1) EhemaligesChanat in
Centralasien, zu beiden Seiten des
Syr-darja, grenzte im O. an
China,
[* 2] im
W. an
Buchara, im
S. an Karategin,
im N. an den Steppenfluß
Tschu und hatte gegen 220000 qkm. Das Land hatte sich 1597 von
Buchara freigemacht. 1840 begannen neue
Händel, die zuletzt die Einmischung der
Russen hervorriefen. 1853 wurde von den letztern
die Feste
Ak-metschet (jetzt
Fort Perowskij) erobert, 1864
Turkestan genommen, bald darauf Tscheschkent
(Taschkent), 1866
Chodschent, 1876 der
letzte Rest K.s, aus dem das russ. Gebiet Ferghaná (s. d.)
gebildet wurde. - 2)
Kreis
[* 3] im westl.
Teil des russ.-centralastat. Gebietes Ferghaná, hat 15 036,5 qkm und 201 977 E. - 3)
Kreisstadt im
KreisKokan, 12 km südlich vom
Syr-darja, an drei
Armen des Flüßchen
Tul, hat (1885) 54 043 E. Kokan ist Knotenpunkt
verschiedener Karawanenzüge und war bis 1876 Hauptstadt des Chanats.
Als dieser von Obeidullah (1511) geschlagen war, verlor Chokand seine Selbständigkeit, welche es erst nach dem Sturz der Scheibaniden
(s. Bochara) wiederherstellte. Unter der schlaffen Regierung der letzten Aschtarchaniden (s. d.) waren die Herrscher Chokands
nur wenig oder gar nicht beunruhigt. Mit dem Auftreten des HausesMangit (s. d.) änderte sich aber das
Verhältnis. Emir Maasum führte wegen Chodshent einen blutigen Krieg, und sein Enkel Nasrullah suchte sich Chokands zu bemächtigen,
dem Mehemmed AliChan von Chokand durch Grenzerweiterung und durch Hebung
[* 6] des innern Wohlstandes einen gewissen Glanz verliehen hatte.
Dieser aber ergriff 1841 selbst die Offensive, indem er die bocharische Garnison aus Ura Tjube vertrieb.
Nasrullah nahm die Stadt wieder, machte sich aber durch seine Grausamkeit die Bewohner zu bittern Feinden. Kaum war er wieder
in Samarkand, als letztere im Einverständnis mit den Chokandern die bocharische Besatzung niedermachten. Nasrullah kehrte
sofort zurück, Mehemmed Ali, der zur Überwachung der bereits am Sir Darja aufwärts rückenden
Russen
einen großen Teil seiner Streitkräfte verwenden mußte, wurde bei Chodshent geschlagen, mußte die Suzeränität Nasrullahs
anerkennen und Chodshent mit vielen andern Orten abtreten.
SeinBruder und Thronrival wurde zum Gouverneur der eroberten Provinz ernannt. Bald aber versöhnten sich die
Brüder, und Chodshent mit den übrigen Orten vereinigte sich abermals mit Chokand. Sofort brach Nasrullah wieder auf, Mehemmed mußte
fliehen, wurde aber bei Mergolan eingeholt und samt seinem Bruder und zwei Söhnen in der eignen Hauptstadt hingerichtet. Der
Emir kehrte nach Bochara zurück und ließ eine Garnison in der eroberten Stadt. Bis dahin waren die Kiptschaken
ruhige Zuschauer gewesen.
Durch den Übermut der Bocharen indessen gereizt, bemächtigten sie sich bald der Stadt und setzten Schir AliChan, einen Sohn
Mehemmeds, auf den Thron.
[* 7] Wieder rückte ein bocharisches Heer ein, dessen Anführer Musulman Kul aber gemeinsame Sache mit den
Chokandern machte. Ein zweites Heer gelangte nur bis nach Ura Tjube, indem der Tod des Emirs (1860) dem Krieg
ein Ende machte. Musulman Kul riß nun die Herrschaft in Chokand an sich, wurde aber bald beiseite geschafft und der dritte Enkel
Mehemmed Alis, Chudajar Chan, an seine Stelle gesetzt.
Dem Vorschreiten der Russen einen Damm entgegenzusetzen, vermochte Chokand nicht: 1864 fiel die Stadt Turkistan in ihre Hände, dann
Tschemkent und Taschkent, ohne daß die Kiptschaken Chudajar beigestanden hätten. Jetzt nahm sich der
Emir von Bochara seines Schützlings an: er züchtigte zunächst die Kiptschaken, eroberte das östliche Chokand und setzte Chudajar
hier als Chan ein. Gegen die Russen aber verlor er die Schlacht bei Jirdschar bald fiel auch Chodshent.
Chudajar mußte die Thalgegend des Sir Darja von Mehrem ab abtreten, seine Städte den Russen öffnen und eine Kriegskontribution
zahlen. Die äußere Politik wurde ausschließlich von Taschkent aus geleitet, in den innern Angelegenheiten blieb er indes
sein eigner Herr. Infolge seiner Bedrückungen empörte sich jedoch 1875 sein Volk und zwang ihn, auf russisches
Gebiet zu fliehen; an seiner Stelle wurde sein Sohn Nassr ed din von dem Kiptschaken Abdurachman zum Herrscher von Chokand eingesetzt.
Darauf überschritten die Aufständischen die russische Grenze. Aber das Gefecht bei Teljan, die Einnahme der Feste Machram und
von Kokan zwangen Nassr ed din zur Abtretung des rechten Ufers des Sir Darja von der russischen Grenze bis
zum Naryn. Bald brachen aber im südlich des Sir Darja gelegenen Gebiet Unruhen aus, die sich selbst in dem nunmehr russischen
Territorium ausbreiteten. Pulat Bek wurde von Abdurachman zum Chan ausgerufen, nach der Einnahme von Andydjan jedoch
mit diesem gefangen genommen und die Ruhe wiederhergestellt. Nassr ed din kehrte als Chan zurück, geriet jedoch bald wieder
in die Hände der russenfeindlichen Partei und verpflichtete sich sogar, den Krieg von neuem zu beginnen. Daraufhin
¶
mehr
erging unter dem 3. März von Petersburg
[* 10] aus der Befehl, das bisherige Chanat Chokand als Gebiet Ferghana dem Generalgouvernement Turkistan
einzuverleiben.