Kolóß
(grch.), eine
Bildsäule von übernatürlicher
Größe. Besonders die ägypt. Kunst, zu deren
Charakterzügen die Koloss
alität gehört, hat zahllose Kolóß
, oft aus dem härtesten Gestein, bis zur
Größe von mehr als 20 m
hervorgebracht. Zu den berühmtesten unter den erhaltenen ägypt. Koloss
alstatuen gehören,
außer dem Sphinxkoloß
bei
Giseh (s.
Tafel:
Ägyptische Kunst I,
[* 1]
Fig. 1), die beiden sitzenden
[* 1]
Figuren des
Amenophis III. (s. d.),
die, noch 16 m hoch, im westl.
Teile des alten
Theben (bei Medinet-Habu) emporragen und von denen die eine später den Griechen
als
Statue des Memnon (s. d.) galt. Unter den griechischen Kolóß
sind
die berühmtesten die drei Werke des
Phidias: das Bronzestandbild der
Athena
Pro-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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machos auf der Akropolis [* 3] zu Athen, [* 4] deren Helmbusch und Lanzenspitze schon den von Sunion Heranschiffenden sichtbar war, und die beiden Goldelfenbeinbilder der Athena Parthenos im Parthenon zu Athen (s. Textfig. 1 beim Artikel Athena) und des Zeus [* 5] in Olympia.
Besonders bekannt ist der zu den sieben Weltwundern gerechnete Kolóß
zu Rhodus, welcher den Helios
[* 6] (Sonnengott),
die Nationalgottheit der Rhodier, darstellte, von Chares aus Lindos, einem Schüler des Lysippos, stückweise aus Metall gegossen
und nach 12 Jahren, um 290 oder 280 v. Chr., vollendet wurde. Seine Höhe belief sich auf 34 m; er stand am Hafen (nicht aber,
wie man früher irrig annahm, mit ausgespreizten Beinen über der Mündung des Hafens), wurde bereits nach 56 oder 66 Jahren
nebst einem Teile der Stadt durch ein Erdbeben
[* 7] umgestürzt und infolge eines Orakelspruchs nicht wieder aufgestellt. Der arab.
Feldherr Muawiah verkaufte nach der Eroberung der Insel 653 n. Chr. die Trümmer an einen Juden aus Edessa,
welcher zur Wegschaffung des Erzes 900 Kamele
[* 8] gebraucht haben soll. (Vgl. C. F. Lüders, Der Kolóß
von Rhodus, Hamb.
1865.) Außerdem fanden sich in Rhodus noch hundert andere Kolóß.
Die moderne Kunst hat erst verhältnismäßig spät Kolóß
aufgerichtet. Unter diese gehören die Statue des heil. Karl Borromäus
bei Arona, der Hercules zu Wilhelmshöhe bei Cassel, die Bavaria zu München,
[* 9] das Hermannsdenkmal,
[* 10] die Germania
[* 11] auf dem Niederwald und die Statue der Freiheitsgöttin auf Bedloes Island
[* 12] am Hafeneingang von Neuyork.
[* 13]