Kohäsion
(lat.), die molekulare Anziehungskraft, welche zwischen den benachbarten Teilchen
eines festen
Körpers thätig ist und welche, wenn man die Teilchen durch eine
äußere
Kraft
[* 2] voneinander
zu entfernen sucht, die Trennung derselben zu verhindern strebt. Die
Festigkeit
[* 3] (s. d.), d. h. der
Widerstand, welchen ein
Körper gegen das Zerreißen, Zerbrechen, Zermalmen, Zerdrehen leistet, ist demnach eine Äußerung der Kohäsion;
ebenso die Härte (s. d.), d. h. der Widerstand;
welchen ein
Körper dem Ritzen seiner Oberfläche entgegensetzt. Je nach
der Art, wie die Trennung der Teilchen erfolgt, wird das Verhalten der
Körper hinsichtlich ihrer Kohäsion
verschieden bezeichnet;
wird der Zusammenhang nicht sogleich völlig gelöst, sondern geht dem Zerreißen eine beträchtliche und bleibende Gestaltsänderung vorher, so heißt der Körper geschmeidig;
die Geschmeidigkeit selbst wird wieder je nach der besondern Art der Einwirkung Dehnbarkeit oder Streckbarkeit, Hämmerbarkeit, Schweißbarkeit, Knetbarkeit, Biegsamkeit, Zähigkeit genannt.
Erfolgt die Trennung plötzlich und ohne vorangegangene merkliche Formänderung, so heißt der Körper spröde. Harte Körper sind in der Regel spröde, weiche dagegen geschmeidig. Die Teile geschmeidiger Körper lassen sich durch bloßes Zusammenpressen wieder zu einem Ganzen vereinigen; so werden z. B. Platingeräte durch Zusammenpressen des Platinschwammes hergestellt und zwei glühende Eisenstücke durch Zusammenschweißen miteinander zu einem Stück vereinigt.
Eisen I

* 4
Eisen.Alle diese Eigenschaften scheinen weniger durch die stoffliche Beschaffenheit der Teilchen als vielmehr durch das Gefüge, d. h. die gegenseitige Anordnung der Teilchen, bedingt zu sein; dafür spricht, daß dieselben oft durch geringe Beimengungen einer andern Substanz sowie durch Temperaturwechsel beträchtlich geändert werden. Am bekanntesten ist ist dieser Beziehung das Eisen, [* 4] welches durch eine geringe Vermehrung seines Kohlenstoffgehalts zu Stahl wird.
Kupfer
[* 5] gewinnt durch Zusatz von etwas
Zinn an
Härte. Der erhitzte
Stahl wird durch rasches
Abkühlen gehärtet,
die Kupferzinnlegierung dagegen wird durch dasselbe
Verfahren weniger hart.
Beim
Abkühlen eines erhitzten Stahlstücks wird
zuerst die Oberfläche kalt und zieht sich zusammen, während das
Innere noch heiß und ausgedehnt bleibt; erkaltet nachher
auch der
Kern, so findet er in der wie ein
Gewölbe
[* 6] widerstehenden
Hülle ein Hindernis gegen die natürliche
Zusammenziehung. So geraten die äußern Teilchen in einen Zustand gewaltsamer Pressung, die innern aber in einen Zustand
gewaltsamer
Spannung, der sich als
Sprödigkeit offenbart. Dasselbe gilt von rasch abgekühltem
Glas
[* 7] (vgl.
Glasthränen und
Bologneser Flasche).
Die flüssigen
Körper besitzen nur geringe Kohäsion;
über die Kohäsion
serscheinungen der
Flüssigkeiten s.
Kapillarität. Die luftförmigen
Körper haben gar keine Kohäsion.