. Oberhalb folgt eine mit Zugangsthüren (vomitoria) und Fenstern durchbrochene Gürtelwand
(balteus), die, wie es scheint, eine aus 80 Säulen
[* 12] bestehende, dem vierten äußern Stockwerk entsprechende Halle
[* 13] trug. Innerhalb
der Halle, auf Holzgerüsten, fanden die Zuschauer aus den untern Klassen Platz. Unter der Arena zogen sich
gemauerte Gänge hin, teils für die wilden Tiere, teils für Maschinerien aller Art. Die Zahl der Zuschauer, welche das Kolosseum fassen
konnte, wird auf 87000 angegeben. -