Kolonnentaktik.
Für die aus Massenaufgeboten formierten Heere der ersten franz. Republik war aus Mangel an Disciplin und Exerzierdrill die Lineartaktik unanwendbar; anstatt der langen Linien wandte man geschlossene Kolonnen an, in denen die ungeübten Mannschaften einen gewissen Halt fanden. Mit den in mehrern Treffen hintereinander auftretenden Kolonnen verband man die aus dem Nordamerikanischen Unabhängigkeitskriege her bekannt gewordenen regellosen Schützenschwärme.
Bei der wachsenden Größe der Heere zeigte sich bald die Gliederung in Unterabteilungen notwendig; bei den Franzosen zuerst bildete sich die ständige Truppeneinteilung in Divisionen heraus, und diese wurden die strategische Einheit. Napoleon fand diese Veränderungen zwar bereits vor, aber erst durch zwei Siege wurden sie allgemein anerkannt und nachgeahmt; auch brachte er die Kolonnentaktik dadurch erst zu voller Wirkung, daß er die Gefechtsreserve anwandte. In Preußen wurde die Angriffskolonne oder Kolonne nach der Mitte (s. Kolonne) die Normalgefechtsformation des Bataillons, welche durch eine schnelle Herstellbarkeit der Linie die Vorteile der Linientaktik mit denen der Kolonnentaktik zu vereinigen suchte; zum Widerstand gegen Kavallerie nahm die Kolonne nach der Mitte die Form des vollen Karrees an. Im engern Verbande der meist sechs Bataillone starken Brigade wurden zwei, bisweilen drei Treffen formiert, wobei die Bataillonskolonnen desselben Treffens nebeneinander, die Bataillone der verschiedenen Treffen aber auf die Zwischenräume der zwei vordern Treffen gerichtet standen (schachbrettförmig, en échiquier). Die Einleitung des Gefechts erfolgte durch eine schwache Schützenentwicklung vor der Front; ging die Brigade zum Angriff vor, so füllten die Schützen die Zwischenräume (Intervalle) zwischen den Bataillonen aus (Schützen in der Intervalle).