Kohlensäure
kommt in freiem Zustande nur als
Anhydrid,
Kohlendioxyd, CO2, in der
Atmosphäre vor. - Schwankt auch
der Gehalt der
Atmosphäre nur wenig um 0,5 g im Kubikmeter oder etwa 1/10000 ihres Volums, so ist doch diese Menge
bei der
Größe der
Atmosphäre fast unermeßlich groß zu nennen; und wird auch durch den Assimilationsprozeß der
Pflanzen
eine große Menge der Kohlensäure
beständig verbraucht, so gleicht sich der Gehalt doch immer wieder aus, da durch
jeden
Verbrennungs- oder Verwesungsprozeß, durch jeden Atemzug von
Menschen und
Tieren neue Kohlensäure
der Luft
zugeführt wird.
Geschichtskarten von D

* 2
Deutschland.
Aus
Vulkanen und Erdspalten, aus
Quellen, in
Deutschland
[* 2] besonders in der Rheingegend (Burgbrohl, Hönningen, Ober-Mendig u. a.),
strömen erhebliche Mengen von Kohlensäure
aus. In anorganischen
Verbindungen macht sie einen großen
Teil der starren Erdkruste aus,
so in den Kalksteinen und Dolomiten. Ferner enthalten alle natürlichen Wasser
und der Kohlensäur
egehalt
des
Meers ist eine Hauptursache für den verhältnismäßig konstanten Gehalt der
Atmosphäre an diesem
Gas.
Man gewinnt sie in reiner Form aus Kohlensäur
equellen oder durch Zersetzen von kohlensauren
Salzen, z. B. Marmor oder
Magnesit
mit Salzsäure oder Schwefelsäure,
[* 3] gemischt mit andern
Gasen beim Verbrennen von Holzkohle, Koks oder beim
Kalkbrennen, indem man die Ofengase an der
Gicht ableitet. Ferner entsteht sie bei der Gärung von
Most, Bierwürzen und Branntweinmaischen.
Die Kohlensäure
bildet ein farbloses, säuerlich schmeckendes und riechendes
Gas, das sich bei 0° unter einem Druck von 36
Atmosphären
zu einer farblosen Flüssigkeit verdichten läßt.
Wärmeeffekt - Wärmelei

* 4
Wärme.
Läßt man flüssige Kohlensäure
aus dem Behälter, in dem sie verdichtet ist, frei ausströmen,
so gerät sie ins Sieden und verbraucht dabei so viel Wärme,
[* 4] daß der nicht verdunstende
Teil zu einer festen, weißen, schneeigen
Masse erstarrt. Eine Mischung von fester und
Äther erniedrigt durch lebhafte
Verdunstung ihre
Temperatur auf -100° C. Die gasförmige
Kohlensäure
ist in Wasser verhältnismäßig leicht löslich, die Lösung reagiert auf Pflanzenfarben wie eine Säure,
aber beim Verdunsten der Kohlensäure
verschwindet die saure Reaktion.
Die Löslichkeit in Wasser ist proportional dem dabei angewendeten Druck. Flüssigkeiten, die unter höherm Druck mit Kohlensäure
gesättigt
sind, lassen den Überschuß des
Gases beim Aufheben des Druckes unter Aufbrausen entweichen
(Sodawasser,
Schaumweine). In der
Technik macht man mehrfach Gebrauch von der Kohlensäure
, so bei der Anfertigung der künstlichen Mineralwässer
und des doppeltkohlensauren Natrons, wobei man chemisch reiner Kohlensäure
bedarf;
bei der
Darstellung der Schaumweine, wobei die Kohlensäure
durch
Gärung im
Wein in dem Versandgefäß erzeugt wird;
in der Zuckerfabrikation, der Ammoniaksodafabrikation,
wobei die aus Kalköfen abgesogene Kohlensäure
verwandt wird;
flüssige Kohlensäure
wird dazu benutzt, geschmolzenen Gußstahl unter starkem
Druck in geschlossene Formen zu pressen;
sie findet auch bei den Bierdruckapparaten (s. d.), bei der Fabrikation künstlicher Mineralwässer, zu Kaltluftmaschinen und als Feuerlöschmittel Verwendung.
Für diese Zwecke gelangt sie in eisernen, auf einen Druck von 250 Atmosphären geprüften Cylindern zu 2, 4 und 8 kg Inhalt (1 kg = 60 l gasförmiger Säure) in den Handel. Das Kilogramm flüssige Säure kostet etwa 4 M.
Kerulen - Kerze

* 5
Kerze. Die Kohlensäure
ist nicht atembar. In mit Kohlensäure gefüllten Räumen, Brunnenschächten, Abtrittsgruben,
Gärkellern kann aus diesem
Grunde Erstickung und plötzlicher
Tod eintreten. Sie unterhält die
Verbrennung
nicht,
Kerzen erlöschen darin. Vor dem
Befahren von Räumen, in denen sich Kohlensäure
angesammelt haben kann, sollte daher zur Sicherstellung
stets zunächst eine brennende
Kerze
[* 5] in dieselben versenkt werden, deren ruhiges, leuchtendes
Brennen Gefahrlosigkeit bedeutet.
In von vielen
Menschen gleichzeitig besuchten Räumen,
Schulzimmern,
Theatern, Versammlungslokalen, Wirtshäusern,
ist der Gehalt der Kohlensäure ein
Maß für den
Grad der Verdorbenheit der Luft; durch geeignete
Ventilation ist dafür zu sorgen, daß
die Menge der in 1 cbm Luft enthaltenen Kohlensäure niemals über 2 g steige.
Über die von
Kerzen- und Gasflammen
produzierten Mengen von s.
Beleuchtung.
[* 6]
Die Kohlensäure ist eine zweibasische Säure, die als Hydrat, CO(OH)2, im freien Zustande nicht bekannt ist, weil sie beim Ausscheiden aus ihren Salzen sofort
Kohlensäurebäder - Koh

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Seite 60.478.^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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in Wasser und Kohlensäureanhydrid zerfällt. Sie bildet zwei Reihen von Salzen, gesättigte oder neutrale, in denen beide Wasserstoffatome durch Metalle ersetzt sind, z. B. CO(OK)2, und saure, in denen nur ein Wasserstoffatom durch Metall vertreten ist, z. B. CO(OK) (OH). Die gesättigten kohlensauren Alkalien haben stark alkalische Reaktion, die sauren kohlensauren Alkalien reagieren schwach alkalisch. Die kohlensauren Alkalien sind in Wasser leicht löslich; die gesättigten Erd- und Metallsalze der Kohlensäure sind unlöslich; die sauren Salze dagegen löslich. Die Kohlensäure gehört zu den schwächsten Säuren, sie wird durch fast alle übrigen Säuren aus ihren Salzen, den Carbonaten, verdrängt. Über die letztern s. die Einzelartikel.