Kohlensaures
Ammoniak (Ammoniumkarbonat, kohlensaures
Ammonium, Hirschhornsalz, flüchtiges Laugensalz, Ammonium carbonicum,
sal alkali volatile). Man kennt verschiedne Verbindungen von Ammoniak
hydrat mit Kohlensäure, von welchem
im Handel für gewöhnlich jedoch nur eine vorkommt, das Anderthalbkohlensaure
Ammoniak oder Ammoniumsesquikarbonat. Dasselbe
wird durch Erhitzen eines Gemenges von
Salmiak mit
Kreide dargestellt, wobei es sich verflüchtigt und durch Abkühlung verdichtet
und aufgefangen wird, während
Chlorcalcium zurückbleibt.
Bei der trocknen Destillation der
Knochen gewinnt man ebenfalls kohlensaures Ammoniak
, jedoch in noch
sehr unreinem Zustande; dieses übelriechende und braun gefärbte Präparat war früher unter dem Namen Ammonium carbonicum
pyroleosum offizinell. Anfangs mag man wohl auch anstatt der
Knochen Hirschgeweihe zu diesem Zwecke genommen haben, woher
der Name Hirschhornsalz kommt, den das reine Präparat im Volksmunde auch heute noch führt. Man erhält
das Präparat in großen, harten, durchscheinenden und farblosen Stücken, die den Geruch des
Ammoniaks zeigen und sich an
der Luft mit einer weißen, mehligen, leicht abreibbaren Kruste bedecken, wodurch sie undurchsichtig werden; diese Kruste
besteht aus doppeltkohlensaurem
Ammoniak. Da sich das kohlensaure Ammoniak
schon bei gewöhnlicher Temperatur nach und
nach verflüchtigt, so muß man es stets in gut verschlossenen Gefäßen und an kühlen Orten aufbewahren. Das Präparat
muß in Wasser leicht auflöslich sein, beim Übergießen mit Säuren leicht aufbrausen und sich beim Erhitzen, ohne Rückstand
zu hinterlassen, verflüchtigen. Die wässerige Lösung darf nach Übersättigen mit reiner
Salpetersäure durch Silbernitratlösung
nicht getrübt werden; eine solche Trübung oder gar ein weißer Niederschlag würde die Gegenwart von Chlor in Form von
Salmiak anzeigen. -
Verwendung findet das Präparat in der Medizin, als Teigauflockerungsmittel für Backwaren, ¶
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namentlich Pfefferkuchen, in der Wollwäscherei, in chemischen Laboratorien etc. Das doppeltkohlensaure
Ammoniak (Ammonium bicarbonicum) bildet für gewöhnlich keinen Handelsartikel; es wird aber jetzt in großen Mengen
dargestellt und verbraucht, da es dasjenige Salz ist, welches bei dem neuen Ammoniak
sodaverfahren zur Zersetzung des Kochsalzes
(Chlornatriums) behufs Gewinnung von Soda gebraucht wird; vergl. Soda. - Zollfrei.