Kohle
,
ein Zersetzungsprodukt der organischen Materie. Diese
Zersetzung erfolgt auf sehr verschiedene
Weise, durch Erhitzung
bei Luftabschluß, durch Vermoderung, durch Einwirkung von Säuren. Doch ist die dabei entstehende Kohle
nie identisch
mit
Kohlenstoff (s. d.), sondern bildet den Übergang der organischen
Substanz, aus der sie hervorgegangen ist, zum
Kohlenstoff.
Daher ist die Kohle
ein kompliziert zusammengesetzter Körper, der außer dem
Kohlenstoff noch
Wasserstoff,
Sauerstoff und sehr häufig
Stickstoff in organischer
Verbindung enthält. Je nach der Art des zersetzenden
Eingriffs und je
nach der
Dauer desselben enthält sie mehr oder weniger von diesen Elementen und steht entweder der ursprünglichen organischen
Substanz oder dem
Kohlenstoff näher. Selbst die
Arten von Kohle
, die man gewöhnlich als identisch mit
Kohlenstoff
betrachtet, machen hiervon keine Ausnahme. So enthält die Holzkohle
leicht bestimmbare Mengen von
Wasserstoff und Sauerstoff
chemisch gebunden; sogar die bei Schmelzhitze des Platins geglühte Holzkohle
enthält noch eine gewisse Menge dieser Elemente.
Knochen

* 2
Knochen. Die Form der Kohle
ist im allgemeinen amorph, so der
Lampenruß, der
Kienruß, die Zuckerkohle;
sehr häufig
behält aber die Kohle
die Form der ursprünglichen organischen
Substanz bei, so die
Braunkohle, Holzkohle
und die
Knochenkohle,
die genau die
Struktur des Holzes oder der
Knochen
[* 2] zeigen. Die verschiedenen, im
Schoße der Erde abgelagerten
Kohle
, die als Heizmaterialien (s. d.) benutzt werden, sind durch Vermoderung
aus Pflanzensubstanz hervorgegangen. Ähnliche Umwandlungen lassen sich künstlich nachahmen.
Erhitzt man Holz
[* 3] bei Luftabschluß, so erhält man je nach der dabei wirkenden
Temperatur Produkte, die in ihrer Zusammensetzung
eine vollständige
Parallele
[* 4] zu den
Torfen,
Braunkohlen,
Steinkohlen,
Anthraciten bilden. Man benutzt dies
Verhalten, um durch Verkohlung (s. d.) oder Verkokung (s.
Koks) die an
Wasserstoff und Sauerstoff reichen in kohle
nstoffreiche
Stoffe umzuwandeln. Die Überführung von in reinen
Kohlenstoff
ist äußerst schwierig. Sie gelingt nur dadurch, daß möglichst scharf geglühte Holzkohle zunächst anhaltend mit Salzsäure
und Wasser gewaschen wird, um alle mineralischen
Stoffe zu beseitigen, und dann nach dem
Trocknen nacheinander
in einem
Strome von Chlorgas und schließlich in
Stickstoff geglüht wird, wobei der
Stickstoff dazu dient, das von der Kohle begierig
absorbierte
Chlor zu verdrängen.
Nächst ihrer Verwendung als Heizmaterial hat die in ihrer porösen Form die äußerst wichtige Fähigkeit, aus Auflösungen, die mit Kohle gekocht oder durch Schichten grobpulverisierter Kohle filtriert werden, färbende und riechende Stoffe sowie die meisten Metallsalze zu entfernen und in ihren Poren aufzunehmen. Darauf gründet sich die Anwendung der Kohle als Entfuselungsmittel des Branntweins, Entfärbungsmittel des Zuckersaftes in den Rübenzuckerfabriken und Raffinerien u. s. w. Zu diesen Zwecken ist Knochenkohle (s. d.) mehr geeignet als Holzkohle.
Die Kohle absorbiert auch Gasarten und verdichtet dieselben in ihren Zwischenräumen so bedeutend, daß dadurch Veranlassung zu Temperaturerhöhung gegeben wird, die zuweilen bis zur Entzündung steigen kann. Die hier und da vorkommenden Selbstentzündungen von Kohlenhaufen haben hierin zum Teil ihren Grund. Man benutzt dieser Fähigkeit wegen grobgepulverte Kohle auch zur Absorption riechender Dämpfe, übelriechendes, faules Wasser, durch Holzkohle filtriert (s. Wasserreinigung), wird klar und genießbar, weshalb Wasser in inwendig verkohlten Fässern lange frisch bleibt. Zu Zeichenkohle wird meist Holzkohle aus Lindenholz verwendet.
Bodensee-Gürtelbahn -
![Bild 67.194: Bodensee-Gürtelbahn - Böhle [unkorrigiert] Bild 67.194: Bodensee-Gürtelbahn - Böhle [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0194.jpeg)
* 5
Bogenlicht.Über die Kohle für elektrisches Bogenlicht [* 5] s. Bogen, [* 6] elektrischer. Über Vorkommen, besondere Eigenschaften, Statistik und Litteratur s. die Einzelartikel: Anthracit, Braunkohle, Gagat, Holzkohle, Koks, Steinkohle;
über die Kohlenproduktion der einzelnen Länder s. deren Artikel;
über chem. Zusammensetzung und Heizeffekt der s. Heizmaterialien.